Mit Ilhan Ilkilic erstmals türkischer Medizinethiker muslimischen Glaubens in Deutschen Ethikrat berufen
16.04.2012
Der Präsident des Deutschen Bundestags, Norbert Lammert, hat Dr. Dr. Ilhan Ilkilic in den Deutschen Ethikrat berufen. Ilhan Ilkilic, geboren 1967 in Kepsut in der Türkei, ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin der Universitätsmedizin Mainz. Der Medizinethiker ist das erste muslimische Mitglied in dem seit 2008 existierenden Beratungsgremium des Deutschen Bundestags und der Bundesregierung.
"Den interdisziplinären und interkulturellen Dialog zu bioethischen Fragestellungen bereichern", das ist nach Aussage von Bundesforschungsministerin Annette Schavan das, was die in den 26-köpfigen Deutschen Ethikrat jetzt neu berufenen 11 Mitglieder leisten sollen. Neben Ilkilic als erstem Vertreter muslimischen Glaubens ist mit Leo Latasch auch erstmals ein Repräsentant jüdischen Glaubens Mitglied dieses unabhängigen Sachverständigenrats.
"Die Berufung von Ilhan Ilkilic und Leo Latasch darf als Zeichen dafür gewertet werden, dass die Existenz zahlreicher Kulturkreise und die damit verbundene Wertepluralität in Deutschland künftig im Deutschen Ethikrat verstärkt Berücksichtigung finden", so Prof. Dr. Guido Adler, Medizinischer Vorstand und Vorstandvorsitzender der Universitätsmedizin Mainz. Gegenwärtig haben fast 20 Prozent der Bevölkerung in Deutschland einen Migrationshintergrund. "Diese demografische Realität gilt es in die Diskussionen und Stellungnahmen über ethische Fragen mit einzubeziehen", so der Wissenschaftliche Vorstand der Universitätsmedizin, Prof. Dr. Dr. Reinhard Urban. Von Wissenschaftlern wie Ilkilic und Latsch können Urban zufolge wichtige Impulse im Deutschen Ethikrat ausgehen.
"Mein Anspruch ist es, die moralischen Werthaltungen und Einstellungen der muslimischen Bevölkerung in Deutschland dem Deutschen Ethikrat zu Gehör zu bringen", erklärt Dr. Dr. Ilhan Ilkilic. Arbeitsergebnisse des Deutschen Ethikrats haben zentralen Einfluss auf Gesetze, die sich auf den Entscheidungs- und Handlungsspielraum der knapp 16 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland auswirken. "Ich betrachte es als meine Aufgabe, die Arbeiten dieses Beratungsgremiums aus der interkulturellen Perspektive zu reflektieren und zu unterstützen", so Ilkilic weiter.
Ilkilic ist seit 2005 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Er ist Mitglied der Arbeitsgruppe "Migration und Gesundheit" der Zentralen Ethikkommission bei der Bundesärztekammer (ZEKO) und des Klinischen Ethikkomitees der Universitätsmedizin Mainz. Von 2008-2011 war er Mitglied der Bioethikkommission des Landes Rheinland-Pfalz. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören bioethische Themen in der islamischen Welt, interkulturelle Medizinethik und Bioethik, ethische Aspekte von Public Health Genetics sowie ethische Fragen am Lebensende im interkulturellen Kontext.