Karten aller drei wichtigen deutschsprachigen Bibelausgaben unter Mitarbeit der JGU entstanden

Neue Einheitsübersetzung, Zürcher Bibel und neu revidierte Lutherbibel verwenden Bibelkarten aus Mainz

01.12.2016

Wenn Anfang Dezember 2016 die neue katholische Einheitsübersetzung auf dem Markt erscheinen wird, dann stammen die Karten aller drei wichtigen deutschsprachigen Bibelausgaben aus Mainz. Schon 2007 übernahm die Zürcher Bibel für ihre revidierte Ausgabe des Bibeltextes die Landkarten, die der evangelische Alttestamentler und Biblische Archäologe Prof. Dr. Wolfgang Zwickel von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) für den Calwer Atlas erstellt hatte. Die neue Revision der Lutherbibel, erschienen im Oktober 2016, bietet die seit Jahrzehnten bewährten vier Farbkarten zu Palästina des Alten und Neuen Testaments sowie zur Welt des Alten Orients und den Reisen des Paulus. Die neu bearbeiteten Karten wurden von Prof. Dr. Jens Kamlah von der Eberhard Karls Universität Tübingen und Wolfgang Zwickel verantwortet. Die neun Karten der Einheitsübersetzung wurden wiederum von Zwickel entworfen und vom Mainzer Doktoranden Krister Kowalski kartographisch gestaltet. Obwohl die Möglichkeiten der Gestaltung von Bibelkarten naturgemäß beschränkt sind, unterscheiden sich die Karten in den einzelnen Bibelausgaben zum Teil erheblich. "Wir haben versucht, immer eigene Schwerpunkte zu setzen, sodass sich die Karten ergänzen und nicht gleich sind", erklärt Zwickel zu der Arbeit.

Die Historische Topographie ist eine ständig im Wandel befindliche Wissenschaft. Immer mehr archäologische Erkenntnisse stehen zur Verfügung. In einer Mainzer Datenbank sind insgesamt rund 6.500 Ortslagen aus den heutigen Staaten Israel, Jordanien und Palästina (Westbank und Gazastreifen) gesammelt, die irgendwann zwischen der Steinzeit und der Kreuzfahrerzeit besiedelt waren. Erst diese gründliche Aufarbeitung der archäologischen Funde, verbunden mit einer genauen Textexegese der einschlägigen Texte, die immerhin einen Zeitraum von fast 4.000 Jahren abdecken, erlaubt Rückschlüsse über die Lokalisierung der etwa 1.500 Ortslagen, die in der Bibel genannt sind.

Das Seminar für Altes Testament und Biblische Archäologie der Evangelisch-Theologischen Fakultät an der JGU hat eine weltweit führende Rolle in der hoch spezialisierten Erforschung der historischen Topographie der biblischen Welt inne. Unter der verantwortlichen Leitung von Prof. Dr. Wolfgang Zwickel wurde von mehreren Mainzer Forschern – Dr. Pieter van der Veen, Prof. Dr. Isaak Kalimi und Ulrich Hofeditz – 2013 Herders Neuer Bibelatlas veröffentlicht, dessen rund 200 Karten wiederum von Krister Kowalski kartographisch gestaltet wurden. Der Altas ist inzwischen der wissenschaftliche Standardatlas in deutschsprachigen Ländern und wird derzeit ins Spanische übersetzt.

"Trotz all dieser Forschungen kann ein beträchtlicher Teil der biblischen Ortslagen aber noch immer nicht sicher identifiziert werden, weil die entsprechenden Angaben über die Lage der historischen Orte schlichtweg zu ungenau sind", merkt der Mainzer Theologe Zwickel an. Hier wird es auch in Zukunft noch einen erheblichen Forschungsbedarf geben. In mehreren Doktorarbeiten wird derzeit in Mainz die Siedlungsgeschichte Palästinas von der späten Königszeit bis zur Römerzeit untersucht, um so Rückschlüsse auf die Verteilung der Orte und für mögliche neue Identifikationen zu erhalten.