Nachwuchswissenschaftler der Johannes Gutenberg-Universität Mainz zu Nobelpreisträgertagung eingeladen

Vier junge Wissenschaftler aus Medizin, Kernphysik und Pharmazie treffen Fachkollegen zum wissenschaftlichen Austausch in Lindau

18.06.2015

Zwei Nachwuchswissenschaftlerinnen und zwei Nachwuchswissenschaftler der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) haben eine Einladung zur Tagung der Nobelpreisträger in Lindau erhalten. Das 65. Lindau Nobel Laureate Meeting findet vom 28. Juni bis zum 3. Juli 2015 mit der Rekordanzahl von 65 Nobelpreisträgern statt. Im Zentrum der jährlich stattfindenden Veranstaltung stehen die Begegnungen zwischen den Nobelpreisträgern und dem führenden wissenschaftlichen Nachwuchs aus aller Welt sowie der wissenschaftliche Dialog. Das Auswahlgremium der Organisatoren hat hierzu über 650 herausragende Studierende, Doktoranden und Postdocs aus den Disziplinen Medizin und Physiologie, Physik sowie Chemie ausgewählt, die aus 88 Ländern nach Lindau an den Bodensee kommen werden.

Die ausgewählten jungen Teilnehmer erwartet ein sechstägiges Programm mit zahlreichen Vorträgen und Podiumsdiskussionen. Als besondere Chance sehen viele die Gelegenheit, ihre eigene Forschungsarbeit in einer der Master Classes vorzustellen. Austausch, Vernetzung und Inspiration bilden seit der Gründung der Tagungen im Jahr 1951 ihren Kern. Die vier Teilnehmer aus Mainz freuen sich auf Gespräche mit Fachkollegen aus der Medizin, der Kernphysik und Pharmazie, aber auch auf den fachübergreifenden Austausch.

Thomas Böse ist am Institut für Pathologie der Universitätsmedizin Mainz tätig und befasst sich mit der Anwendung von bioverfahrenstechnischen Methoden zur Entwicklung neuer biomaterialbasierter Therapieansätze im Bereich des Tissue Engineering von Knochengewebe. "Ich freue mich vor allem darauf, bei dem Treffen andere Wissenschaftler mit ähnlicher interdisziplinärer Mentalität kennenzulernen und bei diversen Veranstaltungen sozusagen über den Tellerrand zu schauen", so Böse. Von der Anwesenheit der Nobelpreisträger erwartet er zudem eine inspirierende und motivierende Atmosphäre.

Vera Gülpers beschäftigt sich in ihrer Promotion am Institut für Kernphysik mit theoretischen Berechnungen zur starken Wechselwirkung, der Kraft, die beispielsweise dafür zuständig ist, dass Atomkerne zusammenhalten. Im Bereich niedriger Energien sind solche Berechnungen nur mithilfe numerischer Methoden und Supercomputer machbar. Dies ermöglicht beispielsweise eine theoretische Bestimmung der Struktur von Nukleonen, also den Teilchen, aus denen Atomkerne aufgebaut sind. "Es ist großartig, an diesem Meeting teilnehmen zu dürfen. Man bekommt schließlich nicht jeden Tag die Gelegenheit, Nobelpreisträger zu treffen. Des Weiteren freue ich mich besonders darauf, mich auch mit jungen Wissenschaftlern anderer Fachgebiete auszutauschen", betont Gülpers.

Dr. Miha Mihovilovic arbeitet als Postdoc ebenfalls am Institut für Kernphysik und befasst sich hier vor allem mit Strukturstudien von leichten Atomkernen. So hat Wasserstoff in den vergangenen Jahren großes Interesse auf sich gezogen, weil die derzeit besten Messungen seines Kernradius nicht miteinander übereinstimmen. Die Diskrepanz wird heftig diskutiert, weil sie nicht auf experimentelle Fehler zurückzuführen ist und daher unser Verständnis der grundlegenden physikalischen Gesetze in Frage stellt. "Das Lindauer Treffen stellt eine einzigartige Gelegenheit dar, außerordentliche Persönlichkeiten zu treffen, die es mit ihrem Enthusiasmus und ihrer Leidenschaft für die Forschung geschafft haben, die besten auf ihrem Gebiet zu werden", so Mihovilovic. Außerdem biete das Treffen die Chance, Kollegen aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen kennenzulernen, Ideen auszutauschen, den Horizont zu erweitern und neue Gedanken zu entwickeln.

Ira Schmid befasst sich in ihrer Doktorarbeit am Institut für Pharmazie und Biochemie – Therapeutische Lebenswissenschaften mit der Entwicklung von Nanomaterialien mit enzymähnlichen Eigenschaften, die neue Möglichkeiten bei der Krebstherapie eröffnen sollen. "Da ich selbst an einem sehr interdisziplinären Thema an der Schnittschnelle von Chemie, Pharmazie, Biologie und Medizin arbeite, erhoffe ich mir durch das Meeting in Lindau neue Ideen und Impulse für meine eigene Arbeit", erklärt die Doktorandin. Die Begegnungen mit Wissenschaftlern aus anderen Ländern sowie mit den Nobelpreisträgern bieten nach Schmids Einschätzung die Möglichkeit, ein faszinierendes Wissenschaftsnetzwerk aufzubauen.