Johannes Gutenberg-Universität Mainz wird Knotenpunkt im Rahmen der Initiative "Netzwerk Teilchenwelt"
09.10.2019
"Netzwerk Teilchenwelt" erhält ab sofort personelle und inhaltliche Verstärkung: Der Zusammenschluss von 30 Forschungsinstituten, die deutschlandweit die Forschung zur Physik der kleinsten Teilchen in die Schulen bringen, kann sich künftig auf sogenannte Knotenpunkte an den Universitäten Bonn, Mainz und Münster stützen. An diesen Schnittstellen sollen neue Angebote für Jugendliche aus dem Forschungsgebiet der Hadronen- und Kernphysik entwickelt und regionale Angebote koordiniert werden.
Ob mit großen Teilchenbeschleunigern wie dem LHC am CERN in Genf, Observatorien wie IceCube am Südpol oder an Beschleunigeranlagen in Deutschland – den Fragen nach Aufbau und Entstehung des Universums gehen weltweit tausende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf den Grund. Sie gewinnen dabei neue Erkenntnisse über Quarks, Neutrinos oder Higgs-Teilchen, die von großer Bedeutung für das Verständnis unserer Welt sind.
Diese moderne Physik stößt bei vielen Jugendlichen auf großes Interesse, geht jedoch in der Regel über den gewöhnlichen Schulstoff hinaus. Deshalb bringen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vom "Netzwerk Teilchenwelt" in ganz Deutschland diese Forschung in die Schulen. In sogenannten Masterclasses können Jugendliche Originaldaten von LHC-Experimenten analysieren oder mit speziellen Detektoren kosmische Teilchen messen. So erhalten Schülerinnen und Schüler einen Einblick in die faszinierende Forschung auf dem Feld der kleinsten Teilchen. Besonders motivierte Jugendliche können sich intensiver mit den Themen befassen und eigene Forschungsprojekte bearbeiten.
Mainzer Knotenpunkt rückt Hadronenphysik in den Fokus
Mit den neu eingerichteten Knotenpunkten wird "Netzwerk Teilchenwelt" seine Angebote ausbauen. Der Mainzer Knotenpunkt wird sich vor allem der Vermittlung der Hadronenphysik widmen, also der Forschung zur Frage, wie genau Quarks und Gluonen die Struktur der uns umgebenden Materie bestimmen. "Zu dieser Thematik werden wir neue attraktive Formate für Schülerinnen und Schüler entwickeln: Mit Streubrettern zum Beispiel wollen wir Experimente zur Hadronenphysik an den weltweiten Beschleunigeranlagen simulieren und so deren Prinzip veranschaulichen", freut sich Prof. Dr. Achim Denig vom Institut für Kernphysik und vom Exzellenzcluster PRISMA+ der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU). "Schlussendlich möchten wir Schülerinnen und Schüler durch unsere Angebote für ein Physik-Studium begeistern, indem wir sie teilhaben lassen an einem ungemein faszinierenden Feld der Physik, das Fragen von fundamentaler Bedeutung adressiert."
Ein Ziel des Knotenpunkts an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster ist es, neue Zielgruppen und Altersklassen für die Teilchenphysik zu begeistern. "In der Schule hat man oft erst in der Oberstufe Kontakt mit der aktuellen Forschung, das Interesse ist aber bereits vorher enorm", so Prof. Dr. Christian Klein-Bösing. "Für jüngere Schülerinnen und Schüler entwickeln wir nun neue Angebote. Darüber hinaus möchten wir eine Masterclass zu den Querschnittstechnologien Künstliche Intelligenz und Detektortechnik entwickeln, die auf den gemeinsam genutzten Methoden der Physik der kleinsten Teilchen basiert."
Allein in Nordrhein-Westfalen gibt es acht Forschungseinrichtungen, die im Netzwerk Teilchenwelt aktiv sind. An der Universität Bonn werden diese Angebote künftig koordiniert, damit sie noch mehr Jugendliche in der Region erreichen. "Wir freuen uns auf eine engere Zusammenarbeit in der Region, um das Angebot für die lokalen Schulen zu erweitern und noch attraktiver zu machen", sagt Dr. Barbara Valeriani-Kaminski.
"Netzwerk Teilchenwelt" wird im Rahmen des Projekts KONTAKT (Kommunikation, Nachwuchsgewinnung und Teilhabe der Allgemeinheit an Erkenntnissen auf dem Gebiet der kleinsten Teilchen) vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Die Projektleitung ist an der TU Dresden.