Allgemeinchirurgie der Universitätsmedizin Mainz als Kompetenzzentrum für Chirurgische Erkrankungen der Leber zertifiziert

Auszeichnung durch die Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie bestätigt hohe Qualitätsstandards

20.07.2012

Als eine der ersten Einrichtungen in Deutschland ist die Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) zertifiziertes Kompetenzzentrum für Chirurgische Erkrankungen der Leber. Diese Auszeichnung der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie bestätigt die hohen Qualitätsstandards der Klinik in der Leberchirurgie.

Lebererkrankungen sind weit verbreitet und werden oft unterschätzt. Mehr als 5 Mio. Menschen in Deutschland sind vermutlich von einer Lebererkrankung betroffen. Zu den Lebererkrankungen gehören Krankheitsbilder wie Leberschädigung durch Alkohol, nichtalkoholische Fettlebererkrankung, Hepatitis, Leberzirrhose, Leberkrebs oder auch gutartige Lebertumoren. Die mit Abstand häufigste Indikation zu einer Leberteilentfernung stellen Tumoren dar. Hierunter fallen sowohl primäre Lebergeschwülste, also bösartige lebereigene Karzinome (Leberkrebs), als auch sekundäre Lebertumoren, also Absiedlungen (Metastasen) von anderen Tumoren in die Leber wie beispielsweise vom Darmkrebs. Eine Leberoperation kann zudem erforderlich sein, wenn gutartige Lebertumoren Beschwerden bereiten oder wenn nicht eindeutig zu bestimmen ist, ob der Tumor gut- oder bösartig ist.

Die Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie der Universitätsmedizin Mainz bietet das gesamte Spektrum der Leberchirurgie an, einschließlich minimal-invasiver Operationen, die sogenannte Schlüsselloch-Chirurgie. Ihren hervorragenden nationalen und internationalen Ruf verdankt sie auch ihren besonderen Leistungen und Erfahrungen im Bereich der High-End-Leberchirurgie. Beispielsweise werden mehrstündige Operationen, bei denen Blutgefäße der Leber rekonstruiert werden müssen, computerunterstützt und anhand von 3D-Bildern geplant. Durch diese virtuelle Operationsplanung ist es möglich, verschiedene operative Szenarien zu simulieren und sich so optimal auf die Operation vorzubereiten. Als speziellen Service für Patienten bietet die Klinik zudem zweimal wöchentlich eine Spezialsprechstunde für Leber- und Gallenwegschirurgie an und betreibt eine täglich geöffnete onkologische Nachsorgeambulanz. Alle Patienten mit bösartigen Erkrankungen der Leber und der Gallenwege werden darüber hinaus in einem interdisziplinären Tumorboard vorgestellt, in dem die jeweils optimale Diagnostik und Therapie festgelegt wird. Zu diesem Zweck arbeitet die Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie eng mit anderen Kliniken der Universitätsmedizin Mainz zusammen – etwa mit der Gastroenterologie und Hepatologie, der Radiologie, der Strahlentherapie, der Anästhesie und der Intensivmedizin.

"Wir freuen uns sehr über die Zertifizierung durch die zuständige Fachgesellschaft", betont Prof. Dr. Hauke Lang, Direktor der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie der Universitätsmedizin Mainz. "Sie ist ein wertvolles Zeichen der Anerkennung und bestätigt die sehr guten Leistungen, die unsere Teams täglich erbringen. Wir legen großen Wert darauf, dass wir unseren Patienten schnell eine interdisziplinär abgestimmte Behandlung zukommen lassen und innovative Verfahren anwenden. Eine umfassende Diagnostik und Therapie ist rund um die Uhr gewährleistet."

Prof. Dr. Norbert Pfeiffer, Medizinischer Vorstand und Vorstandsvorsitzender der Universitätsmedizin Mainz, bestätigt: "Unser Kompetenzzentrum für Chirurgische Erkrankungen der Leber ermöglicht eine umfassende ganzheitliche Betreuung jedes Patienten. Und dass es als eines der ersten zertifiziert wurde, unterstreicht dessen Leistungskraft und stärkt zudem die Position der Universitätsmedizin Mainz insgesamt."

Im Gegensatz zu Operationen an anderen viszeralen Organen steht die Leberchirurgie insbesondere vor zwei Herausforderungen. Erstens wird die Leber mit ca. 3 Litern pro Minute sehr stark durchblutet. Deshalb ist die Durchtrennung des Lebergewebes mit einem hohen Risikopotenzial behaftet. Zweitens ist der menschliche Körper ohne ausreichend funktionierende Leber nicht lebensfähig. Es darf daher nie die gesamte Leber, sondern stets nur ein Teil von ihr entfernt werden. Es muss immer ein ausreichend großer und funktionsfähiger Leberrest verbleiben. Von Vorteil ist jedoch, dass bei einer nicht vorgeschädigten Leber die Funktionsreserve und das Regenerationspotenzial extrem groß sind. In der Regel kann bis zu etwa 70 Prozent, in Einzelfällen auch bis zu 80 Prozent des Lebergewebes entfernt werden, ohne dass es zum Leberversagen kommt. Allerdings ist die Leberfunktionsreserve jedes einzelnen Patienten unterschiedlich groß und im Vorhinein nur annähernd zu bestimmen. Entsprechend ist auch das nach einer Leberteilentfernung unbedingt zu belassende Leberrestvolumen nicht exakt kalkulierbar. Bei der Beurteilung des Operationsrisikos, insbesondere bei ausgedehnten Leberoperationen, ist daher die Erfahrung des Leberchirurgen ein zentraler Erfolgsfaktor.

Die Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie

Die Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie hat für bestimmte Erkrankungen und Prozeduren an Organsystemen nach wissenschaftlichen Vorgaben und klinischer Erfahrung Qualitätsstandards und Kriterien entwickelt, die die Kliniken erfüllen müssen, um zertifiziert zu werden. Dazu zählen die personelle und apparative Ausstattung, das Angebot spezieller Sprechstunden, die interdisziplinäre Zusammenarbeit innerhalb des Hauses, die Häufigkeit verschiedener Eingriffe sowie die Qualitätssicherung und das Studienangebot.