Mit Korea-Erfahrung zum Doktortitel

Internationales DFG-Graduiertenkolleg "Selbstorganisierende Materialien für optoelektronische Anwendungen" verabschiedet erste Doktoranden

16.09.2010

Von Mainz nach Korea und wieder zurück: Die Promotionsurkunde hat einen langen Weg hinter sich. Dafür trägt sie auch den Stempel der koreanischen Eliteuniversität Seoul National University (SNU) - zusätzlich zu dem der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU). Drei Doktoranden haben dieses Dokument der gemeinsamen Promotion erhalten als Nachweis, dass sie ein Ausbildungsprogramm der beiden Unis mit Erfolg beendet haben. Das internationale Graduiertenkolleg "Selbstorganisierende Materialien für optoelektronische Anwendungen" ging 2006 als das erste DFG-geförderte Graduiertenkolleg mit Korea an den Start und kann nun die Teilnehmer der ersten Runde verabschieden. Maria Carmen Lechmann-Dorn, Thorsten Vehoff und Matthias Zorn gehören dazu.

"Ich kann die gemeinsame Promotion nur weiterempfehlen", fasst Thorsten Vehoff seine Erfahrungen zusammen. Nach einem Physikstudium in Göttingen kam er nach Mainz, um im Rahmen des internationalen Graduiertenkollegs über den Ladungstransport in organischer Elektronik, dazu gehören beispielsweise organische Solarzellen und Leuchtdioden, zu promovieren. "Ich habe dadurch Einblicke in die asiatische Arbeitswelt und Mentalität bekommen, neue Freunde kennengelernt und interessante Gerichte probiert. Und zu guter Letzt die Anerkennung meines Titels von einer der besten Universitäten Asiens erhalten."

Wie Vehoff haben insgesamt sechs weitere Deutsche die erste Runde des Graduiertenkollegs durchlaufen - für einige kam die Möglichkeit zur gemeinsamen Promotion allerdings zu spät. Neben der wissenschaftlichen Arbeit in Mainz gehört zu dem Programm ein sechsmonatiger Aufenthalt an der SNU. Umgekehrt kamen fünf koreanische Doktoranden für ein halbes Jahr an den Mainzer Campus. Einig sind sich die Kollegiaten darin, dass vor allem die internationale Ausrichtung des Programms sie zur Teilnahme bewogen hat. Dies ergaben Evaluationsgespräche, die das Zentrum für Qualitätssicherung und -entwicklung (ZQ) mit den Teilnehmern im Sommersemester 2010 geführt hat.

Thorsten Vehoff kann das bestätigen: "Ich war noch nie in Asien, habe mich aber schon immer für die asiatische Kultur interessiert und wollte die einmalige Gelegenheit nutzen, dort ein halbes Jahr lang leben zu können. Außerdem ist Korea eine der aufstrebenden Wirtschaftsmächte und insbesondere in der Displayherstellung international renommiert. Gerade auf meinem Forschungsgebiet, der organischen Elektronik, ist Korea zusammen mit Deutschland weltweit eines der führenden Länder, was eine Kooperation nahelegt."

Dass das Graduiertenkolleg mit seiner Ausrichtung auf die Optoelektronik richtig liegt, hat auch die ZQ-Befragung ergeben. Die beiden universitären Partner ergänzen sich in ihren Schwerpunkten ideal: Die Kooperation zwischen der in Korea eher anwendungsorientierten und der in Deutschland eher synthetischen Forschungsrichtung werde von den Befragten als deutlicher Zugewinn für die eigene Qualifikationsarbeit herausgestellt, heißt es in dem ZQ-Bericht. Die Optoelektronik beruht auf der Umwandlung von Licht in Strom oder umgekehrt und wird bereits in vielen Alltagsgegenständen wie Flüssigkristalldisplays, Lasern, optischen Speichermedien und Solarzellen eingesetzt.

Carmen Maria Lechmann-Dorn und Matthias Zorn kamen beide nach ihrem Studium in Marburg an die Universität Mainz, um hier über Systeme zur Herstellung von Solarzellen beziehungsweise über Hybridsysteme für die Herstellung von lichtemittierenden Dioden, kurz LED genannt, zu promovieren. Zusammen mit Vehoff haben sie als erste die Promotionsurkunde der beiden Universitäten erhalten - ein nachhaltiger Gewinn, meint Vehoff: "Die Seoul National University ist die bekannteste Universität auf dem ostasiatischen Festland und auch weltweit hoch angesehen, sodass ein Aufenthalt dort sicher vorteilhaft ist - für die eigene Entwicklung und Erfahrung, ebenso wie für den Lebenslauf."

Gleichzeitig stellen auch die koreanischen Doktoranden, so ergaben die Befragungen des ZQ, Deutschland als interessanten Standort heraus, der durchaus als potenzieller Arbeitsmarkt in Frage komme. "Die internationale Erfahrung ist ein großer Pluspunkt, auch für die bevorstehende Berufstätigkeit", bestätigt Prof. Dr. Rudolf Zentel, der das Graduiertenkolleg auf deutscher Seite leitet. Eine der ersten koreanischen Teilnehmerinnen arbeitet mittlerweile bei einem großen deutschen Chemieunternehmen.

Am IRTG "Selbstorganisierende Materialien für optoelektronische Anwendungen" sind außer der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und der Seoul National University auch das Max-Planck-Institut für Polymerforschung und die Hannam University in Korea beteiligt. Das Doktorandenprogramm wird ergänzt durch einen Studierendenaustausch des DAAD, der jährlich vier Studenten aus Mainz ein Semester in Korea ermöglicht.