Transfusionszentrale der Universitätsmedizin Mainz feiert 60-jähriges Bestehen

Eine der ältesten transfusionsmedizinischen Einrichtungen in Deutschland

10.10.2014

Die Transfusionszentrale der Universitätsmedizin Mainz ist der größte universitäre Blutspendedienst der Region und feiert in diesem Jahr ihr 60-jähriges Bestehen. Sie darf sich auf ihre Fahnen schreiben, zu den ältesten universitären transfusionsmedizinischen Einrichtungen in Deutschland zu zählen. Im letzten Jahr entnahmen die gegenwärtig 130 Mitarbeiter in der Transfusionszentrale in Mainz sowie auf Außenterminen an 53 Orten an 248 Tagen in insgesamt 410 Blutspendeterminen über 74.000 Blutspenden und weit mehr als 12.000 Thrombozytenspenden von etwa 34.000 Spendern. Das entspricht etwa 55.000 Litern an Blutprodukten. Die Tendenz ist seit Jahren steigend. Laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) brauchen rund 80 Prozent aller Bundesbürger mindestens einmal im Leben fremdes Blut oder daraus erzeugte Produkte. Blutpräparate gelten in der modernen Medizin als unverzichtbar und Blutspenden können Leben retten.

"Die Erfolgsgeschichte der modernen Medizin beruht auch auf dem Engagement vieler Blutspenderinnen und Blutspender in Deutschland. Es ist mir sehr wichtig, dass gerade junge Menschen zur Blutspende gehen und damit zu Lebensrettern werden können, wie die BZgA in ihrer Kampagne 'Einfach Leben retten! Spende Blut!' plastisch darstellt. In einer traditionsreichen Einrichtung wie der Universitätsmedizin Mainz werden sie dabei hervorragend betreut. Sie sorgen damit dafür, dass es in Deutschland nicht zu Engpässen kommen kann und auch in Krisenzeiten die Versorgung mit Blut und Blutprodukten sichergestellt ist", so Lutz Stroppe, Staatssekretär im Bundesministerium für Gesundheit.

Der rheinland-pfälzische Gesundheitsminister Alexander Schweitzer betont, dass allen Patientinnen und Patienten in Deutschland unabhängig vom Einkommen und der Krankenversicherungsart ein gleichmäßiger Zugang zu sicheren und hochwertigen Blutpräparaten gewährt werden muss. "Deshalb befürwortet und unterstützt die rheinland-pfälzische Landesregierung den vorgesehenen Neubau der Transfusionszentrale Mainz in unmittelbarer Nähe zum jetzigen bewährten Standort und stellt dafür Fördermittel von insgesamt 21,6 Millionen Euro zur Verfügung."

Als medizinische Betriebseinheit der Universitätsmedizin Mainz versorgt die Transfusionszentrale zum einen die eigenen universitären Fachkliniken und zum anderen die umliegenden Krankenhäuser in Mainz und Rheinhessen mit Blut, Blutkomponenten, transfusionsmedizinischen Leistungen und immunhämatologischer Diagnostik. "Die Transfusionszentrale hat zudem auch überregional über die Landesgrenzen von Rheinland-Pfalz hinweg elementare Bedeutung und leistet einen wichtigen Beitrag für eine autarke Versorgung mit Blutpräparaten. Darüber hinaus lässt sich feststellen, dass die moderne Hochleistungsmedizin ohne Transfusionsmedizin nicht vorstellbar wäre", so die Vorstandsvorsitzende und Medizinischer Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, Prof. Dr. Babette Simon. "Mein besonderer Dank gebührt den Blutspendern, die einen unschätzbaren Dienst für ihre Mitmenschen leisten. Vor dem Hintergrund, dass größere chirurgische Eingriffe oder bestimmte Therapieformen zu einem steigenden Bedarf an Blutprodukten führen, sind wir auch künftig darauf angewiesen, dass engagierte Bürgerinnen und Bürger Blut spenden. Dies ist auch deshalb essenziell, weil sich Blut nicht künstlich herstellen lässt."

