Physiker der JGU wollen Axionen über das neue Verfahren der Komagnetometrie nachweisen
26.06.2019
Tag für Tag sind wir von Materie umgeben – Bäume, Häuser und Möbel, ja selbst die Luft gehören in ihr Reich. Doch: Diese uns bekannte, sichtbare Materie scheint Physikern zufolge nur etwa 20 Prozent der gesamten Materie im Universum auszumachen. Nach der gängigen Theorie sollen ganze 80 Prozent zur Dunklen Materie gehören. Einer der Gründe, unter mehreren, für diese Annahme: Die Sterne bewegen sich weit schneller, als sie es tun dürften, wenn nur "normale" Materie existieren würde.
Dunkle Materie könnte auf Axionen zurückgehen
Im Laufe der Zeit entwickelten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unterschiedliche Theorien darüber, aus was genau diese geheimnisvolle Dunkle Materie bestehen soll. Mögliche Kandidaten sind die sogenannten WIMPs oder "Weakly Interacting Massive Particles", schwach wechselwirkende, schwere Teilchen. Forscher haben zahlreiche Jahre damit verbracht, diese mit Teilchendetektoren aufzuspüren und versuchen dies nach wie vor, bislang aber vergeblich. Vor einigen Jahren postulierten Wissenschaftler weitere mögliche Teilchen, genannt Axionen, die um ein Vielfaches leichter sind als andere Teilchen. Das Feld dieser Teilchen oszilliert der Theorie zufolge, es verändert sich also ständig. Die Frequenz, mit der es das tut, ist proportional zur Schwere der Teilchen: Da die Teilchen sehr leicht sind, sollte sie also sehr niedrig sein. Genau weiß das jedoch bislang niemand: Es ist ebenso möglich, dass dieses Feld ein ganzes Jahr braucht, um eine Periode zu durchlaufen, oder dies Billionen Mal pro Sekunde tut.
Axionen über Kernspinänderung aufspüren
Forscher der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) haben nun eine Möglichkeit gefunden, diese Axionen nachzuweisen – im Projekt "Cosmic Axion Spin Precession Experiment", kurz CASPEr. "Wir setzen dabei auf die Kernspinresonanz", erläutert Prof. Dr. Dmitry Budker vom Institut für Physik der JGU und dem Helmholtz-Institut Mainz. "Mit dieser detektieren wir die Kernspins von Molekülen, genauer gesagt vom Kohlenstoffisotop C13 und von Wasserstoff." Die Grundannahme: Die Dunkle Materie beeinflusst die Spins, sie sollte sie zum Rotieren bringen. Nun werden die Spins allerdings auch vom Erdmagnetfeld beeinflusst. Die Forscher müssen daher auseinanderhalten, welcher Anteil der beobachteten Spinänderungen auf die Dunkle Materie und welcher auf das Erdmagnetfeld zurückzuführen ist. Das Wissenschaftlerteam hat daher die Komagnetometrie entwickelt: Diese basiert auf der Vielzahl von Atomkernen in einem Molekül. Da verschiedenartige Kerne jeweils unterschiedlich empfindlich auf die Magnetfelder von Erde und Dunkler Materie reagieren, lassen sich beide Effekte separieren.
Ein Teil des möglichen Frequenzbereichs ist bereits untersucht
Den Frequenzbereich von ein bis drei Oszillationen pro Jahr bis zu 18 Oszillationen pro Stunde haben die Forscher der JGU bereits durchkämmt – allerdings ohne auf die Einflüsse Dunkler Materie zu stoßen. "Man kann sich das ähnlich vorstellen, als hätte man in einem großen Garten einen Ring verloren", erläutert Budker. "Einen Teil dieses Gartens haben wir bereits untersucht, wir wissen also, wo sich der Ring nicht befindet – sprich in welchem Frequenzbereich sich das Axion nicht bewegt. Auf diese Weise konnten wir den Bereich, in dem wir das Axion zu finden hoffen, stark einschränken und werden die Suche nun auf die anderen Bereiche fokussieren."