Innovatives chirurgisches Verfahren erst an wenigen deutschen Kliniken etabliert
14.12.2010
In der Universitätsmedizin Mainz haben Ärzte der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie erstmals bei einem Patienten mit Speiseröhrenkrebs die Speiseröhre minimal-invasiv entfernt und ersetzt. Dem Patienten geht es sehr gut, er konnte bereits wenige Tage nach dem Eingriff entlassen werden. Auch ein zweiter Eingriff dieser Art verlief inzwischen erfolgreich. Die minimal-invasive Methode ist deutlich schonender als das herkömmliche "offene" Verfahren. Die Patienten haben weniger Schmerzen, erholen sich schneller von dem Eingriff und können früher die Klinik verlassen.
Der Barrett-Karzinom, die häufigste Form des Speiseröhrenkrebses, gilt zwar im Vergleich zu anderen Krebserkrankungen als seltene Krebsart, aber die Zahl der Erkrankungen ist in den letzten Jahren stark angestiegen: So ist das Barrett-Karzinom zahlenmäßig die am schnellsten zunehmende Krebsart in der westlichen Welt. Heute erkranken sechsmal mehr Menschen daran als noch vor 30 Jahren. Speiseröhrenkrebs wird oftmals spät erkannt, da Symptome wie Schluckstörungen meist erst in einem fortgeschrittenen Krankheitsstadium auftreten. Risikofaktoren sind häufiges Sodbrennen, aber auch Rauchen und exzessiver Alkoholkonsum.
Zur Therapie des Speiseröhrenkrebses ist meist ein chirurgischer Eingriff nötig: In der üblichen "offenen" Variante erfolgt diese Operation, die einen der größten Eingriffe in der Tumorchirurgie darstellt, über einen sogenannten 2-Höhleneingriff mit bis zu 20 Zentimeter großen Schnitten an Bauch und Brustkorb. Bei der minimal-invasiven Variante, der sogenannten Schlüssellochchirurgie, führt der Chirurg die benötigten Instrumente über mehrere kleine, maximal ein Zentimeter große Schnitte in den Bauchraum ein. Lediglich der Schnitt zur eigentlichen Entfernung des Tumors ist mit drei bis vier Zentimetern etwas größer. "Der Patient hat bei der minimal-invasiven Variante mehrere Vorteile", erläutert PD Dr. Ines Gockel, Oberärztin der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie. "Das chirurgische Trauma und die damit verbundenen postoperativen Schmerzen sind geringer, die Patienten genesen schneller, entwickeln dadurch weniger Komplikationen und der stationäre Aufenthalt wird verkürzt."
Die chirurgischen Prinzipien des minimal-invasiven Eingriffs entsprechen denjenigen des offenen Zugangs: In einem ersten Schritt erfolgt die Bildung des sogenannten Schlauchmagens. Dabei wird ein Teil des Magens in einen Schlauch umgewandelt, der die erkrankte Speiseröhre ersetzen soll. Anschließend wird der Patient in eine Linksseitenlage gelagert, um zunächst im Brustkorb die Speiseröhre mit dem Tumor zu entfernen und dann den gebildeten Schlauchmagen mit dem verbliebenen oberen Teil der Speiseröhre zu verbinden. Dieser aufwendige Eingriff dauert üblicherweise mehrere Stunden.
"Die minimal-invasive Therapie des Speiseröhrenkrebses stellt hohe Ansprüche an das gesamte Behandlungsteam und wir sind sehr froh, dass wir dieses innovative Verfahren als eine der ersten Kliniken in Deutschland nun anbieten können", betont Prof. Dr. Hauke Lang, Direktor der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie. "Für unsere Patienten bietet es große Vorteile, sodass wir diese Methode in Mainz sicherlich zukünftig fest etablieren werden."