Ethik und Integrität im Sport: Neues EU-Programm fördert Promovierende aus der ganzen Welt

Netzwerk aus fünf renommierten europäischen Universitäten und acht nichtakademischen Organisationen erhält EU-Förderung für Doktorandenausbildung

03.07.2023

Fragen der Ethik und Integrität im Sport stehen im Zentrum eines neuen länderübergreifenden Doktorandenprogramms, das von der Europäischen Union gefördert wird. Daran beteiligt sind fünf renommierte Universitäten – darunter die KU Leuven als Projektleitung und die Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) – sowie acht internationale Sportverbände, Sportorganisationen und Nichtregierungsorganisationen. Die künftigen Doktorandinnen und Doktoranden des Netzwerks werden sich in ihren Forschungsarbeiten beispielsweise mit Dopingfragen, Wettkampfmanipulationen, Datenschutz, sexueller Belästigung und Missbrauch befassen. Das Programm wird von der EU im Rahmen der Marie Skłodowska-Curie Actions mit rund drei Millionen Euro gefördert. Hinzu kommt eine Förderung über rund 900.000 Euro durch das Schweizer Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation sowie eine weitere Förderung über ebenfalls rund 900.000 Euro aus dem Vereinigten Königreich. "Wir freuen uns sehr, dass wir an diesem Konsortium mit hochrangigen Partnern auf europäischer Ebene beteiligt sind", sagt Prof. Dr. Holger Preuß vom Institut für Sportwissenschaft, der die Mainzer Beteiligung leitet. "Das Thema ist von hoher gesellschaftlicher Relevanz und wir hoffen, dass wir mit unseren Arbeiten einen zukunftsweisenden Beitrag leisten können."

EU will integritäts- und wertebasierten Sport stärken

Das Vorhaben folgt dem sehr erfolgreichen, ebenfalls an der JGU angesiedelten Erasmus Mundus Master in Sport Ethics and Integrity, aus dem in der Vergangenheit mehrere Doktoranden hervorgegangen sind. Es folgt im Speziellen dem europäischen Plan zur Stärkung von integritäts- und wertebasiertem Sport in der EU, der im Jahr 2021 beschlossen wurde. "Wir wollen mit unserer Arbeit zu einer nachhaltigen Sportorganisation und zu Good Governance beitragen sowie den Dialog und die Kooperation universitär auf EU-Level und mit den acht führenden Organisationen im Weltsport intensivieren", betont Prof. Dr. Holger Preuß. Bisher gibt es weltweit keine Forschungsnetzwerke auf Doktorandenebene oder vergleichbare Programme, die sich mit Fragen zur Integrität im Sport befassen. Diese Lücke will das Konsortium mit dem Programm "Doctoral Training Network in Sport Ethics and Integrity" (DAiSI) schließen. "Wir werden eine neue Generation von Experten und Sportfunktionären ausbilden, die in der Lage sind, Bedrohungen der Integrität des Sports sowohl in den Sportgremien als auch in sportbezogenen Stellen der Regierungen zu erkennen und zu verhindern", so Preuß.

Beteiligt sind an dem Netzwerk außer den Universitäten im belgischen Leuven und in Mainz auch die Norwegische Sporthochschule, die Swansea University in Wales und die Universität Lausanne in der Schweiz. Weitere Kooperationspartner sind das Internationale Olympische Komitee (IOC), das Europäische Olympische Komitee (EOC), der Weltfußballverband FIFA, die UNESCO, der europäische Fußballverband UEFA, das Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC), die Welt Anti-Doping Agentur (WADA), die Internationale Biathlon-Union (IBU) und die Athletics Integrity Unit (AIU).

Schaden für Sportler und Sportorganisationen verhindern

Das Forschungsfeld ist breit aufgespannt und reicht von Betrug im Sport über Korruption zu Prävention und Schadenbegrenzung. "Wir werden die Probleme zunächst analysieren, bekannte und neuartige Lösungen ermitteln, multidisziplinäre Forschungen durchführen und bei allem mit den verschiedenen Interessengruppen zusammenarbeiten. Dies soll zu Veränderungen auf politischer Ebene beitragen, damit künftiger Schaden für die Sportlerinnen und Sportler und die Organisationen verhindert wird", erklärt Preuß die Zielsetzung.

Das Programm wird dazu 17 ausgewählten Doktorandinnen und Doktoranden, die weltweit rekrutiert werden, für vier Jahre eine umfassende und interdisziplinäre Ausbildung ermöglichen. Vier Doktorandenstellen werden an der JGU eingerichtet. Start ist voraussichtlich der 1. Januar 2024, Bewerbungen können bis Mitte August 2023 eingereicht werden. Die Bewilligung für das MSCA Doctoral Network folgt auf die erfolgreiche Förderung für das weltweit erste Masterprogramm in Sportethik und Integrität namens MAiSI.

MSCA Doctoral Networks

Mit den Doctoral Networks im Rahmen der Marie Skłodowska-Curie Actions (MSCA) fördert die EU transnationale Doktorandenprogramme mit unterschiedlichen Einrichtungen aus dem akademischen und nicht-akademischen Bereich. Ziel ist es, die Karriereaussichten von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern durch internationale, interdisziplinäre und intersektorale Mobilität zu verbessern und den Wissenstransfer zwischen den beteiligten Einrichtungen zu stärken. Hierdurch soll die Nachhaltigkeit, Qualität und Relevanz von Doktorandenprogrammen erhöht werden.