Anneli Sarhimaa erhält für sprachwissenschaftliche Forschung Auszeichnung der Alfred-Kordelin-Stiftung

Linguistin der JGU wird für ihr Engagement für Minderheitensprachen in Nordeuropa und insbesondere Karelisch gewürdigt

13.11.2020

Die Sprachwissenschaftlerin Prof. Dr. Anneli Sarhimaa hat für ihre Arbeit den Alfred-Kordelin-Preis erhalten. Der Preis wird von der finnischen Alfred-Kordelin-Stiftung verliehen und ist mit 30.000 Euro dotiert. Sarhimaa wird damit für ihre sprachwissenschaftliche Forschung über Minderheitensprachen in Nordeuropa ausgezeichnet. Die Wissenschaftlerin ist seit 2002 Professorin für nordeuropäische und baltische Sprachen an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU). Ein besonderer Schwerpunkt ihrer Tätigkeiten ist seit Ende der 1980er-Jahre die Erforschung von Karelisch, eine ostseefinnische Minderheitensprache, die mit Finnisch und Estnisch verwandt ist und im Nordwesten Russlands und in Finnland gesprochen wird.

Wichtige Beiträge zur Erforschung der Sprachen und Rechte von Minderheiten geleistet

Die Alfred-Kordelin-Stiftung würdigt mit ihrer Preisvergabe das Engagement von Sarhimaa zur Erforschung von Mehrsprachigkeit und Minderheitensprachen in Nordeuropa, die sie mit ihrer aufgeschlossenen analytischen Arbeit gefördert habe. Der Fokus ihrer Arbeit liege auf der karelischen Sprache und in den letzten zehn Jahren auf den Zukunftsperspektiven des Karelischen in Finnland. Die Forschung basiere auf einer umfassenden Kenntnis des Fachgebiets und der Arbeit mit der karelischen Gemeinschaft. "Auf diese Weise hat Sarhimaa eine Fülle neuer Informationen über Karelier in Finnland hervorgebracht. Gleichzeitig hat sie wesentliche Mängel in der aktuellen finnischen Sprachgesetzgebung aufgezeigt", heißt es zur Preisvergabe. Zu den wichtigsten, gesellschaftlich direkt relevanten wissenschaftlichen Leistungen von Anneli Sarhimaa gehört die Entwicklung von Maßnahmen für den Erhalt und die Verbesserung der Zukunftsaussichten sprachlicher Minderheiten und damit für die kulturelle Vielfalt.

Anneli Sarhimaa hat 1999 an der Universität Helsinki in Linguistik promoviert. 2002 wurde sie dort Privatdozentin für ostseefinnische Sprachen an der geisteswissenschaftlichen Fakultät, bevor sie dann die Professur für nordeuropäische und baltische Sprachen in Mainz erhielt. Für ihre Studien und Arbeiten hielt sich Sarhimaa außer in Finnland und Deutschland auch in Russland und den Niederlanden auf. Sie verfügt über internationale akademische Erfahrungen und Kooperationsnetzwerke in und außerhalb von Europa. Von 2010 bis 2013 koordinierte sie das internationale, interdisziplinäre Projekt "European Language Diversity for All" (ELDIA), das von der EU mit 2,7 Millionen Euro gefördert wurde und das bisher größte internationale Forschungsprojekt über finnougrische Minderheitensprachen darstellt. Auf Initiative von Sarhimaa wurde gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen in Litauen und Schweden auch der erfolgreiche Joint-degree Masterstudiengang "International Master in Sociolinguistics and Multilingualism" ins Leben gerufen.

Die Alfred-Kordelin-Stiftung, die in diesem Jahr ihr 100-jähriges Bestehen feiert, hat außerdem den Dichter Kari Aronpuro, die Fotografin Marja Pirilä und Jyri Manninen, Professor für Erwachsenenbildung, mit dem Alfred-Kordelin-Preis ausgezeichnet. Zusätzlich zu diesen Preisen hat die Stiftung 3,6 Millionen Euro für die Unterstützung von Wissenschaft und Kultur bereitgestellt.