Neue Behandlungsmethode für erkrankte Herzkranzgefäße an der Universitätsmedizin Mainz

Kardiologen der II. Medizinischen Klinik setzen selbstauflösenden Stent ein

31.05.2012

Die II. Medizinische Klinik und Poliklinik der Universitätsmedizin Mainz hat erstmalig eine neue Art von Gefäßstützen in ein erkranktes Herzkranzgefäß eingesetzt: Eine bioresorbierbare Gefäßstütze, die vom Körper langsam abgebaut wird und sich nach zwei Jahren vollständig aufgelöst hat. Sie bietet gegenüber herkömmlichen Metallstents den Vorteil, dass langfristig kein Fremdkörper im Gefäß verbleibt. Das Herzkranzgefäß kann dann auch an der behandelten Stelle wieder ganz natürlich und normal funktionieren, also pulsieren, sich bewegen, verbiegen und ausdehnen. Die II. Medizinische Klinik der Universitätsmedizin Mainz ist eine der wenigen deutschen Kliniken, in der dieser Stent aktuell implantiert wird.

Ein Herzinfarkt bzw. eine Verengung der Herzkranzgefäße wird in der Regel mit Hilfe eines Herzkatheters behandelt. Um das erkrankte Gefäß offen zu halten, wird bislang eine Gefäßstütze aus Metall (ähnlich einer Kugelschreiberfeder), der sogenannte Stent, eingesetzt. Dieser Metallstent verbleibt im Gefäß und wächst mit der Zeit ein. In wenigen Fällen verengt er sich aber wieder und es bedarf einer erneuten Aufdehnung, eines weiteren Stents oder auch einer Bypass-Operation. Mit der bioresorbierbaren Gefäßstütze sind im Falle von wiederverengten Gefäßen solche Eingriffe leichter durchzuführen. Beispielsweise wird es für die Herzchirurgen zukünftig wesentlich leichter möglich sein, auf die Gefäße Bypässe aufzunähen.

Die neuartige Gefäßstütze wird aus chemisch aneinander gebundenen Milchsäuremolekülen gefertigt, einem bewährten bioverträglichem Material, das häufig in medizinischen Implantaten, wie zum Beispiel resorbierbarem Nahtmaterial, verwendet wird. "Der innovative Stent selbst muss bei der Implantation wie ein rohes Ei behandelt werden. Die Implantation ist ansonsten jedoch relativ einfach. Allerdings kann die neue Methode noch nicht bei jedem Patienten angewendet werden, da der Stent vorerst nur in zwei Größen verfügbar ist", berichten PD Dr. Ulrich Hink und Prof. Dr. Tommaso Gori, die die ersten derartigen Stents in der Universitätsmedizin Mainz bereits eingesetzt haben.

"Selbstauflösende Stents in Herzkranzgefäßen - eine Vision ist Wirklichkeit geworden!", schwärmt der Leiter der II. Medizinischen Klinik, Prof. Dr. Thomas Münzel. "Diese neue Technologie hat das Potenzial, die Behandlung der koronaren Herzkrankheit zu revolutionieren. Sie ist ein echter Meilenstein in der interventionellen Gefäßtherapie und zeigt jetzt schon beeindruckende klinische Ergebnisse."