Gipsabgüsse von berühmten Meisterwerken der griechischen und römischen Bildhauerkunst jetzt auch für die Öffentlichkeit zugänglich
28.12.2010
Pünktlich zum Start des neuen Jahres ist die Johannes Gutenberg-Universität Mainz um eine Attraktion reicher. Künftig können interessierte Bürgerinnen und Bürgern im Kellergeschoss des Philosophicums in frisch renovierten Räumen eine in Rheinland-Pfalz nahezu einmalige Kollektion von qualitativ hervorragenden Abgüssen berühmter Meisterwerke der griechischen und römischen Bildhauerkunst betrachten. Teile der Parthenon-Skulpturen sind ebenso zu sehen wie die Venus von Milo oder die berühmte Platte mit Zeus und Athena vom Pergamonaltar in Berlin.
Ein Teil der Gipsabgüsse stammt bereits aus dem 19. Jh. und gehörte einst zum Besitz des 1871 ins Leben gerufenen Vereins für plastische Kunst. Mit dieser Gründung durch Mainzer Bürger sollte vor dem Hintergrund der damaligen patriotischen Aufbruchsstimmung v.a. ein Ziel verfolgt werden: Für künftig zu erwartende Bau- und Denkmalprojekte sollten hervorragende Beispiele der allseits bewunderten antiken Plastik vor Ort zu sehen sein, um sie ganz im Sinne der historischen Kunst der Gründerzeit direkt nachahmen zu können. Rasch gelang der Erwerb von immerhin 138 antiken sowie gut 100 nachantiken Werken.
Anfänglich im Mainzer Kurfürstlichen Schloss untergebracht, hatte die Sammlung in der Folgezeit ein bewegtes Schicksal. Mehrfach aus- und umgelagert, im 2. Weltkrieg zum großen Teil zerstört, fand sie schließlich in den 1960er Jahren als Schenkung der Stadt Mainz ihren Weg an die Johannes Gutenberg-Universität, wo sie seither zum Institut für Klassische Archäologie gehört. Hier wurde die Sammlung v.a. in der Lehre verstärkt eingesetzt. Immer wieder gelang es, mit öffentlichen Sondermitteln sowie besonders auch mit Zuwendungen namhafter Stiftungen und Vereinigungen, darunter der Freunde der Universität Mainz e.V. und der Geschwister Boehringer Ingelheim Stiftung für Geisteswissenschaften, den Bestand erheblich zu erweitern und inhaltliche Schwerpunkte zu setzen. In den vergangenen Semestern konnte schließlich gemeinsam mit den Studierenden ein grundlegend neues Farb- und Aufstellungskonzept erarbeitet werden, das in den zurückliegenden Monaten sukzessive umgesetzt wurde.
Heute präsentiert sich die Sammlung somit in einem völlig neuen Gewand. Die Besucher erwartet neben einer respektablen Galerie römischer Kaiserporträts ein umfangreicher Bestand an prominenten Meisterwerken antiker Bildhauerkunst aus den bedeutendsten Antikenmuseen weltweit. "Anhand dieser Sammlung können wir hier in Mainz die Entwicklung des antiken Menschenbilds von der Archaik bis zur Spätantike verfolgen", so Dr. Patrick Schollmeyer, Wissenschaftlicher Angestellter am Institut für Klassische Archäologie und Betreuer der Sammlung.
War bereits die Gründung des Vereins und die damit zusammenhängende Sammlungsetablierung darauf angelegt, Wissenschaft und interessierte Öffentlichkeit zusammenzubringen, so soll dieses wichtige Anliegen künftig mittels öffentlicher Führungen weitergeführt werden.