Integrierte Standard-Verwaltungssoftware wird bis Ende 2004 eingeführt / Umstellung auf kaufmännisches Rechnungswesen zum Jahreswechsel
24.02.2003
Ein weiterer Schritt zur Reorganisation und Effektivierung universitärer Strukturen: Die Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) führt als erste Hochschule in Rheinland-Pfalz im Rahmen ihres Reformprozesses eine integrierte Standard-Verwaltungssoftware ein. Bis Ende 2004 soll das neue System flächendeckend implementiert und lauffähig sein. Bereits zum Jahreswechsel 2003/2004 stellt die Universität vom kameralen System auf das System des kaufmännischen Re-chnungswesens um. "Diese betriebswirtschaftlichen Instrumente werden uns eine effizientere Steuerung unserer Ressourcen erlauben", erklärt der Präsident der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Prof. Dr. Jörg Michaelis, "gerade die Einführung der Kosten- und Leistungsrechnung zählt zu den Schwerpunkten unseres Modernisierungsprozesses 'Neues Steuerungsmodell' und stellt einen wichtigen Schritt im Bemühen um den Ausbau von Autonomie und Selbstbestimmung unserer Universität dar."
Die JGU hat sich für das Software-Produkt M1 des Lübecker Mittelständlers MACH-AG entschieden. MACH legte als Generalunternehmer ein wesentlich wirtschaftlicheres und kostengünstigeres Gesamtangebot als die Mitbewerber vor. "Sowohl bei den Softwarelizenzen als auch bei der Einführungs-unterstützung war das MACH-Angebot günstiger", erklärt der Kanzler der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Götz Scholz. Das Finanzvolumen der Beschaffung beträgt rund 1,3 Millionen Euro, von denen der Bund im Rahmen des Hochschulbauförderungsgesetzes 317.500 Euro beiträgt, nachdem das Begutachtungsverfahren durch die DFG positiv abgeschlossen wurde.
M1 von MACH deckt die Bereiche Finanzbuchhaltung, Haushalt, Anlagenbuchhaltung, Materialwirtschaft und Logistik sowie die Drittmittelverwaltung ab. Als Partner von MACH werden die niederländische Firma PLANON das Instandhaltungs- und Auftragsmanagement sowie das Gebäudemanagement (Facilitymanagement), die Firma COGNOS das Data Warehouse beisteuern. "Im Endausbau wird eine integrierte Verwaltungssoftware mit umfassenden Funktionalitäten und Informationsmöglichkeiten die zentralen und dezentralen Verwaltungs- und Steuerungsaufgaben unterstützen", so der Kanzler, "insgesamt wird die Hochschule mit einer ganzheitlichen Softwarelösung die eigene Leistungsfähigkeit erhöhen, um sich im zunehmenden interuniversitären Wettbewerb behaupten zu können."
Kosten-Leistungsrechnung und kaufmännisches Rechnungswesen
Gleichzeitig mit der neuen Software werden die Kosten-Leistungsrechnung (KLR) und das kaufmännische Rechnungswesens (KReW) an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz eingeführt. Die konzeptionelle Begleitung des Projektes übernahm das Stuttgarter Beratungs-unternehmen Horváth & Partners. In einem Teilprojekt erarbeiteten die rheinland-pfälzischen Universitäten Mainz, Kaiserslautern, Koblenz-Landau und Trier sowie die Fachhochschule Mainz bereits ein KLR-Rahmenkonzept als Grundlage für die Einführung der Kosten- und Leistungsrechnung in den rheinland-pfälzischen Hochschulen.
Die Universität Mainz führt als erste rheinland-pfälzischen Hochschule das kaufmännische Rechnungswesen und damit die doppelte Buchführung als führendes Rechnungswesen ein. Das kaufmännische Rechnungswesens soll das bisherige kamerale System an der Hochschule ablösen. Im kameralen System wird die tatsächliche finanzielle Situation der Einrichtung nur in Teilbereichen ausreichend abgebildet. "Als Grundlage für eine zeitgemäße Steuerung einer Wirtschaftseinheit von der Größe der JGU ist diese Form der Rechnungslegung unzureichend", erklärt der Kanzler, "zusätzliche Anforderungen beispielsweise im Bereich der Steuern machen den Einsatz eines adäquaten Rechnungswesens notwendig." Der Wechsel des Rechnungswesens als auch das Konzept der KLR sind mit dem Finanzministerium und dem MWWFK abgestimmt, die Universität wird als Teil des Landeshaushalts weiterhin ihre kameralen Berichtspflichten erfüllen.
Als eine der ersten Hochschulen in Deutschland wird die JGU zusätzlich ein Data Warehouse einführen. "An Hochschulen ist die Informations- und Datenlage sehr komplex und stellt hohe Anforderungen an eine Software für die Informationsbereitstellung, da viele der Universitätsleistungen qualitativer Natur und nicht in Geld zu bewerten sind", so der Kanzler. Ein Data Warehouse ist die Basis für ein Informationssystem, das die an verschiedenen Stellen vorhan-denen Informationen zusammenführt und zu Steuerungsinformationen aufbereitet. Diese ziel- und entscheidungsorientierten Informationen werden den zentralen und dezentralen Entscheidungsträgern zur Verfügung gestellt.
Mit der neuen integrierten Verwaltungssoftware will die Universität insgesamt die internen Strukturen und Abläufe vereinfachen und effektiver gestalten. So wird es in Zukunft mit der neuen Software M1 zum ersten Mal möglich sein, eine Vielzahl von Verwaltungsvorgängen der Universität in einem einzigen Software-System integriert abzubilden und damit die Bearbeitungsprozesse zu vereinfachen. Die Vorteile liegen in der gemeinsamen Nutzung von Basisdaten, mehr und genauere Informationen, die einfacher abzurufen sein werden, und in einem wirtschaftlicheren Einsatz universitärer Ressourcen.