Intensivstation des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin zählt zu führenden Einrichtungen in Deutschland
01.10.2010
An der Universitätskinderklinik Mainz wurde vor 45 Jahren die erste Kinderintensivstation in Deutschland eingerichtet. Die neue Station hieß zunächst "Aufnahmestation": Hier sollten schwerkranke Kinder diagnostiziert und stabilisiert werden, bevor sie auf Stationen der Kinderklinik verlegt wurden. Die kleinen Patienten wurden damals von einem Arzt und einem Medizinalassistenten im Tagdienst versorgt, insgesamt 10 Schwestern kümmerten sich um die Kinder. Aufgrund einer zunehmend erfolgreicheren und anspruchsvolleren Intensivtherapie wurde das Personal aufgestockt und allmählich der Schichtdienst eingeführt. 1972 erhielt die "Aufnahmestation" ihren heutigen Namen - Interdisziplinäre Kinderintensivstation. Prof. Bodo-Knut Jüngst hat die Anfänge der Kinderintensivstation als Oberarzt miterlebt und resümiert: "45 Jahre Kinderintensivstation beinhalten v.a. eine enorme Entwicklung - medizinisch, pflegerisch und technisch. Doch die Aufgabe, die Atmosphäre und das Engagement sind die gleichen wie vor mehr als vier Jahrzehnten."
Die Aufgabe der Kinderintensivstation ist die Versorgung schwerstkranker Kinder. Damals, vor 45 Jahren, spielten Infektionskrankheiten, Unfälle und Vergiftungen eine große Rolle. Heute werden auf der interdisziplinären Intensivstation v.a. Notfälle im Säuglings- und Kindesalter, Brand- und Kopfverletzungen von Kindern nach Unfällen sowie Patienten versorgt, die eine schwere Operation hinter sich haben. Ein Schwerpunkt liegt in der Betreuung herzkranker Kinder und Patienten nach neurochirurgischen Eingriffen.
"In der Kinderintensivmedizin kamen ursprünglich medizinische Geräte aus der Erwachsenenmedizin zum Einsatz. Erst im Laufe der letzten 20 Jahre wurden diese Geräte an die Anforderungen der Kinder angepasst, so dass heutzutage sowohl die Behandlung als auch die medizinische Überwachung für die kleinen Patienten sehr viel schonender ist", beschreibt Ralf G. Huth, Oberarzt der Station, die Entwicklung der vergangenen Jahre. Der technologische Fortschritt wird u.a. daran deutlich, dass bei diesen kleinen schwerkranken Patienten nicht selten mehr als 10 verschiedene Geräte für Beatmung, Überwachung, Ernährung und Kreislaufunterstützung zum Einsatz kommen. Im Extremfall werden bis zu 15 verschiedene Körperfunktionen kontinuierlich überwacht. Dabei gilt jedoch immer die Regel, nur soviel Technik einzusetzen wie unbedingt nötig. Denn gerade bei Kindern sind liebevolle Betreuung - so auch durch die Integration der Eltern in die Pflege ihres Kindes - und sorgfältige Beobachtung besonders wichtig, wie die Verantwortlichen auf der Kinderintensivstation betonen.
"Neben der medizinischen Kompetenz ist insbesondere die menschliche Nähe zu den kleinen Patienten wichtig. So zählt die Mainzer Kinderintensivstation aufgrund ihrer Erfahrung und ihres Engagements zu den führenden Einrichtungen in Deutschland und profitiert darüber hinaus von ihren weltweiten Kontakten und internationalem Know-how", betont Prof. Dr. Fred Zepp, Direktor des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin der Universitätsmedizin Mainz. Doch die Entwicklung schreitet ständig voran: "Für nächstes Jahr haben wir uns als Schwerpunktziele unter anderem das Trauma-Management bei Kindern, Wiederbelebungstraining für Kinder und Untersuchungen zur Beatmungsoptimierung für Säuglinge, Kinder und Jugendliche gesetzt."