Kulturanthropologe und Medienproduzent Thorolf Lipp übernimmt Gastdozentur an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Multimedia Mind Mapping als zeitgemäßer Modus ethnologischer Wissensvermittlung

29.09.2011

Am Institut für Ethnologie und Afrikastudien der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) wird im kommenden Semester der Berliner Kulturanthropologe und Medienproduzent Dr. Thorolf Lipp als Gastdozent unterrichten. Mit ihm kommt ein bewährter Experte für Theorie und Praxis ethnologischer Medienproduktion nach Mainz. Lipp wird sich mit zeitgenössischen Formen audiovisueller ethnologischer Darstellung befassen und diese in einem Projekt mit den Studierenden auch praktisch anwenden. Im Mittelpunkt steht dabei das "Multimedia Mind Mapping", das die Möglichkeiten des interaktiven Internets nutzt, um Erkenntnisse der Ethnologie für unterschiedliche Nutzerkreise in einer dem Thema angemessenen Weise zu präsentieren. Die Gastdozentur wird als innovatives Lehrprojekt im Rahmen des Gutenberg-Lehrkollegs (GLK) gefördert.

GLK-Gastdozent Dr. Thorolf Lipp bietet im Wintersemester 2011/12 3 inhaltlich und thematisch aufeinander bezogene Lehrveranstaltungen an, in denen die Studierenden in Theorie und Praxis systematisch an Erkenntnistheorie und Technologie des Multimedia Mind Mapping herangeführt werden. "In den letzten 25 Jahren hat sich in der ethnologischen Forschung und Wissensvermittlung ein tiefgreifender Wandel vollzogen", erklärt Lipp. "Die Zeit der 'Gutenberg-Galaxis', also der Hegemonie der Schriftkultur, wird derzeit abgelöst vom audiovisuell geprägten Internet-Zeitalter. Die Frage ist, wie wir audiovisuelle Medien für ethnologische Wissensvermittlung künftig effektiv nutzen können."

Gerade das Web 2.0 bietet nach Lipps Ansicht für die Ethnologie eine riesige Chance, weil jetzt ganz unterschiedliche mediale Formen zur Verfügung stehen, die intermediales bzw. medienkonvergentes Erzählen möglich machen. Filme, Audiodaten, Fotografien, Animationen, Grafiken und Texte können aufeinander bezogenen werden und einen Erinnerungsort bilden, der prinzipiell stetig fortentwickelt werden kann und verschiedensten Akteuren offen steht. Das Ergebnis von solchen Multimedia Mind Mappings geht insofern weit über Konzepte des ethnologischen Films hinaus. Darüber hinaus ist es vor allem der Aspekt der Interaktivität, der kollaboratives Arbeiten möglich macht und multiperspektivische Zugänge erlaubt. "Indigene Bevölkerungen sind heute nicht mehr gewillt, sich als passiver Forschungsgegenstand vereinnahmen zu lassen, sondern haben Anspruch darauf, die Bilder, die wir uns von ihnen machen, zu kommentieren oder auch mitzugestalten. Multimedia Mind Mapping macht dies möglich, weil hier ein ganzes Universum an Informationen, Geschichten und narrativen Formen aufgefächert werden kann, in dem übrigens Public Storytelling und wissenschaftliche Datensammlung nicht mehr notwendig im Widerspruch zueinander stehen", so Lipp.

Die Studierenden werden aber nicht nur in theoretischer Hinsicht von der GLK-Gastdozentur profitieren. "In einem eigenen Projekt werden sie sich mit der Geschichte und Theorie des Interviews im Film befassen und zu diesem Thema, in Zusammenarbeit mit Lipp und professionellen Web-Entwicklern, eine Multimedia Mind Map erstellen", teilte Dr. Anna-Maria Brandstetter vom Institut für Ethnologie und Afrikastudien mit. Die Gastdozentur von Dr. Lipp zählt zu den Projekten innovativer Lehre, die von der Universität speziell gefördert werden. Eine Voraussetzung für diese aufwendigen Lehrkonzepte ist die aktive Teilnahme der Studierenden.

Das Lehrprojekt steht Studierenden der Studiengänge BA Ethnologie und Afrikastudien, MA Ethnologie, Magister Ethnologie und BA Audiovisuelles Publizieren offen.