Universitätsmedizin Mainz bietet neuartiges Verfahren zur Behandlung von Bluthochdruck an

"Renale Denervation" erstmals erfolgreich eingesetzt / Ausschaltung überaktiver Nerven der Nierenarterien durch Strom

12.12.2011

Ärzte der II. Medizinischen Klinik und Poliklinik der Universitätsmedizin Mainz haben erstmals ein neuartiges Verfahren zur Behandlung von Bluthochdruck eingesetzt. Die sogenannte "renale Denervation", bei der überaktive Nerven der Nierenarterie mit Strom ausgeschaltet werden, wird in Mainz – je nach spezifischem Krankheitsbild des Patienten – sowohl von den Kardiologen als auch von den Radiologen angeboten. Die Methode bietet die Aussicht auf eine langfristige Absenkung des Blutdrucks und ist vor allem für jene Menschen interessant, deren Blutdruck mit Medikamenten nur schwer einstellbar ist.

Bluthochdruck ist eine Volkskrankheit. Schätzungsweise 15 Millionen Menschen in Deutschland sind davon betroffen. Zahlen der Mainzer Gutenberg Gesundheitsstudie zeigen, dass 58 Prozent der über 30-Jährigen an Bluthochdruck leiden, dem wichtigsten Risikofaktor für Herzinfarkt und Schlaganfall. Es ist ebenfalls bekannt, dass nur etwa jeder achte Patient mit Bluthochdruck in Deutschland einen medikamentös gut eingestellten Blutdruck hat. Bei 5-10 Prozent der Patienten, die einen erhöhten Blutdruck haben, gelingt es selbst mit einer Mehrfachtherapie bestehend aus drei oder mehr Medikamenten nicht, einen normalen Zielblutdruck zu erreichen. "Wir freuen uns, dass wir gerade bei diesen Patienten jetzt die Methode der renalen Denervation anbieten können. Für sie ist es eine sichere und langfristige Behandlungsmöglichkeit", so Prof. Dr. Thomas Münzel, Direktor der II. Medizinischen Klinik und Poliklinik.

Die Nerven der Nierenarterie sind an der Regulation des Blutdrucks beteiligt. Bei einem Bluthochdruck senden diese zu viele Signale und melden dem Gehirn so fälschlicherweise, dass eine zu geringe Menge Blut bei der Niere ankommt. "Es bilden sich dann verstärkt Hormone, die den Blutdruck in die Höhe schnellen lassen", erklärt Oberarzt PD Dr. Ulrich Hink, Leiter der Herzkatheterlabors, der gemeinsam mit Prof. Dr. Thomas Münzel das neue Verfahren anwendet. Bei der renalen Denervation wird daher das dichte Nervengeflecht, das sich um die Nierenarterie windet, gezielt durch das Blutgefäß mittels Strom verödet. Da das Nervengewebe sich nicht regeneriert, wird der Einfluss dieser Nervenfasern auf den Blutdruck langfristig verringert.

Die eigentliche Behandlung verläuft folgendermaßen: Ein Katheter wird unter Röntgenkontrolle über die Leistenschlagader in der Nierenarterie platziert. Dort wird die Arterienwand durch zirkulär gesetzte Stromimpulse erwärmt und an der Gefäßwand verlaufende Nervenfasern werden zerstört. Mehr als 500 weltweit durchgeführte Eingriffe sind bisher erfolgreich verlaufen. Bei mehr als 80 Prozent der Patienten kam es laut Studienlage zu einer deutlichen Senkung des Blutdrucks. "Dies ermöglicht es, die Zahl der Medikamente bei den Patienten zu reduzieren, was zu einer höheren Lebensqualität nicht unerheblich beiträgt", so Münzel.