Verschollen geglaubtes Kunstwerk des Malers Gustav Klimt wird in Mainz untersucht

Wiederentdecktes Klimt-Kunstwerk wird am Arbeitskreis von Göstar Klingelhöfer mit miniaturisiertem Mössbauer-Spektrometer untersucht

16.01.2013

Ein Kunstwerk des österreichischen Malers Gustav Klimt, das bis vor Kurzem als verschollen galt, kommt zu Untersuchungen an die Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU). "Der trompetende Putto" hing einst an der Decke von Klimts Atelier in der Wiener Sandwirtgasse. Von dort verschwand das Werk und wurde nach längeren Spekulationen über seinen Verbleib schließlich als verloren eingestuft. Im Jahr 2012 wurde es in Österreich wiederentdeckt. Um Zweifel über die Echtheit des Bildes auszuräumen und um eine vollständige naturwissenschaftliche Analyse vorzunehmen, wandten sich die Finder an Wissenschaftler der Leibniz Universität Hannover und der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Von Hannover aus kommt das Kunstwerk, das einen Durchmesser von ca. 1,70 Meter aufweist, nun für einen Tag nach Mainz.

In Mainz wird die Arbeitsgruppe von Dr. Göstar Klingelhöfer am Institut für Anorganische Chemie und Analytische Chemie das Werk mit spektroskopischen Methoden zerstörungsfrei untersuchen. Dabei kommt das miniaturisierte Mössbauer-Spektrometer MIMOS II zum Einsatz. Es war bei den NASA-Marsmissionen "Spirit" und "Opportunity" maßgeblich an der Entdeckung beteiligt, dass auf dem roten Planeten früher Wasser vorhanden war und wesentlich lebensfreundlichere Bedingungen geherrscht haben als heute. "MIMOS II ist aber nicht nur für die Untersuchung von Marsgestein geeignet, sondern kann auch feinste Malereien analysieren, wie beispielsweise unsere Messungen an Felsmalereien in Brasilien gezeigt haben", erklärt Klingelhöfer.

"Wir haben bei unseren Messungen in Hannover festgestellt, dass zumindest in der Ausführung von Kopf, Trompete und Flügeln Eisen vorhanden ist", erklärt Prof. Dr. Franz Renz vom Institut für Anorganische Chemie der Leibniz Universität Hannover. Mit dem miniaturisierten Mössbauer-Spektrometer können unterschiedliche Formen von Eisenverbindungen zweifelsfrei festgestellt werden. Daraus sind Rückschlüsse über die verwendeten Farben, das Alter und die verwendeten Methoden möglich. Weil das Bild offenbar übermalt wurde, ist eine rein optische Begutachtung wenig ergiebig. Mithilfe modernster naturwissenschaftlicher Methoden wie Röntgenfluoreszenzanalyse, Computertomografie und Röntgenbeugung versuchen die Wissenschaftler nun, die Rätsel um das Klimt-Werk zu lösen. "So konnte bereits eine ungefähre Datierung vorgenommen werden, was für die Echtheitsfrage besonders relevant ist", ergänzt Renz.

An den interdisziplinären Arbeiten zu Klimts "Trompetendem Putto“ sind neben Chemikern, Mineralogen und Maschinenbauern der Leibniz Universität Hannover und Physikern der Johannes Gutenberg-Universität Mainz auch Kunsthistoriker aus Wien sowie Kriminologen des Landeskriminalamts Niedersachsen beteiligt.