Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert Forschungsprojekt zu biologischen Grundlagen der Selbstregulation
10.07.2013
Sicherlich wäre es besser, eine Runde zu joggen statt vor dem Fernseher zu sitzen oder ein Stück Obst oder Gemüse statt Keksen zu essen – aber gesundheitsbewusstes Verhalten gelingt nicht immer. Selbstregulation ist maßgeblich dafür verantwortlich, ob wir unser Verhalten zugunsten einer gesunden Ernährung oder körperlichen Aktivität steuern können oder nicht. Wie die Fähigkeit zur Selbstregulation mit biologischen Abläufen im Körper zusammenhängt und wie Probleme bei der Selbstregulation vielleicht behoben werden könnten, untersucht ein neues Forschungsprojekt am Psychologischen Institut und der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU). Das Forschungsprojekt beginnt im September 2013 und wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) in den kommenden zwei Jahren gefördert.
"Selbstregulation bezeichnet die Fähigkeit, eigene Gedanken, Emotionen und Verhaltensweisen zielgerichtet zu steuern", erklärt Dr. Daniela Zahn vom Psychologischen Institut der JGU. Ganz typische Beispiele sind die Ernährung oder die Motivation zum Sport. Man hat sich zum Beispiel vorgenommen abzunehmen, kann dann dem Kuchen aber doch nicht widerstehen. So wie die Gründe für dieses Verhalten ganz unterschiedlich sein können, existieren auch verschiedene Konzepte, die sich mit den Prinzipien der Selbstregulation beschäftigen. "Bei unseren Untersuchungen verfolgen wir eine Theorie, die davon ausgeht, dass sich Willenskraft und damit Selbstregulation einfach ähnlich wie ein Muskel erschöpfen können, wenn das Reservoir zu sehr beansprucht wurde. Erst nach einer gewissen Zeit können wir dann wieder volle Leistung zeigen", umreißt die Gesundheitspsychologin den Forschungsansatz.
Was aber ist diese Ressource? Die Mainzer Wissenschaftler untersuchen zwei mögliche Kandidaten: Den Glukosestoffwechsel und die Herzratenvariabilität (HRV). "Wenn die Fähigkeit zur Selbstregulation eine Ressource ist, die sich erschöpft, schlägt sich dies vielleicht im Glukoseverbrauch des Gehirns nieder und wir können es am Blutzuckerspiegel ablesen." Da die Befundlage hierzu bisher nicht eindeutig ist, hoffen die Mainzer Wissenschaftler, dass ihre Untersuchungen dazu beitragen, den Zusammenhang von Selbstregulation und Glukosestoffwechsel aufzuklären.
Der zweite Kandidat für die Selbstregulation ist die Herzratenvariabilität. Als Herzratenvariabilität werden die normalen Schwankungen der Herzfrequenz bezeichnet, also die unterschiedlich langen Abstände zwischen zwei Herzschlägen. Eine gewisse Variabilität ist wichtig, weil sich der Organismus dadurch auf neue Situationen wie Stress oder Angriff besser einstellen kann. "Wir nehmen an, dass Menschen mit einer größeren Herzratenvariabilität Impulsen oder Gewohnheiten besser widerstehen können, zum Beispiel dem Wunsch, Kuchen zu essen, obwohl sie doch Diät halten wollten. Es gibt auch Hinweise darauf, dass Menschen mit größerer HRV weniger grübeln und ihre Gefühle besser regulieren können", beschreibt Zahn die Zusammenhänge.
Mit dem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekt "Selbstregulation, Glukose und Herzratenvariabilität – Interindividuelle Unterschiede und intraindividuelle Dynamiken" sollen sowohl kurzfristige zeitliche Veränderungen als auch stabile Unterschiede zwischen verschiedenen Personen untersucht werden. Dazu werden experimentelle Selbstregulationsaufgaben mit Messungen des Glukoseverbrauchs und der zeitgleichen Erfassung der HRV kombiniert. Die Ergebnisse über die biologischen Grundlagen der Selbstregulation werden, so hoffen die Wissenschaftler, auch Anhaltspunkte liefern, wie Selbstregulationsprobleme vermieden werden könnten.