Musikwissenschaftliches Institut erforscht erstmals auf universitärer Ebene das Verhältnis von Musik und Jugendkulturen im deutschsprachigen Raum

Forschungsprojekt "Musik und Jugendkulturen" betritt mit wissenschaftlicher Betrachtung von Punk, HipHop und Metal Neuland

24.01.2013

Ob Punk, HipHop, Techno, Metal, Dark Wave oder Ska: Die Beobachtung, dass für jugendkulturelle Gruppen und Szenen gerade Musik eine außerordentlich wichtige Rolle spielt, erscheint auf den ersten Blick so naheliegend wie banal. "Umso erstaunlicher ist es, dass die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Jugendkulturen und Szenen überwiegend aus sozialwissenschaftlicher Perspektive erfolgt, wohingegen sich die Musikwissenschaft, besonders im deutschsprachigen Raum, von wenigen Ausnahmen abgesehen dieses Themas bislang kaum angenommen hat", erklärt Dr. Thorsten Hindrichs vom Musikwissenschaftlichen Institut der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU). Das von ihm initiierte Forschungsprojekt "Musik und Jugendkulturen" soll künftig dazu beitragen, diese Forschungslücke zu schließen. Es wird der Frage nachgehen, wie sich Musik und Jugendkulturen zueinander verhalten, und Ansätze entwickeln, um die enorm vielschichtige und wechselseitige Beziehung von Musik und Jugendkulturen zu erklären. "Mit dieser deutlichen akademischen Institutionalisierung der Jugendmusikforschung wird das Projekt im deutschsprachigen Raum in den nächsten Jahren Pionierarbeit leisten", so der Mainzer Musikwissenschaftler.

Als Sammelbecken für künftige Forschungen auf diesem Gebiet wird sich das Projekt mit unterschiedlichen Themen befassen. Zur Sozialgeschichte des Jazz und zur deutschsprachigen Metal-Forschung sind Tagungen geplant, Teilprojekte sollen zu Metal und Theatralität, zur Jugendmusikszene im Rhein-Main-Gebiet und zur sog. Grauzonen-Musik eingerichtet werden. Das Musikwissenschaftliche Institut der JGU wird dabei eng mit dem Archiv der Jugendkulturen in Berlin e.V. zusammenarbeiten, der einzigen Institution, die sich seit mittlerweile zwei Jahrzehnten explizit der Jugendkulturforschung verschrieben hat.

Der Start des Forschungsprojekts wird am 31. Januar 2013 mit einer großen Eröffnungsfeier im Kulturclub schon schön in Mainz begangen. Damit tragen die Organisatoren das Projekt gleichsam "aus dem Hörsaal hinaus" an einen zentralen jugendkulturellen Ort der Stadt Mainz und zeigen so, dass die lokale jugendkulturelle Anbindung an die Stadt eine der wesentlichen Säulen des Projekts sein soll.