Betriebsleiter des Mainzer Forschungsreaktors erhält Auszeichnung der American Chemical Society
26.04.2007
Die American Chemical Society (ACS) hat Dr. Norbert Trautmann, den Leitenden Akademischen Direktor am Institut für Kernchemie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU), mit dem Glenn T. Seaborg Award for Nuclear Chemistry ausgezeichnet. Trautmann erhält den Preis für seine Leistungen auf den Gebieten der schnellen chemischen Trennungen und der Lasermassenspektrometrie.
Markenzeichen der Mainzer Kernchemie ist die Erzeugung und chemische Identifizierung kurzlebiger Spalt- und Kernreaktionsprodukte sowie deren Untersuchung mit schnellen chemischen Trennverfahren. Bei diesen Verfahren kann ein chemisches Element innerhalb weniger Sekunden aus einem komplexen Gemisch vollautomatisch abgetrennt werden. Trautmann hat zur Entwicklung dieser Verfahren und ihrer Anwendung bei zahlreichen verschiedenen Elementen wesentlich beigetragen. Außerdem war er entscheidend daran beteiligt, die Resonanzionisationsmassenspektrometrie, auch Lasermassenspektrometrie genannt, für Untersuchungen bei den schwersten Elementen zu nutzen. Mit dieser höchst empfindlichen Methode ist eine Ultraspurenanalyse, also der Nachweis von etwa einer Million Atome eines bestimmten Elements, möglich. So kann zum Beispiel Plutonium in Umweltproben mit der Lasermassenspektrometrie auch bei äußerst geringem Vorkommen noch bestimmt werden.
Der Preis ist nach dem amerikanischen Nobelpreisträger Glenn T. Seaborg benannt, der über viele Jahre an der University of California in Berkeley und am Lawrence Berkeley National Laboratory in führenden Positionen tätig war. Seaborg hat zudem unter zehn amerikanischen Präsidenten als Minister bzw. Berater gedient. Norbert Trautmann, geboren 1939 in Straubing, studierte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz Chemie und promovierte anschließend auf dem Gebiet der Kernchemie. Nach einer Assistenzzeit am damaligen Institut für Anorganische Chemie und Kernchemie der JGU und einem Postdoc-Aufenthalt bei Glenn T. Seaborg und Albert Ghiorso am Lawrence Berkeley Laboratory war er zunächst stellvertretender Betriebsleiter des Forschungsreaktors TRIGA Mainz und ab 1991 für 15 Jahre Betriebsleiter des Mainzer Reaktors, der als einer von nur zwei Kernreaktoren an einer deutschen Hochschule maßgeblich für Grundlagen- und angewandte Forschungen genutzt wird sowie zum Kompetenzerhalt auf dem Gebiet der Kern- und Radiochemie in Deutschland beiträgt.
Hochrangige Auszeichnung
Die seit 1955 vergebene Auszeichnung des Glenn T. Seaborg Award ging unter anderem bereits an vier Nobelpreisträger und ist bislang erst an drei Nicht-Amerikaner verliehen worden: 1988 an Günter Herrmann vom Institut für Kernchemie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, 1997 an Peter Armbruster von der GSI Darmstadt und 1999 an Karl-Ludwig Kratz, wiederum vom Institut für Kernchemie der JGU. Trautmann ist der erste Wissenschaftler, der die drei sehr angesehenen Preise auf dem Gebiet der Kern- und Radiochemie erhalten hat: den Fritz-Straßmann-Preis der Fachgruppe Nuklearchemie in der Gesellschaft Deutscher Chemiker (1984), den Otto-Hahn-Preis der Stadt Frankfurt am Main (1998) und nun den Glenn T. Seaborg Award for Nuclear Chemistry der ACS.
Das Institut für Kernchemie an der JGU besteht seit 1946, der Forschungsreaktor TRIGA Mainz wurde 1965 in Betrieb genommen. Im Mai 2006 wurde mit dem Bau eines neuen Laborgebäudes begonnen, das bis Ende 2007 bezugsbereit sein soll. Dieser Erweiterungsbau wird mit einer hohen technischen Ausstattung und modernsten Sicherheitsstandards versehen. Bei einer Hauptnutzfläche von 570 Quadratmetern betragen die Gesamtbaukosten für das neue Institutsgebäude rund 11,2 Millionen Euro.