Forschungscluster Geozyklen verbindet Natur- und Kulturwissenschaften

Erfolg im Exzellenz-Wettbewerb Rheinland-Pfalz / Bewerbung in der bundesweiten Exzellenzinitiative

17.08.2005

Aus dem rheinland-pfälzischen Exzellenz-Wettbewerb ging das Forschungsnetzwerk "Geocycles" der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) bereits als Sieger hervor. Jetzt wollen sich die beteiligten Institute auch auf Bundesebene den Titel "Exzellenzcluster" und weitere Fördergelder in Millionenhöhe sichern. "Die Unterstützung durch das Land ist extrem hilfreich für unser Projekt und ein Sieg beim Bundeswettbewerb würde unsere Möglichkeiten noch einmal deutlich steigern", sagt Dr. Stephen Foley, Sprecher von Geocycles. Wie viele andere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an deutschen Hochschulen arbeiten er und seine Kollegen derzeit mit Hochdruck daran, die Bewerbungsunterlagen für die bundesweite "Exzellenzinitiative" zusammenzustellen, die bis Ende September abgegeben werden müssen. Die Sieger im Bundeswettbewerb erhalten jeweils rund 6,5 Millionen Euro öffentliche Fördergelder pro Jahr. Für den Sieg im Landeswettbewerb, der im Juli 2004 entschieden wurde, darf Geocycles bereits mit jeweils rund 1,5 Millionen in den nächsten beiden Jahren rechnen.

Beteiligt am Landescluster sind das Institut für Geowissenschaften, das Geographische Institut und das Institut für Physik der Atmosphäre der JGU sowie das Mainzer Max-Planck-Institut für Chemie und die ArcheoScience-Gruppe, eine Kooperation von archäologischen und anthropologischen Instituten der JGU, des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz und der Fachhochschule Mainz.

Das Forschungsfeld, das die Wissenschaftler dieser Einrichtungen gemeinsam beackern, ist groß, lässt sich jedoch mit wenigen Worten beschreiben: "Wir wollen die Erde wissenschaftlich zusammenstecken", sagt Foley. Die Forschungsgegenstände reichen vom Erdinneren über das Klima bis zu Fragen, wie Prozesse im Erdinneren das Klima und dieses wiederum die Entwicklung der Menschheit beeinflusst. "Vulkanausbrüche verändern das Klima, der vom Menschen verursachte Kohlendioxidausstoß verändert das Klima, Klimaveränderungen wiederum können Wanderungen auslösen", erläutert Foley.

Um solch komplexe Wechselwirkungen nachzuweisen, werden im Cluster Erkenntnisse aus verschiedenen sogenannten Erdsystemwissenschaften, darunter Biologie, Geografie, Geologie und Klimatologie, aber beispielsweise auch Kulturwissenschaften wie die Archäologie, gebündelt. Bereits seit Jahren arbeiten die Forscherinnen und Forscher nicht nur an gemeinsamen Fragestellungen, sondern erzeugen weitere Synergieeffekte, indem sie sich zum Beispiel Labore und Instrumente teilen. Die starke Verknüpfung der verschiedenen Wissenschaften war es dann auch, die die Jury des Landeswettbewerbs als besonders förderungswürdig bewertete. "Als zukunftsweisendes Alleinstellungsmerkmal wurde dabei vor allem die Verbindung der naturwissenschaftlichen Disziplinen mit der Archäologie und der Anthropologie gelobt", so Foley. Der Jury gehörten unter anderem der Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), Dr. Ernst-Ludwig Winnacker, und die ehemalige Vorsitzende der Wissenschaftlichen Kommission des Wissenschaftsrats, Dr. Amélie Mummendey, an.

Aus den Landesmitteln, die das Geocycles-Netzwerk in den kommenden zwei Jahren als Spitzenförderung vom Land Rheinland-Pfalz erhalten wird, sollen Doktorandinnen und Doktoranden sowie Laborleiterinnen und Laborleiter angestellt und Ausrüstung angeschafft werden. Auch bei den Investitionen steht der Gedanke der Vernetzung im Vordergrund: "Wir wollen Infrastruktur schaffen, von der möglichst viele im Cluster profitieren", sagt Foley. Unter anderem soll ein Labor zur Untersuchung von ancient DNA (aDNA) aus toten Organismen aufgerüstet werden. Hierdurch könnten beispielsweise Verwandtschaftsbeziehungen zwischen längst verstorbenen Menschen festgestellt werden, woraus sich wiederum Wanderungsbewegungen rekonstruieren ließen, die möglicherweise klimatische Gründe hatten. Zur Erforschung des aktuellen Klimas sollen neue Messinstrumente für das Forschungsflugzeug HALO entwickelt werden. Außerdem soll Zubehör für ein Rasterelektronenmikroskop zur Untersuchung von Gesteinen und archäologischen Fundstücken angeschafft werden.

Bei der Bewerbung im bundesweiten Wettbewerb der Exzellenzinitiative wird sich der Cluster nicht mehr zwangsläufig auf Einrichtungen aus Rheinland-Pfalz beschränken. Unter anderem kooperieren die Mainzer Wissenschaftler mit Kollegen der Goethe-Universität Frankfurt am Main.