Wesentliches Merkmal der Mainzer Transfusionszentrale ist die unmittelbare Verknüpfung der Herstellung von Blut und Blutprodukten mit einer bedarfsgerechten patientenindividualisierten Versorgung. "Konkret heißt das, dass uns eine Klinik mitteilt, welche Blutkomponente beispielsweise bei einer Operation für einen bestimmten Patienten benötigt wird, und wir stellen quasi auf Bestellung in kürzester Zeit genau dieses Produkt bereit", so der Direktor der Transfusionszentrale, Prof. Dr. Walter Hitzler. Mit dem Ziel, den bestmöglichen Schutz für den Empfänger des Blutprodukts zu gewährleisten, erfolgt im 24-Stunden-Dienstleistungsbetrieb sowohl die dafür erforderliche prätransfusionelle Diagnostik als auch die Herstellung der Blutprodukte durch das gleiche Fachpersonal. Dieses übernimmt auch die transfusionsmedizinische Beratung.

Der Herstellungsprozess der Blutprodukte erfolgt in der Transfusionszentrale der Universitätsmedizin Mainz in einem geschlossenen System: Nach der Entnahme der Vollblutspenden lassen sich durch Zentrifugation und anschließende Separation die Blutkomponenten "Erythrozytenkonzentrat“ (rote Blutkörperchen) und "gefrorenes Frischplasma" (Blutflüssigkeit) erzeugen. Zur Herstellung von Blutkomponenten wie Thrombozytenkonzentraten wendet die Transfusionszentrale apparative Zellseparationsverfahren, sogenannte präparative Hämapheresen, an. Die nicht benötigten Blutbestandteile werden dem Spender sofort wieder zugeführt.

Ein weiteres Aufgabengebiet der Transfusionszentrale ist zudem die Gewinnung von Stammzellen mittels spezieller Zellfiltrationstechniken. Auch erfolgt hier die therapeutische Behandlung beispielsweise von akuten Leukämien oder von Abstoßungsreaktionen nach einer Knochenmarkstransplantation. Weitere Leistungen der Transfusionszentrale sind ambulante Transfusionen sowie therapeutische Hämapheresen, bei denen das Blut in Leukozyten, Erythrozyten oder Blutplasma aufgetrennt wird. Darüber hinaus führt die Transfusionszentrale bei der Graft-versus-Host-Disease, also einer Spender-gegen-Empfänger-Erkrankung, bei Lymphomen und Autoimmunerkrankungen die extrakorporale Photopherese durch, bei der die entnommenen weißen Blutkörperchen nach Behandlung mit einem lichtaktivierbaren Medikament mit UV-A-Licht bestrahlt und dem Patienten in die Armvene zurückgegeben werden. Jährlich betreut die Mainzer Transfusionszentrale 250 Patienten und führt bei ihnen über 1.000 therapeutischer Hämapheresen und extrakorporalen Photopheresen durch. Hinzu kommen etwa 2.000 ambulante Transfusionen. Um auch in diesen akuten Situationen die Patienten optimal zu versorgen und zu betreuen, steht in der Mainzer Transfusionszentrale seit dem Jahr 1996 eine vier Betten umfassende Behandlungseinheit mit Intensivüberwachung zur Verfügung. In der Transfusionszentrale Mainz ist sowohl eine ambulante als auch stationäre Patientenbehandlung möglich.

Seit März 2013 stellt die Transfusionszentrale aus Eigenblut autologe Serumaugentropfen für Patienten der Universitätsmedizin Mainz, auswärtiger Krankenhäuser und niedergelassener Ärzte her. Damit zählt die Transfusionszentrale Mainz zu den wenigen Zentren in Deutschland, die eine Herstellungserlaubnis für autologe Serumaugentropfen besitzen. Mit autologen Serumaugentropfen lässt sich das schwer trockene Augen beispielsweise nach Verätzungen therapieren. Die Transfusionszentrale stellt jährlich für etwa 200 Patienten rund 15.000 Einzelophtiolen an Serumaugentropfen her. Das entspricht einem Drittel der deutschlandweit jährlich produzierten Einzelophtiolen an Serumaugentropfen.

Eine weitere Neuerung: Seit Juni 2014 testet die Transfusionszentrale Mainz alle Blutspenden vorsorglich auf das West-Nil-Virus. Darüber hinaus plant die Transfusionszentrale künftig bei Verfügbarkeit eines entsprechenden Tests auch die Testung aller Blutspenden auf das Hepatitis E-Virus durchzuführen.