Doktorarbeit zur philosophischen Theorie der Wahrnehmung ausgezeichnet
07.06.2011
Für seine Doktorarbeit zur philosophischen Theorie der Wahrnehmung hat Adrian J. T. Alsmith den mit €10.000 dotierten Barbara-Wengeler-Preis erhalten. Die Barbara-Wengeler-Stiftung verleiht den Preis jährlich für eine herausragende wissenschaftliche Nachwuchsarbeit, die sich mit der Vernetzung und dem Austausch zwischen Philosophie und Neurowissenschaften beschäftigt. Adrian Alsmith, Doktorand von Prof. Dr. Thomas Metzinger am Philosophischen Seminar der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU), habe sich in seiner Arbeit unter dem Titel "The Structuring Body - A Critical Study in the Description & Explanation of Perceptual Experience" mit diesen Fragen in herausragender und zukunftsweisender Weise auseinander gesetzt, hieß es bei der Preisverleihung in Frankfurt am Main.
Alsmith ist 2007 aus Edinburgh nach Mainz gekommen und hat in dem von der EU geförderten Marie-Curie-Projekt "DISCOS – Disorders and Coherence of the Human Self" gearbeitet, an dem die Arbeitsgruppe Theoretische Philosophie von Prof. Dr. Thomas Metzinger beteiligt war. In seiner Doktorarbeit befasst sich Alsmith mit der philosophischen Theorie der Wahrnehmung und zwar sowohl in phänomenologisch-beschreibender als auch in analytisch-interdisziplinärer und wissenschaftstheoretischer Perspektive. Dabei werden die begrifflichen Grundlagen genauer herausgearbeitet, um die Rolle des menschlichen Körpers in der Sinneswahrnehmung besser verstehen zu können. Die generelle philosophische Intuition liegt in der Vermutung, dass der physische Körper selbst den Wahrnehmungsraum auf eine Weise dynamisch strukturiert, die uns zumeist unbewusst, theoretisch aber sehr relevant ist. Die Promotion wurde mit der Auszeichnung "summa cum laude" abgeschlossen.
"Die Arbeit ist eine wirklich ganz ausgezeichnete Leistung, der man nicht nur Sorgfalt, sondern auch das ernsthafte Interesse an einem Erkenntnisfortschritt anmerkt", erklärt Metzinger zu der Promotionsschrift seines Doktoranden. "Dies ist ein echter Beitrag zur Forschung." Metzinger leitet seit dem Jahr 2000 die Theoretische Philosophie an der JGU und befasst sich insbesondere mit der Philosophie des Geistes, der Wissenschaftsphilosophie und philosophischen Aspekten der Neuro- und Kognitionsforschung sowie den Verbindungen zwischen Ethik, Philosophie des Geistes und Anthropologie. Er koordiniert die Forschungsstelle Neuroethik/Neurophilosophie am Philosophischen Seminar der Universität Mainz sowie das durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Projekt "Cognitive Enhancement" und ist Adjunct Fellow am Frankfurt Institute for Advanced Studies der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main. Mit seinem Buch "Der Ego-Tunnel" hat Metzinger 2009 seine philosophische These, dass es so etwas wie ein "Selbst" nicht gibt, auch einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt und die Aufmerksamkeit auf ethische, anthropologische und kulturelle Konsequenzen des Erkenntnisfortschritts in den Neuro- und Kognitionswissenschaften gelenkt.