Apotheke der Universitätsmedizin Mainz nimmt vollautomatischen Kommissionierroboter in Betrieb

Hochleistungstechnologie sichert Qualität im Bereich der pharmazeutischen Logistik

05.02.2015

Die Apotheke der Universitätsmedizin Mainz verfügt über einen neuen vollautomatischen Kommissionierroboter. Der neue Automat erlaubt es, die von den einzelnen universitären Kliniken und Instituten bei der Apotheke georderten Arzneimitteln lückenlos nachzuverfolgen. Möglich ist dies über das Lesen und Dokumentieren der eindeutigen Barcodes auf den Verpackungen. Darüber hinaus zeichnet sich der Automat durch eine zeitsparende Einlagerung, ein hohes Fassungsvermögen und rasche, fehlerfreie Auslagerung aus. Weitere Vorteile sind die automatische Verfalldatenkontrolle und die Möglichkeit, bei Bedarf ausgewählte Arzneimittel-Chargen per Mausklick auslagern zu lassen.

Mehrere Millionen Packungen Arzneimittel werden jährlich in der Apotheke der Universitätsmedizin Mainz geordert. Bestellung, Transport und Auslieferung müssen reibungslos funktionieren, denn die Patienten sind auf die Medikamente angewiesen. "Wenn es um die bestmögliche Versorgung unserer Patienten geht, dann spielt unsere Apotheke eine wichtige Rolle. Sie stellt sicher, dass Medikamente rechtzeitig und in gesicherter Qualität zum Patienten gelangen. Insofern begrüße ich die mit der Inbetriebnahme des neuen vollautomatischen Kommissionierroboters einhergehende Qualitätsverbesserung im Bereich der pharmazeutischen Logistik ausdrücklich", betont Prof. Dr. Babette Simon, Vorstandsvorsitzende und Medizinischer Vorstand der Universitätsmedizin Mainz.

Laut dem im rheinland-pfälzischen Kelberg beheimateten Hersteller Rowa Automatisierungssysteme handelt es sich um den gegenwärtig größten Kommissionierroboter in einem deutschen Krankenhaus. Insgesamt lassen sich darin rund 70.000 Artikel auf 22 Grad Celsius klimatisiert lagern. Ab Werk ist der Kommissionierautomat mit einem Greifersystem ausgestattet. Die Universitätsmedizin hat sich jedoch für zwei identische Kommissionierautomaten – und somit für eine gespiegelte Anlage – entschieden. Außerdem sind beide Kommissionierautomaten mit zwei Greifern statt standardmäßig einem Greifer ausgestattet. "Wir haben uns für jeweils zwei Greifer entschieden, um den Kommissionierungsprozess weiter zu beschleunigen", so Prof. Dr. Irene Krämer, Direktorin der Apotheke der Universitätsmedizin Mainz. "Die Greifer sind mit Sensoren, Kameras und Scannern ausgestattet. Sie nehmen die Arzneimittel von einem der beiden Einlagerungsförderbänder und lagern sie platzoptimiert in die Regalsysteme. Auf Anforderung lagern sie die Arzneimittel auf ein anderes Förderband aus und von dort geht es in Transportboxen."

Die Einlagerung erfolgt automatisch. "Dadurch sparen wir enorm viel Zeit. Denn beim in die Jahre gekommenen Vorgängermodell, einem Halbautomaten, mussten die Mitarbeiter der Apotheke morgens die Schächte befüllen", erklärt Krämer. Fehler beim Kommissionieren sind weitestgehend ausgeschlossen, denn die Fehlerquote des Roboters liegt bei unter 0,1 Prozent. Stark vereinfacht ist auch die Verwaltung der Aufträge und Bestände durch das im Lagerverwaltungssystem beinhaltete automatische Berichtswesen. Die Mitarbeiter der Apotheke der Universitätsmedizin Mainz müssen die eingelagerten Artikel also nicht mehr zählen.

Die Arzneimittelanforderungen der Stationen und anderen Einrichtungen gehen auf elektronischem Wege bei der Apotheke der Universitätsmedizin Mainz ein. Die Mitarbeiter der Apotheke kontrollieren die eingegangene Order und leiten die Anforderungen elektronisch an den Kommissionierroboter. Anschließend errechnet der Kommissionierroboter, wie viele der genormten Transportboxen für die Bestellung benötigt werden. Jede Box ist mit einem Barcode versehen. Dadurch ist eine eindeutige Zuordnung möglich und der Weg der Box lässt sich lückenlos nachverfolgen. "Genau wie große Paketdienste können wir jederzeit nachvollziehen, wo sich eine Box gerade befindet", so die Direktorin der Apotheke.

Sogar sogenannte chargenpflichtige Arzneimittel, die der Dokumentationspflicht unterliegen, kommissioniert der neue Roboter. Damit wäre auch ein automatischer Chargenrückruf möglich. Zu den chargenpflichtigen Produkten zählen Blutgerinnungsfaktoren, Immunglobuline und andere Arzneimittel, die aus Blutspenden hergestellt werden. Ebenfalls automatisch funktioniert die Verfalldatenkontrolle. Somit lassen sich gegebenenfalls auf einfache Art und Weise sogenannte Risikoarzneimittel auslagern. "Der neue Kommissionierroboter bietet uns ganz neue Möglichkeiten", zeigt sich Krämer beeindruckt. "Wir können auf einen Blick erfassen, welche Arzneimittel beispielsweise in den kommenden drei Monaten das Verfallsdatum erreichen. Das versetzt uns in die Lage, besser planen und Notfallarzneimittel, die selten benötigt werden, rechtzeitig nachbestellen zu können."

Manche Arzneimittel – wie beispielsweise Impfstoffe und Insuline, die kühl gelagert werden müssen, und Betäubungsmittel, die unter Verschluss aufzubewahren sind – sind dagegen nicht im Kommissionierroboter gelagert. Diese kommissionieren die Mitarbeiter der Apotheke nach wie vor per Hand.

Die Anschaffungskosten für den neuen Kommissionierroboter bewegen sich in einem mittleren sechsstelligen Bereich.