Institut für Mikrotechnik Mainz in die Fraunhofer-Gesellschaft aufgenommen

Nachhaltige Stärkung des Wissenschaftsstandorts Mainz durch Spitzenforschung im Bereich der angewandten Mikrostrukturtechnik

25.06.2013

Gute Nachrichten für den Wissenschaftsstandort Mainz: Die Fraunhofer-Gesellschaft wird nach Abschluss der Vertragsverhandlungen das Institut für Mikrotechnik Mainz (IMM) in ihre Reihen aufnehmen. Das IMM wird dann künftig unter dem Dach der größten Organisation für angewandte Forschung in Europa forschen. Die Fraunhofer-Gesellschaft beschäftigt derzeit mehr als 22.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und setzt als Dachorganisation von über 80 Forschungseinrichtungen seit Jahrzehnten Maßstäbe, wenn es darum geht, wissenschaftliches Know-how in innovative Produkte und Verfahren zu übersetzen. Aufgenommen werden nur jene Institute und Einrichtungen, die sich in ihrem Forschungsgebiet durch eine herausragende wissenschaftliche Kompetenz, gute Verbindungen zur Wirtschaft und ein hohes Entwicklungspotential auszeichnen. All dies trifft auf das Institut für Mikrotechnik Mainz zu. "Das ist ein Riesenerfolg und ein großes Kompliment für die Arbeit unseres Mainzer Instituts für Mikrotechnik", so Wissenschaftsministerin Doris Ahnen.

Integriert in die Fraunhofer-Gesellschaft soll das IMM sein starkes Renommee als weltweit gefragter Forschungs- und Entwicklungsdienstleister im Bereich der angewandten Mikrostrukturtechnik weiter ausbauen. Das IMM ist damit neben den beiden Fraunhofer-Instituten für Techno- und Wirtschaftsmathematik und für Experimentelles Softwareengineering in Kaiserslautern bald das dritte eigenständig agierende Fraunhofer-Institut in Rheinland-Pfalz.

Das IMM wird nun im Rahmen der üblichen fünfjährigen Integrationsphase in die Fraunhofer-Gesellschaft überführt, bevor es in die von Bund und Ländern getragene Gemeinschaftsfinanzierung übernommen wird. Um diesen Übergang möglichst effizient zu gestalten, wird das IMM bei diesem Prozess vom Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie ICT in Karlsruhe-Pfinztal, als Integrationspaten aktiv begleitet. Im Jahr 2017 wird das IMM dann evaluiert und bei erfolgreicher Entwicklung als eigenständiges Fraunhofer-Institut am Standort Mainz agieren.

"Das ist im wahrsten Sinne des Wortes eine Win-win-Situation für beide Seiten: Für das IMM wird der Bekanntheitsgrad der 'Marke Fraunhofer' sicherlich nützlich sein, um beispielsweise neue Kooperationen einzugehen. Fraunhofer wiederum wird von der breit gefächerten Aufstellung sowie dem systemischen Denkansatz des IMM profitieren. Für ein breites Spektrum gesellschaftlich hoch relevanter Fragestellungen liefert es seit vielen Jahren erfolgreich Lösungsbeiträge. Als ein Beispiel unter vielen möchte ich an dieser Stelle nur auf die überaus erfolgreiche Entwicklung von Mikroelektrodensonden im Bereich der Neurochirurgie und Neuroprothetik im IMM hinweisen, die bei der Rehabilitation von Patienten mit Rückenmarksverletzungen zum Einsatz kommen", so Ahnen. "Nicht nur für das IMM, sondern auch für die Wissenschaftsstadt Mainz und den Forschungsstandort Rheinland-Pfalz insgesamt ist der jüngste Beschluss ein schöner Erfolg. Denn die Etablierung der Marke Fraunhofer in Rheinland-Pfalz, die bislang in Kaiserslautern und Remagen vertreten ist, ist letztlich auch ein klarer Beleg für die wissenschaftliche und technologische Leistungsfähigkeit, die unsere Forschungseinrichtungen und Hochschulen insgesamt auszeichnen."

Das Institut für Mikrotechnik Mainz, das vor 22 Jahren gegründet wurde und inzwischen rund 160 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt, setzt technologische Impulse und treibt in Kooperation mit der Industrie innovative Produkt- und Prozessentwicklungen voran. Das Institut arbeitet dabei an der Schnittstelle zwischen Grundlagenforschung und industriellen Anwendungen. Im Mittelpunkt stehen die Mikrosystemtechnik, v.a. in den Produktbereichen dezentrale und mobile Energietechnik, kontinuierliche chemische Verfahrenstechnik, mikrofluidische Analysesysteme/Lebenswissenschaften sowie medizinische Sonden und technische Sensorik.

