75 Jahre Campus Germersheim: Fachbereich Translations-, Sprach- und Kulturwissenschaft feiert 75-jähriges Bestehen

International renommierte Ausbildungsstätte für Übersetzen und Dolmetschen

01.06.2022

In diesem Jahr blickt der Fachbereich 06 – Translations-, Sprach- und Kulturwissenschaft (FTSK) der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) auf sein 75-jähriges Bestehen zurück: Im Januar 1947 von der damaligen französischen Besatzungszone als "Staatliche Dolmetscherhochschule" gegründet und 1949 als "Auslands- und Dolmetscherinstitut" in die im Mai 1946 wiedereröffnete Johannes Gutenberg-Universität Mainz eingegliedert, ist der Campus Germersheim seit vielen Jahrzehnten eine national wie international renommierte Ausbildungsstätte für Übersetzen und Dolmetschen. Rund 100 Kilometer von Mainz entfernt, war der Standort Germersheim mit damals nur rund 4.000 Einwohnern als Sitz der ursprünglichen Dolmetscherhochschule ausgewählt worden, weil hier mit der ehemaligen Seyssel-Kaserne, Teil der Germersheimer Festungsanlagen aus dem 19. Jahrhundert, ein gut geeignetes Gebäude zur Verfügung stand.

"Der heutige FTSK ist mit rund 1.000 Studierenden und 13 Studiensprachen eines der weltweit größten und nach Heidelberg das zweitälteste deutsche universitäre Ausbildungsinstitut für Übersetzen und Dolmetschen", hebt der Präsident der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Prof. Dr. Georg Krausch, im Rahmen der Feierlichkeiten zum 75-jährigen Jubiläum hervor. "Gerade im letzten Jahrzehnt hat das in Germersheim beheimatete Berufs- und Forschungsfeld der Translation einen rasanten Wandel erfahren – durch die allgemeine Digitalisierung und den zunehmenden Einsatz Künstlicher Intelligenz, auf die wir durch das Smartphone in unserer Hosentasche ständig Zugriff haben, Stichwort Übersetzer-App. Unser Fachbereich 06 begleitet und gestaltet diesen Wandel mit – etwa mit seiner Beteiligung am Sonderforschungsbereich Humandifferenzierung, der mit rund 10 Millionen Euro von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert wird. Hier bringen die Germersheimer Kolleginnen und Kollegen ihre Forschung über Translation und sprachbezogene Humandifferenzierung im Kontext von Flucht und Migration ein", erläutert Krausch.

13 Studiensprachen in beliebigen Kombinationen

Die 13 Studiensprachen des Fachbereichs Translations-, Sprach- und Kulturwissenschaft können beliebig kombiniert werden aus Arabisch, Chinesisch, Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Neugriechisch, Niederländisch, Polnisch, Portugiesisch, Russisch, Spanisch und Türkisch. Weitere Sprachen können in Form von Sprachkursen belegt werden. Neben dem Bachelorstudiengang "Sprache, Kultur und Translation", in dem als Sachfächer Internettechnologie, Medizin, Rechtswissenschaft, Technik oder Wirtschaftswissenschaften hinzugewählt werden, bietet der FTSK mit "Translation" und "Konferenzdolmetschen" zwei Masterstudiengänge an. Deutschlandweit einzigartig ist die Möglichkeit, dass Studierende mit einer anderen Muttersprache als Deutsch alle drei Studiengänge in der Variante "Deutsch als Fremdsprache" belegen können. Neben Deutsch als erster Fremdsprache können dann weitere Fremdsprachen gewählt werden.

"Unsere Studierenden kommen aus rund 70 Ländern und prägen die internationale Atmosphäre auf dem Campus Germersheim", berichtet Prof. Dr. Dilek Dizdar, Dekanin des FTSK. "Hier lernen sie in modernster Ausstattung in den Bereichen Dolmetschen und Übersetzen – immer begleitet von den aktuellen Entwicklungen und Erkenntnissen der Translationswissenschaft. Nicht zuletzt gewährt die engagierte persönliche Betreuung, die wir als Lehrende hier leisten können, optimalen Studienerfolg. Dieser zeigt sich nicht zuletzt darin, dass unsere Absolventinnen und Absolventen in großer Zahl in allen wichtigen Übersetzungs- und Dolmetschdiensten politischer Institutionen sowie den Sprachendiensten der Wirtschaft vertreten sind. Unser Institut ist seit Jahrzehnten gut vernetzt und unsere Alumnae und Alumni verbindet ein großes Zusammengehörigkeitsgefühl", so Dizdar weiter.

Das Germersheimer Profil der Translationswissenschaft ist interdisziplinär angelegt und umfasst neben der Übersetzungs- und Dolmetschwissenschaft die translationsrelevante Sprachwissenschaft und Kulturwissenschaft. So verfügt der FTSK beispielsweise seit 2016 über eines der weltweit ersten neurolinguistischen Labore für die Translationswissenschaft. "Im Translation & Cognition Center, kurz TRA&CO, setzen wir neurolinguistische Methoden wie Hirnstrommessungen ein und kombinieren diese mit Aufzeichnungen von Blickbewegungen und Tastaturbewegungen", erläutert Prof. Dr. Silvia Hansen-Schirra, Leiterin des TRA&CO und Prodekanin des FTSK. "Auf diese Weise erhalten wir neue Erkenntnisse in den Bereichen Fremdsprachenerwerb sowie Übersetzungs- und Dolmetschkompetenz: Wie funktioniert das zweisprachige Gehirn? Wie funktioniert die Sprachverarbeitung beim Übersetzen und Dolmetschen? Welche Strategien und kognitive Prozesse spielen beim Übersetzen und Dolmetschen eine Rolle? Unterscheiden sich deutsche Übersetzungen von deutschen Originaltexten? Wie werden Übersetzungen beispielsweise als Untertitel wahrgenommen?"

Zu den weiteren Schwerpunktzentren im Bereich Forschung und Lehre am FB 06 zählen das Forschungszentrum CELTRA – Zentrum für Lateinamerika- und transatlantische Studien, das Scottish Studies Centre, das TransCanada Forum sowie das Germersheimer Übersetzerlexikon (UeLEX).