Derzeitige Umstrukturierung des Instituts für Informatik
25.09.2007
Die Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) wird das Institut für Informatik umstrukturieren und in Verbindung damit ein Zentrum für rechnergestützte Forschungsmethoden in den Naturwissenschaften gründen. "Wir möchten die herausragende Stellung der Naturwissenschaften in Mainz noch stärker fördern und brauchen dazu die Unterstützung einer leistungsfähigen und innovativen Informatik", betont Prof. Dr. Martin Hanke-Bourgeois, Dekan des Fachbereichs 08: Physik, Mathematik und Informatik. Vor diesem Hintergrund wird die Universität vier Professuren neu besetzen und damit eine zusätzliche Professorenstelle in der Informatik einrichten.
Das geplante Zentrum für rechnergestützte Forschungsmethoden in den Naturwissenschaften soll künftig innovative interdisziplinäre Projekte zwischen den Naturwissenschaften, insbesondere der Physik, der Physik der Atmosphäre, der Chemie, der Biologie und den Geowissenschaften, sowie der Mathematik und Informatik fördern. Entscheidend ist auch die Beteiligung der beiden benachbarten Max-Planck-Institute (MPI) für Chemie und für Polymerforschung. "Mit diesen Einrichtungen verfügt Mainz über eine hervorragende Forschungslandschaft für ein solches Informatikzentrum“, so Hanke-Bourgeois. Die Universität will im Rahmen der Neuausrichtung vier Professorinnen oder Professoren an das Institut für Informatik berufen, die ein ausgeprägtes Interesse an der Kooperation mit naturwissenschaftlichen Forschungsprojekten haben. Diese sollen in dem im Aufbau befindlichen Zentrum mitarbeiten und sich außerdem an der Gestaltung eines neu zu konzipierenden Masterstudiengangs "Informatik in den Naturwissenschaften" beteiligen.
Für die Naturwissenschaften kann die Informatik vor allem bei Simulationen und Modellrechnungen wertvolle Unterstützung leisten. So simulieren etwa Physiker in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Kurt Binder am Computer, wie sich Silikonöl und Wasser in Nanokapillaren verhalten: Im Computermodell der Mainzer Wissenschaftler dringen jeweils 25.000 Atome der beiden verschiedenen virtuellen Flüssigkeiten in ein Röhrchen mit einem Durchmesser von zehn Nanometern ein. Der Computer berechnet, wie schnell die beiden Flüssigkeiten jeweils in die Kapillare strömen. Die Ergebnisse der Forscher helfen, Kapillareigenschaften, Flüssigkeiten und vor allem auch die Größe der Kapillare so zu variieren, dass Flüssigkeiten im kleinen Maßstab besser fließen – eine Voraussetzung für die Miniaturisierung chemischer Versuche.
Auch in der Meteorologie und der Klimaforschung stellen rechnergestützte Methoden ein zentrales Werkzeug dar. Numerische Wettervorhersagen und Klimamodelle stellen extreme Anforderungen an die Rechenleistung. In Mainz wird sowohl mit globalen als auch mit regionalen Vorhersagemodellen gearbeitet, teils in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Wetterdienst. So wird gegenwärtig etwa das Potenzial einer grundlegend neuen Methode der Simulation von Gewittern mit einer Auflösung von ein bis drei Kilometern intensiv getestet, die seit diesem Sommer auch für die operationelle Wettervorhersage eingesetzt wird.