Das Institut widmet sich dabei einer großen Bandbreite wissenschaftlicher Themen. Es lotet etwa Möglichkeiten einer nachhaltigen Wasserstoff-basierten, elektrischen Stromversorgung aus und arbeitet an einer besseren Diagnostik im Bereich von Zivilisations- und Infektionskrankheiten. Auch die frühe Erkennung von Gefahrensituationen, die durch Schadstoffe und Gase entstehen können, steht im Fokus der Forschungsarbeit. Mit Mitteln der EU und dem Landesprogramm "Wissen schafft Zukunft" etabliert das Institut aktuell einen neuen Kompetenzbereich für die "Kontinuierliche Synthese und Charakterisierung von Nanopartikeln" (Micro4Nano). Das Land Rheinland-Pfalz ist alleiniger Gesellschafter des Instituts. Von ihm erhält das IMM Projektförderungen in Höhe von 5 Millionen Euro jährlich. Die Förderung wird voraussichtlich ab 2018 in die sog. Gemeinschaftsfinanzierung (90 Prozent Bund / 10 Prozent Land) überführt.

"Wir haben das Institut für Mikrotechnik Mainz (IMM) als wissenschaftlich ausgewiesene Forschungseinrichtung des Landes Rheinland Pfalz kennengelernt, die gut in unser Portfolio passt und auch bezüglich ihrer Wirtschaftsnähe und Finanzierungsstruktur einem Fraunhofer-Institut nahekommt", attestiert der Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft, Prof. Dr.-Ing. Reimund Neugebauer. Der Vorsitzende des Wissenschaftlich-Technischen Rats von Fraunhofer, Prof. Dr. Dieter Prätzel-Wolters, ergänzt: "Das IMM verfügt über ein hervorragendes Kompetenzspektrum im Bereich der Mikrofertigungsverfahren und zeichnet sich durch eine hohe Wirtschaftsorientierung aus. Die Forschungsthemen des Instituts bieten große Potenziale für eine intensive Zusammenarbeit und Entwicklung von Synergien mit Instituten aus verschiedenen Fraunhofer-Verbünden. Mit der Integration des IMM erweitert Fraunhofer Kernkompetenzen und Angebotsportfolio für eine Reihe von Branchen."

Beim IMM sorgt die Entscheidung der Fraunhofer-Gesellschaft für Begeisterung: "Für uns IMMler ist das eine aufregende Entwicklung, die uns zeigt, dass wir in den vergangenen Jahren einen exzellenten Job gemacht haben", freut sich IMM-Geschäftsführer Prof. Dr. Michael Maskos. "Mit diesem Schritt stehen die Zeichen grundsätzlich auf Wachstum. Dies bedeutet für uns auch, dass wir hochqualifizierte Arbeitsplätze sichern und mittelfristig neue hinzugewinnen können", so Maskos weiter.

Der Geschäftsführende Leiter des Fraunhofer-Instituts für Chemische Technologie ICT in Pfinztal, Prof. Dr.-Ing. Peter Elsner, erklärt: "Das IMM hat ein beeindruckendes Forschungsportfolio. Dies und die wirtschaftsorientierte Arbeitsweise in Forschungs- und Entwicklungsprojekten bilden ideale Voraussetzungen, dieses Institut nach einem Anpassungsprozess und einer Integrationsphase in die Fraunhofer-Gesellschaft als eigenständiges Fraunhofer-Institut weiterzuentwickeln. Durch die Unterstützung des Landes und von Fraunhofer ist gewährleistet, dass in dieser Übergangszeit die bereits bestehenden Kompetenzen des IMM weiter ausgebaut und ergänzt werden können. Ich freue mich auf eine vertrauensvolle, gute und fruchtbare Zusammenarbeit und bin überzeugt, dass beide Seiten von diesem vor uns stehenden Prozess nachhaltig profitieren."

Kennzeichnend für ein Fraunhofer-Institut ist die Anbindung an eine Universität, im Fall des IMM an die Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU). Dazu erklärt deren Präsident, Prof. Dr. Georg Krausch: "Die Johannes Gutenberg-Universität Mainz unterstützt die Kooperation zwischen dem IMM und Fraunhofer mit allem Nachdruck. Wir sind gleichzeitig bestrebt, die Aktivitäten des IMM durch eine engere Kooperation, gerade im Bereich der Grundlagenforschung, zu unterstützen. Schon heute gibt es eine Vielzahl erfolgreicher Forschungskooperationen zwischen der JGU und dem IMM und leitende Wissenschaftler des IMM sind gleichzeitig Professoren unserer Universität. Die Kooperation mit Fraunhofer wird somit auch der JGU eine enge Anbindung an eine der großen deutschen Forschungs- und Forschungstransfereinrichtungen ermöglichen, die bislang am Standort Mainz noch nicht vertreten ist. Wir freuen uns auf diese Zusammenarbeit."

"Die Fraunhofer-Gesellschaft ist und bleibt für Rheinland-Pfalz ein starker und verlässlicher Partner", betont Wissenschaftsministerin Doris Ahnen mit dem Verweis darauf, dass das Wissenschaftsministerium mit Fraunhofer am Standort Kaiserslautern bereits seit Jahren gemeinsam in den Ausbau der Mathematik, der Informatik und der optischen Technologien investiere und die Entwicklung der beiden Fraunhofer-Institute für Techno- und Wirtschaftsmathematik, für Experimentelles Softwareengineering sowie die Abteilung für Terahertz-Messtechnik und -Systeme fördere. Erst im Januar eröffnete zudem die Hochschule Koblenz an ihrem Standort in Remagen mit der Fraunhofer-Gesellschaft das "Anwendungszentrum für multimodale und luftgestützte Sensorik".