Neues Forschungsprojekt zu afrikanischen Staaten im Alltag

Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses in den beteiligten Ländern Afrikas mit Unterstützung der VolkswagenStiftung

21.07.2005

Die VolkswagenStiftung unterstützt ein Forschungsprojekt über das Funktionieren von Staat und öffentlichem Dienst in afrikanischen Ländern mit rund 515.000 Euro. Das Projekt wird von Prof. Dr. Thomas Bierschenk vom Institut für Ethnologie und Afrikastudien (IFEAS) der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) und Dr. Mahaman Tidjani Alou vom Forschungsinstitut LASDEL in Niamey in Niger geleitet. Beteiligt sind zudem Prof. Dr. Carola Lentz vom IFEAS sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Benin, Niger, Mali und Ghana. "Die Förderung durch die VolkswagenStiftung ist eine Auszeichnung für die Mainzer Ethnologie mit ihrem Schwerpunkt in der Afrikaforschung", betont Bierschenk. "Unser besonderes Interesse in Lehre und Forschung gilt dem zeitgenössischen Afrika. Dabei arbeiten wir eng mit afrikanischen Kollegen zusammen." Diese Zusammenarbeit ist auch für das geförderte Projekt von zentraler Bedeutung, da mit dem Ziel des "capacity building" dem wissenschaftlichen Nachwuchs in den beteiligten afrikanischen Ländern die Möglichkeit zu einer weiteren Qualifizierung gegeben werden soll.

Gegenwärtige politische, wirtschaftliche und soziale Veränderungsprozesse im sub-saharischen Afrika sind, gemessen an ihrer Brisanz, wenig erforscht. Im Zuge ihrer Förderinitiative "Wissen für morgen – Kooperative Forschungsvorhaben im sub-saharischen Afrika" bringt die VolkswagenStiftung jetzt die ersten kooperativen Forschungsvorhaben zu diesem Themenkomplex auf den Weg. Insgesamt vier neuen Vorhaben werden dabei mit rund 1,87 Millionen Euro gefördert.

Das Mainzer Projekt basiert auf der Erkenntnis, dass nachhaltige Entwicklung ohne einen besser funktionierenden Staat nicht möglich ist. Für die Staaten Afrikas gibt es jedoch bislang kaum empirische Untersuchungen der öffentlichen Verwaltung, ihrer Angestellten und Beamten und von deren Außenbeziehungen. In diese Forschungslücke stoßen die Mainzer Wissenschaftler und ihre afrikanischen Kooperationspartner. Sie unternehmen den Versuch, den afrikanischen Staat in seinem Alltag zu erfassen. Sowohl auf zentraler wie auf lokaler Ebene wollen sie das tatsächliche Funktionieren von Staat und öffentlichem Dienst analysieren und dabei die alltäglichen Praktiken ihrer Akteure aus einer Binnenperspektive betrachten. Dies geschieht am Beispiel der Justiz und des Bildungswesens in den vier am Projekt beteiligten westafrikanischen Ländern. Dabei kombinieren sie – mit einem Schwerpunkt auf qualitativen Methoden – institutionelle, akteurszentrierte und historische Ansätze. Darüber hinaus sollen bestehende Forschungsnetzwerke ausgebaut und miteinander verbunden werden, insbesondere zwischen frankophonen und anglophonen afrikanischen Ländern. So kann das Vorhaben auf mehreren Ebenen eine wichtige Rolle einnehmen mit Blick auf die nachhaltige Entwicklung und Etablierung von Steuerungsstrukturen in afrikanischen Staaten.