Tutoren und Tutorinnen in der Medizin: Wertvolle Unterstützung für Studium und Lehre

Fachbereich Medizin stockt Mittel für das Tutorenprogramm zum Sommersemester 2008 auf €60.000 auf

06.03.2008

Sie sind die rechte Hand vieler Dozenten, wenn die Medizinstudentinnen und -studenten zu den praktischen Übungen strömen: Tutoren helfen an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz seit einigen Jahren bei der Betreuung und Anleitung der Studierenden in Praktika, unterstützen die Lehrenden aber auch in vielen anderen Bereichen. Die Mittel für die Tutoren und Tutorinnen, die im Lehrbetrieb der Universität eine wichtige Säule sind, hat der Fachbereich Medizin in den letzten Jahren kontinuierlich aufgestockt. Knapp €60.000 werden hierfür im Sommersemester 2008 zur Verfügung stehen. "Die Mittel sind ein wichtiger Baustein bei unseren Bestrebungen, Studium und Lehre in der Medizin, angefangen von den Erstsemestern bis hin zu den Doktoranden, weiter zu verbessern", erklärte der Dekan des Fachbereichs Medizin, Prof. Dr. Dr. Reinhard Urban.

Während studentische Hilfskräfte an den Universitäten seit eh und je auf ganz verschiedenen Gebieten beschäftigt werden, hat die Mitarbeit von Tutoren und Tutorinnen im Lehrbereich der Medizin vor allem mit der neuen Approbationsordnung für Ärzte im Jahr 2003 einen Aufschwung genommen. "Die Forderung nach verstärkter Arbeit in Kleingruppen geht mit einem höheren personellen Aufwand einher, den wir dank unseres Tutorenprogramms und der dafür kontinuierlich erhöhten Mittel gut bewältigen können", erläutert der Studiendekan des Fachbereichs Medizin, Prof. Dr. Peter Brockerhoff. Im Sommersemester 2008 werden etwa 100 Tutoren und Tutorinnen den Studierenden vom ersten bis letzten Semester in ihren Kursen und Praktika zur Seite stehen. "Damit erreichen wir eine intensivere individuelle Betreuung und können in den Pflichtpraktika viel stärker problemorientiert lehren beziehungsweise lernen. Das wird von den Studierenden sehr gut evaluiert", so Brockerhoff. Gerade bei Studienanfängern sowie bei unsicheren Studierenden wirkt sich die Anleitung durch ältere Kommilitoninnen oder Kommilitonen positiv auf den Lernfortschritt aus. Auch die in einigen Praktika und Kursen angebotenen freiwilligen Fördertutorien für ausländische Studierende werden sehr gut angenommen und helfen, insbesondere sprachliche Barrieren zu überwinden.

Verstärkt wurden in den letzten Semestern auch Tutoren im Bereich "Blended Learning", einer Kombination aus Präsenzlehre und E-Learning, eingesetzt, zum Beispiel bei der Einarbeitung der Studierenden in die Benutzung von E-Learning-Plattformen der einzelnen wissenschaftlichen Einrichtungen. Die Tutoren stehen als Ansprechpartner bei computergestützten Praktika zur Verfügung oder helfen bei der Bearbeitung webbasierter Lernfälle, die die Präsenzlehre durch Einheiten zum Selbststudium ergänzen.

Daneben arbeiten Tutoren auch auf einzelnen Stationen des Klinikums: Sie begleiten die Studentinnen und Studenten zu den zu untersuchenden Patienten und sprechen mit ihnen die Befunde durch. Entsprechend geschulte Tutoren beobachten und beurteilen zudem im Kurs "Einführung in die klinische Medizin" die von den Studierenden zu Ausbildungszwecken simulierten Anamnesegespräche.

Mit Unterstützung von insgesamt 40 Tutoren konnte im Pflichtkurs "Perkussion" des 5. Semesters eine innovative, praxisorientierte Prüfungsform konzipiert und vor wenigen Tagen erstmals durchgeführt werden: die Objective Structured Clinical Examination (OSCE), eine im angloamerikanischen Sprachraum seit mehr als 30 Jahren etablierte Prüfungsform. An verschiedenen Prüfungsstationen werden neben praktischen Fähigkeiten wie beispielsweise der korrekten Durchführung einer Untersuchung außerdem sogenannte Soft Skills überprüft, etwa der angemessene Umgang mit den Patienten. Da klinisch-praktische Kompetenzen für den ärztlichen Alltag von entscheidender Bedeutung sind, ist es dem Fachbereich Medizin ein besonderes Anliegen, neue Prüfungsformen wie die OSCE einzuführen, die nicht nur theoretisches Wissen abfragt, sondern praktische Fähigkeiten, die Bewältigung ärztlicher Routinen und den adäquaten Umgang mit Patienten prüft.

Seit dem Sommersemester 2007 fördert der Fachbereich Medizin im Rahmen des Tutorenprogramms den Einsatz von zehn Studierenden höherer Semester in einem Pilotprojekt zur Leistungsdokumentation über die ICD-10-Codierung im klinischen Prozess. Das Projekt ist im Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin angesiedelt. Bislang wurden die ICD-10-Codierungen von den Ärztinnen und Ärzten auf den klinischen Stationen vorbereitet und innerhalb des SAP-Systems erfasst und codiert. Hierbei werden sie nunmehr während der täglichen Visite von entsprechend geschulten Studierenden begleitet, die die Eingruppierung und die Leistungsdokumentation selbstständig übernehmen. Durch die Einbindung der Studierenden in die Leistungserfassung wird nicht nur der Prozess auf den Stationen unterstützt, sondern die Studierenden werden auch praktisch und unmittelbar auf ihre künftige Tätigkeit vorbereitet. Da die Pilotstudie sehr positive Ergebnisse zeigt, soll die Förderung durch den Fachbereich Medizin fortgesetzt und das Projekt auf weitere klinische Stationen ausgedehnt werden.