Wissenschaftsminister Clemens Hoch übergibt Förderbescheid für Projekt PRO.SOZIAL in Ludwigshafen und Mainz

Kooperatives Forschungsprojekt in der Förderlinie "Forschungskollegs Rheinland-Pfalz" bewilligt

14.08.2025

GEMEINSAME PRESSEMITTEILUNG DER HOCHSCHULE FÜR WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT LUDWIGSHAFEN UND DER JOHANNES GUTENBERG-UNIVERSITÄT MAINZ

Das rheinland-pfälzische Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit (MWG) hat den Antrag der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen (HWG LU) und der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) zur Einrichtung des kooperativen Forschungskollegs PRO.SOZIAL bewilligt. PRO.SOZIAL beschäftigt sich mit Krisendiskursen und Bearbeitungsweisen sozialer Ungleichheit und analysiert gesellschaftliche Transformationen im Kontext Bildung und Soziales. Das MWG finanziert das Projekt in der Förderlinie "Forschungskollegs Rheinland-Pfalz" zur Förderung kooperativer Promotionen und damit die Einrichtung von insgesamt fünf Promotionsstellen mit insgesamt 750.000 Euro für die Dauer von drei Jahren. Die beiden beteiligten Hochschulen ihrerseits stellen eine Gegenfinanzierung in gleicher Höhe zur Verfügung, sodass sich insgesamt ein Fördervolumen von 1,5 Millionen Euro ergibt. Wissenschaftsminister Clemens Hoch hat im Rahmen seiner Sommerreise die entsprechenden Förderbescheide in Ludwigshafen und Mainz übergeben.

Das Gemeinschaftsprojekt PRO.SOZIAL wurde seitens HWG LU initiiert von Prof. Dr. Marion Ott, Professorin für Kindheitsforschung und Soziale Arbeit, und Prof. Dr. Karen Wagels, Professor*in für Psychologie in der Sozialen Arbeit, seitens JGU von Prof. Dr. Tanja Betz, Professorin für Allgemeine Erziehungswissenschaft mit Schwerpunkt Kindheitsforschung, und Prof. Dr. Karin Bräu, Professorin für Schulpädagogik mit Schwerpunkt Heterogenität und Ungleichheit. Die vier Wissenschaftler*innen werden das Projekt und die anhängigen kooperativen Promotionen auch gemeinsam begleiten.

"Mit den Forschungskollegs Rheinland-Pfalz werden seit 2018 jedes Jahr zwei gemeinsame Forschungsprojekte von Universitäten und Hochschulen für Angewandte Wissenschaften gefördert und kooperative Promotionsverfahren durchgeführt. Damit sind die Forschungskollegs ein wichtiges Instrument der gezielten Nachwuchsförderung im Land und stärken die Forschungsnetzwerke und damit unsere Innovationskraft", so Minister Clemens Hoch bei der Übergabe des Förderbescheids.

"Wir sind sehr stolz, dass wir unseren wissenschaftlichen Nachwuchs mit dem kooperativen Projekt PRO.SOZIAL der HWG LU und der JGU im Rahmen eines Forschungskollegs gezielt fördern können. Das ist, wenn ich es richtig sehe, das erste Mal seit deren Einrichtung 2018, dass ein Projekt an der Schnittstelle von Sozialer Arbeit und Erziehungswissenschaft gefördert wird und ein wichtiges Signal für diese gesellschaftlich so wichtigen Disziplinen", freut sich Prof. Dr. Gunther Piller, Präsident der HWG LU.

"Die Förderung von Early Career Researchers ist unserer Universität ein besonderes Anliegen", betont Prof. Dr. Georg Krausch, Präsident der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. "Die Landesförderung für das Projekt PRO.SOZIAL freut uns zudem umso mehr, da hier ein wichtiges soziales Thema im Mittelpunkt steht, das unsere Gesellschaft insgesamt betrifft. Wir sind schon jetzt auf die Ergebnisse der Forschungsarbeiten gespannt."

Zum Projekt "PRO.SOZIAL – Krisendiskurse und Bearbeitungsweisen sozialer Ungleichheit. Analysen zu gesellschaftlichen Transformationen im Kontext 'Bildung und Soziales'"

Kriege und Fluchtmigration, Armutslagen und Gefährdungen der Demokratie, Spätfolgen der Covid-19-Pandemie und die Klimakrise – gegenwärtige Wirklichkeiten insbesondere junger Menschen gelten als durch Krisen gekennzeichnet. Krisendiskurse flankieren die gesamtgesellschaftliche Situation, in der Haushaltsmittel knapper und Verteilungskämpfe stärker werden und die Kluft zwischen armen und reichen Bevölkerungsgruppen zunimmt – all dies nicht zuletzt im Zuge des digitalen Wandels. Infolgedessen steigen die Bedarfe wie auch die Erwartungen an das Bildungssystem und die Soziale Arbeit. Gleichzeitig sind deren Handlungsmöglichkeiten durch fehlende finanzielle und personelle Ressourcen begrenzt.

Die gegenwärtig als neu erscheinenden Herausforderungen sind in ihrer Problematik nicht grundsätzlich neu: Kapitalistische Gesellschaften bringen immer schon Prozesse sozialer Ausschließung und Verteilungskämpfe hervor. Diese verstärken sich angesichts sozialstaatlicher und bildungspolitischer Umbauten im Kontext aktivierender Reformpolitiken – wie dies in westlichen Gesellschaften zu beobachten ist.

Das Forschungskolleg PRO. SOZIAL nimmt diese gegenwärtigen gesellschaftlichen Transformationen, die in zeitlich größere wohlfahrtsstaatliche Rahmungen eingebettet sind, zum Ausgangspunkt, sich mit den vielfältigen Bearbeitungsweisen sozialer Ungleichheit im Kontext multipler Krisendiskurse zu beschäftigen. Analysiert werden unterschiedliche Bearbeitungen dieser vielschichtigen gesellschaftlichen Entwicklungen – beispielsweise durch digitale Technologien – im Zusammenspiel von Organisationen, Professionen, Interaktionen und Akteur*innen. Dabei nimmt das Projekt drei Forschungsbereiche besonders in den Blick, um die vielschichtigen Prozesse der Bearbeitung und (Re-)Produktion sozialer Ungleichheit und die Bemühungen ihrer Reduzierung zu untersuchen:

  • im Kontext (digitaler) Elternmitwirkung und Qualität in Schule und früher Bildung
  • im Kontext sozialraumbezogener Interventionen
  • im Kontext von Eingliederungshilfe und sozialpsychiatrischen Diensten.

Entsprechend der Forschungsexpertisen der Kollegbeteiligten wird untersucht, welche sozialen, organisationalen und psychischen Folgen durch die gegenwärtigen Entwicklungen für unterschiedlich positionierte (junge) Menschen entstehen und wie Ausschließungsprozesse und soziale Ungleichheit politisch, fachlich, institutionell und wissenschaftlich – nicht zuletzt durch Krisendiskurse selbst – bearbeitet werden.

Während der dreijährigen Laufzeit des Forschungskollegs erarbeiten die beiden beteiligten Hochschulen ein gemeinsames Qualifizierungskonzept für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Qualifizierungsphasen, setzen dieses um und entwickeln es weiter. Außerdem soll die kooperative Promotionsbetreuung – Stichwort "Betreuungstandem" – und die gemeinsame Forschung in diesem Bereich hochschulübergreifend etabliert und weiter ausgebaut werden.