Universitätsmedizin Mainz baut Netzwerk der Exzellenz in klinischer Ethik aus

Kooperation mit indischer Universität in Fragen der Medizinethik

12.04.2011

Die Universitätsmedizin Mainz und die Medizinische Fakultät der Yenepoya Universität Mangalore (Indien) haben eine Zusammenarbeit vereinbart und damit einen richtungsweisenden Schritt auf dem Weg, ein internationales Netzwerk der Exzellenz in klinischer Ethik zu bilden, getan. Bereits seit 2009 ist das Zentralklinikum in Portland, Oregon (USA) Netzwerkpartner. Besonders im Fokus der vergleichenden Forschung stehen die von Kultur zu Kultur variierenden Ansätze im ärztlichen und pflegerischen Umgang mit Patienten, aber auch der Umgang mit begrenzten finanziellen Ressourcen in der Gesundheitsversorgung.

"Wir wissen, dass ethisches Entscheiden und Handeln stark kulturell geprägt ist. Voneinander zu lernen ist eines der Kernziele des Netzwerks", erläutert der Direktor des Instituts für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin an der Universitätsmedizin Mainz, Prof. Dr. Norbert W. Paul, zum Hintergrund der Kooperationsvereinbarung. "Spannend sind Fragen wie: Wie begegnen andere Länder anderer Kulturkreise der Ressourcenknappheit? Wie gehen andere Kulturen mit Entscheidungen am Lebensende um? Welche Entscheidungsautonomie wird diesbezüglich Menschen zugestanden?"

Bemerkenswert ist laut Norbert W. Paul insbesondere, dass die Universitätsklinik Yenepoya Patienten vorrangig aus humanitären Gründen, also unentgeltlich, behandelt. Die Finanzierung der "Medical School" erfolge aus Einkünften, die Firmen der Universität erwirtschaften – bspw. durch Aufbereitung und Verkauf von Trinkwasser in Flaschen. Damit orientiere sich die Yenepoya University an Grundprinzipien der Gerechtigkeit, wie sie auch der in Harvard lehrende indische Nobelpreisträger Amartya Sen neu als Handlungsempfehlung formuliert. Die Umsetzung dieser ethischen Grundsätze macht die Yenepoya Universität zu einem interessanten Kooperationspartner.

Einen ganz konkreten Anspruch an das Netzwerk formuliert Paul wie folgt: "Innerhalb der kommenden 5 Jahre soll ein internationales Ausbildungs- und Zertifizierungsprogramm für klinische Ethik entstehen. In dieses übergeordnete Ausbildungs- und Zertifizierungsprogramm sollen auch zentrale Erkenntnisse aus dem Masterstudiengang Medizinethik an der Universitätsmedizin Mainz einfließen."

Dass von der vergleichenden Forschung auf dem Feld der Medizinethik nicht nur der Standort Mainz profitieren kann, davon ist der Wissenschaftliche Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, Prof. Dr. Dr. Reinhard Urban, überzeugt: "Ein vielversprechendes Forschungsprojekt mit der Yenepoya Universität hat ethisches Entscheiden in klinischen Fragen bei der Verteilung begrenzter Ressourcen zum Gegenstand. Vor dem Hintergrund, dass hierzulande vielfach eine Kostenexplosion im Gesundheitswesen angeprangert wird, ist auch bei uns in Deutschland der effiziente Umgang mit begrenzten Ressourcen ein Dauerthema."