Zehn Jahre integriertes deutsch-französisches Studienprogramm Mainz-Dijon

Bundesweit einmaliges deutsch-französisches Studienprogramm bildet Grundpfeiler der Kooperation Mainz-Dijon / Frankreich wichtigstes Zielland für deutsche Studierende

12.05.2005

Weltoffenheit ist ein Markenzeichen der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU): Über 5.000 ausländische Studierende sind an der Mainzer Universität immatrikuliert. Umgekehrt nutzten im vergangenen Jahr rund 900 deutsche Studierende die Chance, ein oder zwei Semester an einer ausländischen Hochschule zu verbringen. Wichtigstes Zielland dabei ist Frankreich: "Mit der Einrichtung des integrierten deutsch-französischen Studienprogramms Mainz-Dijon vor zehn Jahren haben wir den Studierenden den Schritt über die Grenzen erheblich erleichtert", erklärt der Präsident der JGU, Prof. Dr. Jörg Michaelis. "Dieses bundesweit einmalige Programm fördert die internationale Kompetenz und Wettbewerbsfähigkeit unserer Studierenden, aber auch das internationale Profil unserer beiden Universitäten."

Vor zehn Jahren, am 9. Juni 1995, haben die Université de Bourgogne in Dijon und die Johannes Gutenberg-Universität Mainz das Kooperationsabkommen über das Integrierte Deutsch-Französische Studienprogramm Staatsexamen/Magister – Maîtrise in den Geistes- und Kulturwissenschaften unterzeichnet. In der Praxis existierte der sogenannte Cursus Intégré bereits seit 1991. "Das Integrierte deutsch-französische Studienprogramm Mainz-Dijon bildet heute einen Grundpfeiler des regen Austauschs zwischen den Universitäten Mainz und Dijon", berichtet der Präsident der Université de Bourgogne, Prof. Dr. Jean-Claude Fortier. Die Anfänge der Kooperation liegen allerdings noch weiter zurück: Bereits 1977 haben die beiden Universitäten ein Partnerschaftsabkommen vor dem Hintergrund einer langjährigen, akademischen Zusammenarbeit geschlossen.

Rund 150 Doppeldiplome verliehen

Das Integrierte Studienprogramm ermöglicht Studierenden beider Seiten, die Hälfte ihres Studiums ohne Zeitverlust an der jeweiligen Partneruniversität zu verbringen und in Regelstudienzeit das Doppeldiplom Staatsexamen-Maîtrise beziehungsweise Magister-Maîtrise zu erlangen. Seit 1991 wurden rund 150 Doppeldiplome verliehen. Dabei erhielten die Studierenden des Cursus Intégré ihr doppeltes Diplom im Schnitt ein bis zwei Semester früher als die sonstigen Studierenden.

Inhaltlicher Schwerpunkt des Studienprogramms sind die Geisteswissenschaften: Rund 350 Teilnehmer haben derzeit eine Fächerkombination aus dem 14 Disziplinen umfassenden Kanon gewählt. Im Zentrum des Programms steht dabei insbesondere die Gymnasiallehrerausbildung: Fast 90 Prozent der Teilnehmer sind heute Staatsexamenskandidaten. Die Partneruniversitäten haben sich daher zum Ziel gesetzt, im Rahmen des Sorbonne-Bologna-Prozesses das deutsche und französische System der Lehrerausbildung in der praktischen Phase der Ausbildung so zu verzahnen, dass Absolventen tatsächlich beide Arbeitsmärkte offen stehen. Studierenden des Reformprojekts sollen künftig gleichzeitig den neuen rheinland-pfälzischen Master Lehrerbildung und die französische staatliche Eignungsprüfung für das Lehramt, den Concours de CAPES, absolvieren können.

Integriertes Studienprogramm in den Rechtswissenschaften

Ab dem Wintersemester 2005/2006 wollen beide Partneruniversitäten mit Unterstützung der Deutsch-Französischen Hochschule (DFH) zudem ein integriertes Studienprogramm für Studierende der Rechtswissenschaften erarbeiten, das mit dem Magister iuris bzw. Maîtrise de droit abschließt. "Ziel ist es, Spezialisten für deutsch französische Rechtsfragen auszubilden", so Fortier, "denn die Angleichung der europäischen Rechtssysteme ist sicher eine der größten Herausforderungen des europäischen Integrationsprozesses."

Darüber hinaus arbeiten die Kooperationspartner seit fast zwei Jahren an der Drittlanderweiterung des deutsch-französischen Programms auf Italien und Kanada. Bereits zum vergangenen Wintersemester haben die ersten Studierenden das Studium im Rahmen des neuen trinationalen Programms Bologna-Mainz-Dijon aufgenommen. Zum kommenden Wintersemester sollen auch die ersten Studierenden an die Universitäten Lennoxville/Sherbrooke in Québec geschickt werden. Die Teilnehmer der beiden trinationalen Studienprogramme verbringen ein Jahr an jeder Partneruniversität und erwerben ein Tripeldiplom.

Rund 900 Studierende der Johannes Gutenberg-Universität Mainz verbrachten das Studienjahr 2003/2004 an einer ausländischen Hochschule. Wichtigstes Zielland war dabei Frankreich mit 237 Studierenden vor Großbritannien (114) und Spanien (101).