Deutsche Forschungsgemeinschaft genehmigt neuen Forschungsschwerpunkt in der Sprachwissenschaft unter Koordination von Mainz und Berlin

Interdisziplinär ausgerichtetes DFG-Schwerpunktprogramm "Experimentelle Pragmatik" startet 2014

07.05.2013

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat ein neues Schwerpunktprogramm in der Linguistik eingerichtet, das sich mit dem Gebrauch von Sprache beschäftigt. Dr. Petra Schumacher vom Department of English and Linguistics der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) und ihr Kollege PD Dr. Uli Sauerland vom Zentrum für Sprachwissenschaft (ZAS) in Berlin koordinieren das interdisziplinär ausgerichtete DFG-Schwerpunktprogramm "Experimentelle Pragmatik". Es wird 2014 seine Arbeit aufnehmen und in den folgenden drei Jahren von der DFG zunächst mit 4,5 Millionen Euro gefördert. Ziel ist es, durch die Zusammenarbeit mit verschiedenen Disziplinen wie der linguistischen Pragmatik, Semantik, Psycholinguistik, Sprachpsychologie, Neurowissenschaft und Sprachphilosophie zu einem umfassenden Modell der Sprachverarbeitung zu gelangen.

Bei Sätzen wie "Es zieht hier" kann es sich um eine bloße Feststellung oder aber um eine Aufforderung an den Hörer handeln, die Tür oder das Fenster zu schließen. Die Aussage "Heute waren mehr als hundert Studierende in der Vorlesung" wird nach allgemeiner Einschätzung so interpretiert, dass zwischen 101 und 149 Personen anwesend waren – wie kommt es dazu? Die Pragmatik untersucht, warum wir die Wörter so verwenden, wie wir es tun, und was der Sprecher mit seiner Aussage ausdrücken will. Die Experimentelle Pragmatik erforscht diese Fragen mithilfe von experimentellen Methoden aus den Kognitions- und Neurowissenschaften wie EEG-Ableitungen, Reaktionszeitbestimmungen, Fragebogenstudien und Spracherwerbs- und Sprachverlustuntersuchungen. "Uns interessiert, was im Gehirn vorgeht, wenn es nicht explizit artikulierte Informationen interpretiert", erklärt Petra Schumacher.

Die Sprachwissenschaftler betreten mit diesem Forschungsgebiet Neuland. Die Experimentelle Pragmatik hat sich seit knapp zehn Jahren allmählich entwickelt, kann aber zur Ergänzung und Anreicherung von nicht ausdrücklich genannten Bedeutungskonstituenten bislang nur wenig Forschungen vorweisen. Ziel der Kooperationspartner im neuen Schwerpunktprogramm "XPrag.de: New Pragmatic Theories based on Experimental Evidence" (SPP 1727) ist es daher, ein Modell der Sprachverarbeitung zu entwickeln, das über die Satzebene hinausgeht und die Sprecherbedeutung mit einschließt. Die Ausschreibung der Einzelprojekte erfolgt über die DFG.