19,5 Prozent mehr Spenden im Vergleich zum Vorjahr
29.07.2014
Während die Zahl der Organspenden sonst stark sinkt, wurden 2013 im Vergleich zum Vorjahr an der Hornhautbank des Landes Rheinland-Pfalz 19,5 Prozent mehr Augenhornhäute gespendet. Den 563 in 2012 gespendeten Hornhäuten stehen in 2013 insgesamt 673 Hornhautspenden gegenüber. Davon sind nicht alle für eine Transplantation geeignet. Die Hornhautbank in Mainz ist eines der größten Zentren Deutschlands auf diesem Gebiet. An der Augenklinik und Poliklinik der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) selbst wurden 127 Transplantationen durchgeführt – im Vergleich zu 103 Transplantationen in 2012. 230 für eine Transplantation geeignete Hornhäute vermittelte die Hornhautbank im letzten Jahr an andere Transplantationszentren – 2012 waren es noch 209.
Was für die Organspende gilt, gilt auch für die Hornhautspende: Die Zahl der Spender ist zu gering im Vergleich zum medizinischen Bedarf. "Bis zu 8.000 Patienten stehen in Deutschland für eine Hornhauttransplantation auf der Warteliste. Jährlich erfolgen bundesweit allerdings nur rund 4.800 Eingriffe. Umso erfreulicher ist es, dass die Hornhautbank der Universitätsmedizin Mainz die Zahl der Hornhautspenden deutlich steigern konnte. Somit leisten wir einen wichtigen Beitrag, um den Bedarf in Deutschland zu decken", so der Direktor der Augenklinik und Poliklinik, Prof. Dr. Norbert Pfeiffer.
Eine Hornhautspende benötigen in erster Hinsicht Personen mit einer Verletzung oder Erkrankung der Hornhaut, die zu einer Eintrübung dieser führt. Eine Eintrübung kann aber auch infolge einer Infektion oder altersbedingt auftreten. So sieht der Patient durch die getrübte Hornhaut nichts, obwohl der Rest des Auges meist völlig gesund ist. "Mit einer Hornhaut, die einem verstorbenen Menschen entnommen wird, kann den Hornhautpatienten geholfen werden wieder zu sehen. Eine gleichwertige Alternative aus Kunststoff existiert nicht", erklärt Dr. Christina Butsch, stellvertretende Leiterin der Hornhautbank des Landes Rheinland-Pfalz, die zu den bundesweit größten Hornhautbanken zählt.
Bis vor wenigen Jahren wurde grundsätzlich die ganze Hornhaut transplantiert. Inzwischen wird – bei bestimmten Erkrankungen – nur noch die jeweils geschädigte Schicht der Hornhaut ersetzt. Bei der sogenannten DMEK-Methode (Descemet Membrane Endothelial Keratoplasty) wird nur die innerste gerade einmal 20 Tausendstel Millimeter dünne Zellschicht an der Innenseite der Hornhaut verpflanzt. Zum Vergleich: Ein menschliches Kopfhaar ist 50-70 Tausendstel Millimeter "dick". Die Erholung nach diesem minimalinvasiven Eingriff ist auch sehr viel schneller als früher. Im Ergebnis lässt sich die Sehschärfe erheblich verbessern, und Lesen und sogar Autofahren kann durchaus wieder möglich sein.
Die Hornhautspende ist bis zu 72 Stunden nach dem Tod möglich – ein Sonderfall unter den Organ- und Gewebespenden. Außerdem können auch hochbetagte und schwerkranke Patienten, beispielsweise Tumorpatienten, Spender sein, weil bei der Hornhautspende nur Gewebe ohne Gefäße übertragen wird und kein Übertragungsrisiko des Tumors besteht. Die Abstoßungsgefahr gilt als gering, weil die Hornhaut nicht mit den Abwehrzellen im Blut in Kontakt kommt.