Studie löst Rätsel um stammesgeschichtliche Stellung ausgestorbener südamerikanischer Huftiere

Internationalem Forscherteam gelingt Nachweis der Verwandtschaft zwischen Urhuftieren und Pferden, Nashörnern und Tapiren / Veröffentlichung in Nature

19.03.2015

Fossile Reste südamerikanischer Huftiere wurden von Charles Darwin vor 180 Jahren in Uruguay und Argentinien eingesammelt. Für Darwin gehörten sie zu den "merkwürdigsten Tieren aller Zeiten". Sie tauchen seit dem frühen Paläogen, das vor etwa 60 Millionen Jahren begann, auf. Die meisten der viele Hundert Spezies zählenden Gruppe starben bis zum Ende der Eiszeit wieder aus. Ihr Ursprung und ihre phylogenetische Stellung waren seit Darwin immer wieder Gegenstand wissenschaftlicher Debatten.

Nun hat ein internationales Team, dem auch Prof. Dr. Joachim Burger vom Institut für Anthropologie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) angehört, dieses "Darwinsche Mysterium" lösen können, indem es zwei Vertreter der Gruppe namens Toxodon und Macrauchenia phylogenetisch analysiert hat. Das Team um Forscher der Naturkundemuseen in London und New York sowie Biochemiker aus York legte die Ergebnisse seiner Untersuchungen in der Zeitschrift Nature vor. Demnach sind die südamerikanischen Huftiere mit Pferden, Nashörnern und Tapiren verwandt.

Die Untersuchung der fossilen Knochen aus dem 19. Jahrhundert hat sich dabei technisch als ausgesprochen diffizil erwiesen, da Biomoleküle in Knochen aus südlichen Klimaten aufgrund der hohen Temperaturen kaum erhalten sind. Einzig die Sequenz des Kollagens, das als Strukturprotein im Knochen vorliegt, konnte Aufschluss über die stammesgeschichtliche Stellung der Tiere geben.

Erst vor wenigen Monaten hatte Nature eine andere Studie veröffentlicht, an der der Mainzer Palaeogenetiker Prof. Dr. Joachim Burger ebenfalls beteiligt war. Hier wurde mithilfe alter Genome die frühe Besiedelung Europas durch den Menschen rekonstruiert. Die neue Studie benutzt nun keine genomischen, sondern neueste proteomische Methoden, um noch ältere Perioden der Naturgeschichte zu erforschen, für die keine DNA-Informationen vorliegen. "Die Erbsubstanz DNA ist den Proteinen in phylogenetischen Fragen zwar überlegen, aber Kollagen überlebt in fossilen Knochen etwa zehnmal länger", so Burger. "Nun können auch sehr alte Fossilien, deren Stellung im Stammbaum bislang unklar ist, erfolgreich phylogenetisch untersucht werden."