Arbeitslosenquote geht durch Hartz-IV-Reformen kaum zurück

Klaus Wälde schlägt Einführung progressiver Sozialversicherungsabgaben vor

29.04.2010

Die Hartz-IV-Reformen am Arbeitsmarkt haben keine nennenswerten Auswirkungen auf die Zahl der Beschäftigten in Deutschland. Laut Prof. Dr. Klaus Wälde vom Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Makroökonomie, der Gutenberg School of Management and Economics der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU), reduziert sich die Arbeitslosenquote durch die Reformen nur um 0,3%. "Die große Hoffnung auf einen starken Rückgang der Arbeitslosigkeit wird nicht erfüllt. Die Beschäftigungseffekte der Hartz-IV-Reformen sind sehr klein", so Wälde. Der Wissenschaftler zählt zu den forschungsstärksten Professoren in Volkswirtschaftslehre im Rhein-Main-Gebiet. Er ist neues Mitglied des Gutenberg Forschungskollegs (GFK) der JGU.

Prof. Dr. Klaus Wälde und seine Forschergruppe - allen voran Junior-Prof. Dr. Andrey Launov - haben sich in den vergangenen Monaten umfassend mit den Hartz-IV-Reformen beschäftigt und kommen zu dem Ergebnis, dass hauptsächlich die Arbeitnehmer, nicht die Arbeitslosen von der Reform des Arbeitsmarkts profitieren. "Nach unseren Untersuchungsergebnissen können die Beschäftigten damit rechnen, dass der durchschnittliche Nettolohn infolge der Reformen steigt", so Wälde. Langzeitarbeitslose mit geringen Beschäftigungschancen verlieren hingegen. Einen Ausweg aus diesem Verteilungsproblem könnten nach Ansicht des VWL-Professors progressive Sozialversicherungsabgaben liefern. Ähnlich wie bei der Einkommenssteuer sollten untere Einkommensgruppen einen geringeren Prozentsatz ihres Bruttolohnes zur Deckung der Sozialversicherungsausgaben zahlen als höhere Einkommensgruppen. Dies kann finanziert werden über eine Reduktion der Lohnersatzquote im Arbeitslosenfall.

Klaus Wälde erhielt im Jahr 2000 im Alter von 33 Jahren seinen ersten Lehrstuhl an der Universität Dresden. Danach war er an den Universitäten Würzburg und Glasgow tätig, bevor er im Sommer 2009 an die JGU wechselte. Wälde hat bereits für die Weltbank und die Kommission der Europäischen Union gearbeitet.

Seine Forschungsschwerpunkte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz sind Arbeitsmarktökonomie und das Forschungsgebiet "Emotionen und Entscheidungen (emotional economics)", in dem der "Homo oeconomicus" durch eine psychologisch fundierte Sichtweise menschlichen Verhaltens in ökonomisch relevanten Situationen ersetzt wird. Unterstützt werden diese Arbeiten vom Gutenberg Forschungskolleg (GFK), das eine GFK-Fellowship an Wälde vergeben hat.

Das GFK wurde vor drei Jahren eingerichtet, um Spitzenforschung an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz zu fördern und herausragende Forschungsbereiche auch interdisziplinär noch besser zu vernetzen. Im Zentrum steht neben der strategischen Arbeit die Förderung einzelner herausragender Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Das GFK verfügt über einen eigenen Etat sowie über die Möglichkeit, im Rahmen innovativer Verfahren zügige Berufungen zu realisieren und damit bei der Besetzung von Professuren mit strategischer Bedeutung wichtige Weichen zu stellen und die Konkurrenzfähigkeit der Universität im Wettbewerb um die besten Köpfe zu steigern.