Studie zum Ursprung von Krankheitsängsten und körperlichen Beschwerden ohne klare medizinische Ursache

Sind Personen mit Krankheitsängsten sensibler?

26.06.2012

Unter Krankheitsangst versteht man die Angst oder Überzeugung, an einer schweren Krankheit zu leiden. Dabei können Krebserkrankungen, aber auch andere ernste Erkrankungen wie AIDS, Alzheimer oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Fokus stehen. Die Angst treibt die Betroffenen zu zahlreichen medizinischen Untersuchungen, die jedoch meist keinen pathologischen Befund ergeben. In Fachbüchern findet man für dieses Krankheitsbild auch den Begriff der Hypochondrie. Die Poliklinische Institutsambulanz für Psychotherapie am Psychologischen Institut der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) bietet Betroffenen seit nunmehr acht Jahren eine kognitive Verhaltenstherapie an, um der Krankheitsangst zu begegnen – mit gutem Erfolg.

Hypochondrie ist nicht unähnlich den sogenannten somatoformen Störungen. Diese zeichnen sich dadurch aus, dass die Betroffenen unter anhaltenden körperlichen Beschwerden leiden. Die Beschwerden sind so stark, dass sich die Betroffenen erheblich in ihrem alltäglichen Leben eingeschränkt fühlen und verschiedenen Aufgaben nicht mehr nachgehen können. In der Hoffnung, die Ursache für ihre Beschwerden zu finden und eine entsprechende Behandlungsmöglichkeit zu erhalten, haben auch diese Menschen häufig viele Arztbesuche hinter sich, die entweder in keiner oder in einer nicht ausreichend erklärenden organischen Diagnose münden.

Das Psychologische Institut der JGU führt derzeit eine von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Studie durch, um die Ursachen dieser Krankheitsängste besser zu verstehen und Therapieansätze weiterentwickeln zu können. Hierzu soll bei Menschen mit Krankheitsangst im Vergleich zu Menschen mit unklaren körperlichen Beschwerden sowie bei gesunden Personen untersucht werden, welche Rolle die Wahrnehmung und Bewertung körperlicher Vorgänge für die Entstehung und Aufrechterhaltung von Krankheitsängsten einnimmt. In verschiedenen computergestützten Testaufgaben wird ermittelt, wie gut es den Personen gelingt, interne köpereigene Prozesse wie beispielsweise den eigenen Herzschlag, aber auch externe sensorische Reize, etwa leichte Vibrationsimpulse am Zeigefinger, wahrzunehmen.

Erste Ergebnisse zeigen, dass Personen mit Krankheitsangst im Vergleich zu gesunden Personen besser in der Lage sind, kleinste Veränderungen ihrer körperlichen Aktivierung – erfasst über die Hautleitfähigkeit – wahrzunehmen. Das spricht vielleicht für ein dauerhaft fehlgeleitetes Gefühl von Übererregung.