Neue Tinnitus-Studie startet im Raum Mainz

Wissenschaftliche Studie untersucht Internet-Selbsthilfetraining und Gruppenpsychotherapie bei Tinnitusbelastung

11.06.2010

Auf sehr große Resonanz ist die Ankündigung eines Internet-Selbsthilfetrainings für Tinnitusbetroffene gestoßen, das die psychologischen Institute der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) und der schwedischen Linköping University anbieten. Innerhalb von nur zwei Tagen meldeten sich 200 Interessenten, insgesamt gingen 1.200 Anfragen ein. "Dies zeigt uns, dass ein sehr großer Therapiebedarf besteht und internetbasierte Trainingsangebote von den Betroffenen gerne angenommen werden", so Maria Kleinstäuber von der Abteilung Klinische Psychologie und Psychotherapie der JGU. Die Johannes Gutenberg-Universität Mainz und die Linköping University haben im April 2010 eine wissenschaftliche Studie gestartet, um die Wirksamkeit eines Internet-Selbsthilfetrainings bei Tinnitus zu untersuchen. Im Rahmen dieser bundesweiten Studie beginnt nun eine lokal auf den Großraum Mainz bezogene Teilstudie.

Ohrgeräusche erleben etwa 10 Prozent der Bevölkerung irgendwann einmal in ihrem Leben. Oft wird der Tinnitus nach einer Weile kaum noch wahrgenommen, manchmal entsteht daraus aber eine erhebliche Beeinträchtigung. Allein in Deutschland leiden nach einer Studie der Deutschen Tinnitus-Liga etwa 1,5 Millionen Menschen stark unter chronischem Tinnitus. Wissenschaftler aus Mainz und Linköping untersuchen nun, wie verschiedene Behandlungsansätze - ein Selbsthilfetraining, das über das Internet angeboten wird, und eine ambulante Gruppenpsychotherapie, die an der JGU durchgeführt wird - wirken. Die durchführenden Abteilungen für Klinische Psychologie der Universitäten in Mainz und in Linköping gehören zu den führenden Forschungseinrichtungen im Bereich Tinnitus und verfügen über langjährige Erfahrungen in der Erforschung neuer Behandlungsansätze.

Prof. Dr. Wolfgang Hiller und Kollegen vom Psychologischen Institut der JGU entwickelten ein Gruppenprogramm für Tinnitusbetroffene, das auf verhaltenstherapeutischen Konzepten beruht und das bereits seit 10 Jahren erfolgreich an der Poliklinischen Institutsambulanz für Psychotherapie in Mainz eingesetzt wird. Die Arbeitsgruppe an der Linköping University um Prof. Gerhard Andersson ist in der Entwicklung von internetbasierten Selbsthilfeansätzen führend. Im Rahmen des Kooperationsprojekts wird nun die Mainzer Gruppenpsychotherapie mit diesem internetbasierten Selbsthilfetraining verglichen. Die Vorstudien aus beiden Arbeitsgruppen zeigen, dass beide Behandlungsansätze zu einer deutlichen Verringerung der Tinnitusbelastung führen können.