Mainzer Wissenschaftler wollen Therapiemöglichkeiten bei Chemotherapie-resistenten Leukämien verbessern

Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert klinische Forschergruppe zu Leukämieerkrankungen mit 3 Millionen Euro

17.11.2010

Leukämieerkrankungen müssen nicht zwangsläufig tödlich verlaufen. Bei der allogenen Blutstammzelltransplantation setzt die moderne Medizin auf die Übertragung gesunder Blutstammzellen eines Spenders. Die im Transplantat enthaltenen Spenderlymphozyten zerstören im Idealfall die restlichen Leukämiezellen, greifen aber oft zeitgleich gesunde Körperzellen an. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert für weitere drei Jahre mit insgesamt rund 3 Millionen Euro einen seit 2007 existierenden Forschungsverbund an der Universitätsmedizin Mainz, die Klinische Forschergruppe (KFO) 183: "Optimierte allogene Lymphozytentherapie". Das Ziel der Wissenschaftler lautet, einen Angriff der Spenderlymphozyten auf gesunde Körperzellen im Zuge einer Transplantation künftig zu verhindern.

"Die allogene Blutstammzelltransplantation ist bei Chemotherapie-resistenten Leukämien gegenwärtig die einzige Therapiemöglichkeit mit einer realistischen Heilungschance. Wenn es uns gelingt, diese Therapie so zu optimieren, dass der Angriff der Spenderlymphozyten auf gesunde Körperzellen beispielsweise in der Haut oder im Darm weitestgehend ausbleibt, dann ist das ein kapitaler Fortschritt in der Leukämiebekämpfung", so Prof. Dr. Wolfgang Herr, Leiter des Schwerpunkts Blutstammzelltransplantation der III. Medizinischen Klinik und Poliklinik der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU), der auch die Klinische Forschergruppe 183 leitet.

Mit dem Transfer der Spenderlymphozyten im Rahmen der Blutstammzelltransplantation geht der sogenannte Transplantat-gegen-Leukämie-Effekt (graft-versus-leukemia, GVL) einher. Dieser Effekt trägt entscheidend dazu bei, das Risiko eines Rückfalls der Leukämie zu verringern. Konkret erfolgt bei der allogenen Blutstammzelltransplantation in einem ersten Schritt die Zerstörung der blutbildenden Zellen bei einem Leukämiepatienten durch eine Chemo- und Strahlentherapie. Durch die anschließende Transplantation der Blutstammzellen wird das blutbildende System eines Spenders mit passenden Gewebemerkmalen übertragen. Im Körper des Patienten erkennen und zerstören dann die Lymphozyten des Spenderimmunsystems die noch vorhandenen Leukämiezellen. Gleichzeitig kommt es bei der Übertragung der Spenderlymphozyten in hohem Maße zur sogenannten Transplantat-gegen-Wirt-Erkrankung (graft-versus-host-disease, GVHD). Im Zuge dieser Begleiterkrankung greifen Spenderlymphozyten das gesunde Körpergewebe des geschwächten Patientenorganismus an.

"Unser Primärziel ist es, die Spenderlymphozytentherapie so zu verbessern, dass sich im Anschluss daran eine GVHD-Erkrankung nahezu ausschließen lässt. Darüber hinaus wollen wir die Immunität des Patienten gegen Infektionen durch den Transplantat-gegen-Infektion-Effekt (graft-versus-infection, GVI) verbessern", unterstreicht Herr.

Der Wissenschaftliche Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, Prof. Dr. Dr. Reinhard Urban ist überzeugt, dass das Team um Prof. Herr entscheidende Fortschritte auf dem Gebiet der Leukämietherapie erzielen kann: "Ich teile die Einschätzung der Deutschen Forschungsgemeinschaft, dass sich die zu erwartenden hoch relevanten Forschungsergebnisse bestmöglich in die klinische Praxis umsetzen lassen." Darüberhinaus gehen laut Urban richtungsweisende Impulse von der KFO 183 für andere Bereiche der Transplantations- und Tumorimmunologie aus.