Umweltministerin Ulrike Höfken startet Messstation des Landes Rheinland-Pfalz
22.01.2013
Ulrike Höfken, Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten Rheinland-Pfalz, hat heute in Mainz eine mobile Fluglärmmessstation des Landes in Betrieb genommen. Die Anlage wird in den kommenden drei Monaten den Fluglärm auf dem Gelände der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) messen und danach an weiteren Standorten eingesetzt. "Lärm macht krank, dies hat inzwischen auch die Bundesregierung festgestellt. Die Universitätsmedizin Mainz ist in dieser Hinsicht ein besonders sensibler Ort, der direkt unter der Anfluglinie der neuen Landebahn des Frankfurter Flughafens liegt – das heißt, kranke Menschen werden hier durch den Fluglärm in einem Maße zusätzlich belastet, das nicht hinnehmbar ist", betonte Höfken. Mit der neuen, flexibel einsetzbaren Messstation sorge die Landesregierung für eine fundierte und im Zweifel auch gerichtsfeste Datengrundlage, um einen besseren Lärmschutz durchzusetzen.
Höfken wies darauf hin, dass die gegenwärtigen Lärmgesetze in Deutschland die Bevölkerung vor Gesundheitsbeeinträchtigungen nicht ausreichend schützen. Rheinland-Pfalz sei bereits im Bundesrat und zuletzt in der Umweltministerkonferenz initiativ geworden, um im Luftverkehr den Vorrang des Lärmschutzes vor wirtschaftlichen und verkehrlichen Belangen festzuschreiben. Im März werde die Landesregierung in Abstimmung mit anderen Bundesländern eine weitere Gesetzesvorlage in den Bundesrat einbringen. Ziel sei es, in einem ersten Schritt bei der Festlegung von Flugrouten sowie von Start- und Landeverfahren einen systematischen Lärmschutz sicherzustellen. Höfken unterstütze auch die Forderung des Umweltbundesamts nach einem generellen Nachtflugverbot für stadtnahe Flughäfen.
"Wir haben eine hohe Verantwortung für die uns anvertrauten Patienten. Um sie vor Fluglärm zu schützen, fordern wir eine deutliche Entlastung durch Umfliegen des Geländes der Universitätsmedizin Mainz, insbesondere zu den sensiblen Zeiten", so Prof. Dr. Norbert Pfeiffer, Medizinischer Vorstand und Vorstandsvorsitzender der Universitätsmedizin Mainz. "Bei Ostwind werden unsere Patienten von 5 Uhr morgens bis 23 Uhr abends dem Fluglärm ausgesetzt. Mit der Mobilen Fluglärmmessstation haben wir nun die Chance, die Lärmbelastung direkt über uns zu erfassen und zu prüfen, inwieweit die Lärmrichtlinien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) eingehalten werden", ergänzt Prof. Dr. Thomas Münzel, Direktor der II. Medizinischen Klinik und Poliklinik.
Nach den sog. "WHO Night Noise Guidelines for Europe" sind bei Außen-Mittelungspegeln ab 40 dB(A) in der Nacht schädliche Gesundheitseffekte messbar. Ein großer Anteil der Bevölkerung muss der WHO zufolge sein Leben dann anders einrichten, um mit der Lärmsituation in der Nacht umzugehen. Empfindliche Gruppen, z.B. Patienten, sind deutlich stärker betroffen. Ab 55 dB(A) muss die Situation zunehmend als gefährlich für die Gesundheit der Bevölkerung angesehen werden.
Höfken rief von Fluglärm hoch betroffene Kommunen in Rheinland-Pfalz auf, ihr Interesse als zukünftiger Standort für die mobile Fluglärmmessstation gegenüber dem Landesamt für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht (LUWG) zu bekunden. Sie bedankte sich bei der Ärzteschaft, die künftig auch beim "Runden Tisch Lärm" des Landes mitarbeiten werde, für ihr großes Engagement. Die mobile neue Messstation wurde am Dienstag durch das LUWG auf dem Hochhaus der Augenklinik (Gebäude 101) installiert. Zudem betreibt das Land in Mainz-Weisenau, Mainz-Laubenheim und Nackenheim drei stationäre Fluglärmmessstationen. Der Fluglärm in Mainz und dem übrigen Rheinhessen wird darüber hinaus durch weitere Stationen der Stadt Mainz, des Landkreises Mainz-Bingen sowie von privaten Initiativen erfasst.
Die Messergebnisse der mobilen Anlage werden wie bei den anderen Stationen direkt an das LUWG, das Umwelt- und Nachbarschaftshaus (UNH) sowie an den Deutschen Fluglärmdienst (DFLD) geleitet. Auf der Webseite des Umwelthauses im "forum flughafen und region" können Bürgerinnen und Bürger unter "Air Traffic Noise des UNH" live die Schallpegel verfolgen, Auswertungen veröffentlicht der DFLD.