Spitzenforschung an Universitätsmedizin Mainz auf dem Gebiet der Organfibroseforschung ausgezeichnet
17.11.2011
Rund 2,5 Millionen Euro stellt der Europäische Forschungsrat (ERC) für die Forschungsarbeit des Gastroenterologen und Biochemikers Prof. Dr. Dr. Detlef Schuppan von der Universitätsmedizin Mainz zur Verfügung. Detlef Schuppan ist Spezialist für Leberleiden von der Fibrose über die Zirrhose als Endstadium der Fibrose bis hin zum Leberkrebs. Sein Ziel ist die Entwicklung von Therapiekonzepten, die die als Fibrose bezeichnete krankhafte Vermehrung von Bindegewebe in Organen entweder aufhalten oder sogar umkehren. Im Erfolgsfall könnten zahlreiche Patienten profitieren: Eine Fibrose im fortgeschrittenen Stadium stellt die Haupttodesursache bei chronischen Lebererkrankungen, aber auch anderen Krankheiten mit chronischem Verlauf dar.
Kommt es über eine dauerhafte Entzündung zu einer krankhaften Vermehrung von Bindegewebe in Organen, dann ist im Extremfall Organversagen die Folge. Bislang gibt es jedoch kaum wirksame Therapien bei der Diagnose einer fortgeschrittenen Fibrose bzw. Zirrhose. In Europa weist die Leberzirrhose eine Häufigkeit von jährlich 250 bis 500 Fällen pro 100.000 Menschen auf. Männer sind doppelt so häufig betroffen wie Frauen.
"Die Entwicklung einer Methode, mit der sich der Verlauf der Fibrosierung bei Risikopatienten weitgehend vorherbestimmen und mit der sich der Effekt Fibrose-hemmender Maßnahmen messen lässt, ist der Schlüssel zu effektiven Therapieformen gegen die Fibrose im fortgeschrittenen Stadium", so Schuppan über seinen Forschungsansatz. Konkret erforscht er ein Verfahren, mit dem sich einerseits die übermäßig in der Leber abgelagerten fibrillären Kollagenfasern, andererseits die aktiv an der Kollagensynthese beteiligten Zellen im lebenden Organismus und insbesondere im Patienten ohne jegliche Beeinträchtigung mit einer bildgebenden Methode nicht-invasiv messen lassen. Unterstützt wird der Gastroenterologe dabei von Prof. Dr. Frank Rösch und Junioirprof. Dr. Tobias Roß vom Institut für Kernchemie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. "Somit handelt es sich um einen kooperativen Grant, der einen Brückenschlag zwischen Universitätsmedizin und Grundlagenforschung bedeutet", so Prof. Dr. Dr. Detlef Schuppan.
Vielversprechend im Hinblick auf die Realisierung der Forschungsziele verliefen bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt bereits Modellstudien, die Detlef Schuppan an der Harvard Medical School durchgeführt hat: Mittels geringer, unschädlicher Mengen radioaktiv markierter Substanzen ließen sich jene Zelloberflächenmoleküle in vivo sichtbar und messbar machen, die ausschließlich bei der Fibrosebildung auftreten und den Grad der Kollagenablagerung widerspiegeln. "Diese ersten Modellstudien sind sehr wegweisend und eine hervorragende Basis auf dem Weg, eine klinisch relevante Bildgebung für die Fibrose und für die Geschwindigkeit des Fortschreitens zur Zirrhose zu entwickeln. Dies ist die entscheidende Voraussetzung für die individuelle Diagnose und Prognose des einzelnen Patienten und insbesondere für die klinische Entwicklung wirksamer Fibrose-hemmender Medikamente. Im Idealfall lassen sich unsere Forschungsergebnisse auch auf andere Organfibrosen wie die Lungenfibrose übertragen", so Prof. Dr. Dr. Detlef Schuppan, der seit Ende 2010 in der I. Medizinischen Klinik und Poliklinik der Universitätsmedizin Mainz tätig ist. Zuvor hatte er eine Professur an der Harvard Medical School inne, wo er auch weiterhin Mitglied der Fakultät ist.
"Der ERC Advanced Grant für Prof. Dr. Dr. Detlef Schuppan ist auch die Bestätigung für eine auf Perspektive ausgerichtete Berufungspolitik an der Universitätsmedizin Mainz. Dieser Grant ist ein weiterer zentraler Baustein, um in den Kreis der forschungsstärksten Universitäten Deutschlands aufzusteigen", unterstreicht der Wissenschaftliche Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, Prof. Dr. Dr. Reinhard Urban. Der Wissenschaftliche Vorstand hatte den gebürtigen Essener im Vorjahr davon überzeugt, von der Harvard Medical School nach Mainz zu wechseln.
Der ERC Advanced Grant als höchstdotierte Forschungsförderung der Europäischen Union ist von der Wertigkeit vergleichbar mit dem Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis, bei dem es sich um den höchstdotierten deutschen Förderpreis handelt. Voraussetzung für den Erhalt eines ERC Advanced Grant ist allein die überragende individuelle Forschungsexzellenz. Mit den ERC Advanced Grants unterstützt der Europäische Forschungsrat exzellente und etablierte Forscherinnen und Forscher. Das Ziel: Es sollen bahnbrechende Erkenntnisse in der Grundlagenforschung oder der angewandten Forschung für Europa gewonnen werden. Die administrative Betreuung, nicht nur rund um diesen Grant, erfolgt durch das European Project Office beim Wissenschaftlichen Vorstand der Universitätsmedizin Mainz.