Neues DFG-Projekt zur mittelalterlichen Landvergabe in Schottland mit 350.000 Euro gefördert

Forschung zur Bedeutung und Wirkung von Landvergabe in der Herrschaftspraxis von Königen sowie geistlichen und weltlichen Adeligen in Nordost-Schottland im späten Mittelalter

20.03.2018

Ein neues Forschungsprojekt unter der Leitung von Prof. Dr. Jörg Rogge von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) wird die Bedeutung und Funktion der Landvergabe und Landumverteilung in den schottischen Regionen Aberdeenshire, Perthshire und Fife während des Spätmittelalters untersuchen. Das geschieht aus der Perspektive von wichtigen politischen Akteuren in der Region: der schottischen Könige, der Grafen von Fife, von Niederadelsfamilien sowie den Bischöfen und Kapiteln von St Andrews und Aberdeen. Die Praxis der Landvergabe im Rahmen der Territorialpolitik wird in jeweils einer Dissertation aus der Perspektive des Laienadels und des geistlichen Adels untersucht. Dadurch können Gemeinsamkeiten und Unterschiede im territorialpolitischen Handeln beider Gruppen herausgearbeitet werden. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) unterstützt die Arbeiten mit 350.000 Euro.

Die beteiligten Wissenschaftler interessiert insbesondere, welche Bedeutung die Landvergabe und Landumverteilung für die Durchsetzung von Herrschaftsinteressen der beteiligten Akteure hatte, wie sich die Adelsgesellschaft selbst organisiert hat, ob und wie dadurch politische Ordnung geschaffen wurde und welche Bedeutung die Landvergabe dabei im Vergleich zu den "Bonds of Manrent" – einer schottischen Variante von Freundschaftsbünden und Feudalverträgen – hatte. Außerdem bietet der regionale Zugang die Möglichkeit, Belege für die zunehmende Zentralisierung unter den Stewart-Königen James I., II. und III. zu finden.

Ausgewertet wird dazu sowohl neu entdecktes beziehungsweise noch ungedrucktes Quellenmaterial aus den Archiven in Aberdeen, Perth, St Andrews, Hawick und Edinburgh sowie die einschlägige edierte Überlieferung. Da Ländereien und deren Transfer im Mittelpunkt der Untersuchung stehen, liegt der Schwerpunkt in diesem Projekt auf der urkundlichen Überlieferung, andere Quellen wie Chroniken und Verwaltungsschrifttum werden jedoch auch in die Untersuchung einbezogen.