Johannes Gutenberg-Universität Mainz mit Experten aus Philosophie und Theologie beteiligt
26.05.2011
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) richtet zum 1. April 2012 ein neues Graduiertenkolleg mit dem Titel "Theologie als Wissenschaft – Formierungsprozesse der Reflexivität von Glaubenstraditionen in historischer und systematischer Analyse" ein. Das Kolleg wird von der Goethe-Universität Frankfurt am Main als federführender Hochschule in Kooperation mit der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen, der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg und der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) getragen.
In der multireligiösen Situation des Rhein-Main-Neckar-Gebiets ist es eine intellektuelle Herausforderung ersten Ranges, die unterschiedlichen religiösen Traditionen in einen fairen und offenen Diskurs einzubinden. Dies gelingt nur in dem Maße, in dem sich die unterschiedlichen Religionen in ein reflexives Verhältnis zu ihrer je eigenen Tradition setzen können. Hier liegt die angestammte Aufgabe akademischer Theologie, die deshalb im Kontext einer kosmopolitischen Bürgergesellschaft eine unverzichtbare Funktion erfüllt. Dass die Voraussetzungen für diese Aufgabe wissenschaftlicher Theologie an den beteiligten Hochschulen auf herausragende Weise erfüllt sind, wurde nun durch die DFG eindrucksvoll bestätigt.
Im neuen Graduiertenkolleg wird die Herausbildung und Begründung der Reflexivität von Glaubenstraditionen auf exemplarischen interreligiösen und religiös-säkularen Konfliktfeldern in Geschichte und Gegenwart erforscht. Dies geschieht interkonfessionell durch die Kooperation von Evangelischer, Katholischer, Jüdischer und Islamischer Theologie und unter Beteiligung nicht-theologischer Wissenschaften. Das Kolleg will so zu einer neuen Plausibilisierung des Wissenschaftscharakters der Theologie(n) und speziell zur Etablierung von Islamischer Theologie im deutschen universitären Kontext beitragen.
Das Kolleg ist für zunächst 4,5 Jahre bewilligt und wird 12 Promotionsstipendien ausschreiben. Es soll Absolventinnen und Absolventen mit interreligiöser Kompetenz für die Wissenschaft und für Berufsfelder in Politik, Gesellschaft und Religionsgemeinschaften hervorbringen und zur Hebung des Frauenanteils in den beteiligten Theologien beitragen. In wissenschaftsorganisatorischer Hinsicht soll im Kolleg die langjährige interdisziplinäre Kooperation der beteiligten Partnerhochschulen vertieft werden.
Hauptantragstellerin ist auf Mainzer Seite Prof. Dr. Mechthild Dreyer, Professorin für Philosophie, Leiterin des Arbeitsbereiches Philosophie des Mittelalters und ihre Wirkungsgeschichte, und seit Juli 2010 Vizepräsidentin für Studium und Lehre der JGU. An dem Graduiertenkolleg ist außerdem als assoziiertes Mitglied Prof. Dr. Leonhard Hell von der Katholisch-Theologischen Fakultät, Abteilung Dogmatik und Ökumenische Theologie, beteiligt.