Zentrum für Elfenbeinforschung international gefragt

Mainzer Wissenschaftler untersuchen Jahrtausende alte Grabbeigaben aus Spanien

05.03.2007

Sachverständiger des deutschen Bundesamts für Artenschutz ist Dr. Arun Banerjee vom International Centre of Ivory Studies (INCENTIVS) an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) bereits. Jedes Jahr untersucht er hunderte beschlagnahmte Gegenstände aus Elfenbein um festzustellen, ob sie illegal auf den Markt gekommen sind. Jetzt kooperiert Banerjee auch mit spanischen Museen und dem Deutschen Archäologischen Institut (DAI) in Madrid: Seit Ende Januar 2007 befinden sich 36 prähistorische Elfenbeinobjekte in seinem Gewahrsam, die vor ca. 4.000 Jahren auf der Iberischen Halbinsel hergestellt wurden. Dabei handelt es sich um Grabbeigaben wie Knöpfe und einen Dolchknauf aus dem Archäologischen Nationalmuseum in Madrid sowie den Archäologischen Museen in Alicante und Sevilla. Sie wurden unter hohen Sicherheitsvorkehrungen nach Mainz gebracht, um am INCENTIVS mithilfe der Fourier-Transform-Infrarot-Spektroskopie (FTIR) untersucht zu werden. Eine vergleichbare Untersuchung wäre in Spanien nicht möglich gewesen. In der kommenden Woche werden die kulturhistorisch äußerst wertvollen Gegenstände zurückgebracht.

Ziel war es herauszufinden, von welchen Tieren das Elfenbein stammt, um dadurch auf dessen Herkunft und somit auf die Handelswege in der Kupfer- und der Frühen Bronzezeit schließen zu können. "Würde es sich zum Beispiel um Elfenbein aus Nilpferdzähnen handeln, müsste es aus Ägypten stammen", erklärt Banerjee. Allerdings habe er festgestellt, dass die Gegenstände überwiegend aus dem Elfenbein von asiatischen Elefanten und afrikanischen Waldelefanten sowie zu einem kleinem Teil aus dem Elfenbein von afrikanischen Steppenelefanten bestünden. Afrikanische Waldelfanten kamen vor 4.000 Jahren unter anderem auf dem Gebiet des heutigen Marokko vor. Wahrscheinlich stammen die Gegenstände aus dem Elfenbein dieser Art von dort. Steppenelefanten gibt es heute in weiten Teilen West- und Zentralafrikas. Ihre damalige Verbreitung ist jedoch nicht genau bekannt, was somit auch für die Herkunft der Gegenstände aus ihrem Elfenbein gilt. Auch die Herkunft des Elfenbeins der asiatischen Elefanten ist bis auf den Kontinent bislang unklar. Theoretisch hätte das Elfenbein auch von Mammuts, Walrossen und Narwalen stammen können.

Initiiert wurde das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Projekt von Dr. Thomas Schuhmacher vom DAI in Madrid. Schuhmacher arbeitet bereits seit Längerem an einer Katalogisierung der ca. 1.000 bisher in Spanien gefundenen Elfenbeinobjekte aus der Kupfer- und der frühen Bronzezeit. In den kommenden Jahren will er die Forschung auf Portugal, Marokko und Algerien ausdehnen. Auch von den dort gefundenen Gegenständen werden möglicherweise einige mithilfe der FTIR in Mainz untersucht werden. In dem zerstörungsfreien Verfahren werden die Moleküle des Elfenbeins durch Infrarotstrahlung in Schwingung versetzt. Da es je nach Art charakteristische Schwingungen aufweist, kann es eindeutig identifiziert werden.