Neue Levitikus-Bearbeitung erhält Förderung der VolkswagenStiftung

Mainzer Bibelwissenschaftler Thomas Hieke erstellt grundlegende Kommentierung des biblischen Buchs Levitikus

02.08.2012

Das biblische Buch Levitikus, das "dritte Buch Mose", gehört zu den grundlegenden Texten des Judentums und des Christentums und hat beide Religionen weitreichend geprägt. Um das Buch umfassend und allgemein verständlich darzustellen, hat Prof. Dr. Thomas Hieke, Professor am Seminar für Biblische Wissenschaften und Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU), eine neue Übersetzung und grundlegende Kommentierung begonnen, die nun mit finanzieller Unterstützung der VolkswagenStiftung abgeschlossen werden soll. Die neue Bearbeitung wird sich sowohl an die Fachwelt als auch an interessierte Laien richten und erscheint im Herder-Verlag, Freiburg.

Das Buch Levitikus hat mit seinen Ausführungen zum Opfergottesdienst, den Reinheitsvorschriften und ethischen Forderungen Kultur und Werte der westlichen Welt stark geprägt. "Zum Beispiel ist die Gabe der liturgischen Versöhnung nach Levitikus 16 zum einen die Grundlage für den höchsten Feiertag im Judentum, den Versöhnungstag Jom Kippur, und zum anderen aber auch maßgeblich dafür, den Kreuzestod Jesu Christi als Heilsgeschehen für alle Christen zu deuten", erklärt Hieke. Als weiteres Beispiel nennt er das Kapitel Levitikus 19: "Ein Basiskapitel für die ethische Grundlegung einer Gesellschaft." Mit der Förderung als "Opus magnum" durch die VolkswagenStiftung kann der Mainzer Theologe ein Jahr lang freigestellt werden und an der Fertigstellung der Kommentierung arbeiten. Die Fördergelder finanzieren eine Nachwuchswissenschaftlerin, die seine universitäre Lehrverpflichtung übernimmt.

Zwar wurde das Buch Levitikus über Jahrhunderte hinweg bis in die Moderne hinein immer wieder ausgelegt und kommentiert, allerdings liegt bislang keine grundlegende deutschsprachige Kommentierung vor, die ein umfassendes Verständnis des Textes von seiner Entstehungsgeschichte her ermöglicht und dabei jüdische und christliche Tradition und Rezeption gleichermaßen berücksichtigt. Hiekes Arbeit zeigt, dass eine ganze Reihe bisher gängiger Interpretationen revidiert werden muss und für manche als schwer verstehbar angesehene Passagen neue und einfache Lösungen vorgeschlagen werden können. Die Ergebnisse werden nicht nur für die Bibelwissenschaft im engeren Sinne, sondern für die Theologie als Ganze ebenso wie für die Kulturwissenschaften von Bedeutung sein.