Matthias Pulte im Beraterkreis der katholischen Kirche zur Einrichtung des Forschungsprojekts zu sexuellem Missbrauch

Mainzer Kirchenrechtler plädiert für Reformen zur Prävention von Missbrauch

06.11.2013

Das Forschungsprojekt "Sexueller Missbrauch an Minderjährigen durch Priester, Diakone und Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz" der katholischen Kirche will einen pluralen Ansatz verfolgen und nicht nur die Verbrechen der Vergangenheit aufarbeiten, sondern auch Perspektiven für die Zukunft entwickeln, damit Vorgänge wie sexueller Missbrauch möglichst nicht mehr vorkommen werden. Dabei sollten nach Auffassung des Mainzer Kirchenrechtlers Prof. Dr. Matthias Pulte auch Reformen erwogen werden wie etwa die Förderung von Frauen in kirchlichen Führungspositionen. Pulte gehört dem Anfang 2013 eingerichteten Beraterkreis an, der unter der Leitung des Trierer Bischofs Stephan Ackermann der Deutschen Bischofskonferenz das auszuwählende Forschungskonsortium vorschlägt, das mit dem Forschungsprojekt "Sexueller Missbrauch" in den Jahren 2014 bis 2017 beauftragt wird.

Das anfängliche Projekt zur Aufarbeitung des Missbrauchsskandals war zu Beginn dieses Jahres gescheitert. Die deutschen Bischöfe beschlossen jedoch, am Forschungsvorhaben selbst festzuhalten und es als interdisziplinäres Verbundprojekt neu auszuschreiben. Dazu wurde ein Beraterkreis eingesetzt, der bei der Überprüfung des Projektkonzepts und der Auswahl eines neuen Projektpartners Hilfe leisten soll. Prof. Dr. Matthias Pulte von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) ist als Experte für Kirchenrecht und Staatskirchenrecht Mitglied des achtköpfigen Kreises, der sich nun nach Ablauf der Bewerbungsfrist mit der Auswahl des Forschungskonsortiums, bestehend aus Kriminologen, Psychologen, Psychiatern und Sozialwissenschaftlern, befassen wird.

Das Projekt wird nach Darstellung von Pulte in den kommenden Jahren völlig ergebnisoffen die Fakten recherchieren und verlässliche Daten erheben, aber auch die Hintergründe aufdecken, wie es zu den Verbrechen und ihrem Verschweigen kommen konnte. Im Hinblick auf zukünftige Präventionsstrategien regt Pulte an, sich an kirchlichen Reformen, wie sie von Papst Franziskus angestrebt werden, zu orientieren. "Dazu gehört, das Engagement der kirchlichen Laien zu stärken und in diesem Zusammenhang auch Frauen in kirchlichen Führungspositionen zu fördern und ihnen Verantwortung zu übertragen", so Pulte. "Dem stehen noch viele Amtsträger in der Kirche skeptisch gegenüber." Außerdem müsse das interne Controlling in den Bistümern verstärkt werden. Ein solches Controlling sei nicht auf wirtschaftliche Kontrollen zu beschränken, sondern müsse das gesamte Handeln aller Amtsträger einbeziehen, den Bischof nicht ausgenommen, fordert der Mainzer Kirchenrechtler.