Mainzer Mediziner an weltweit größter Herz-Kreislauf-Studie beteiligt

Neue Ansätze in Prävention und Therapie

11.07.2006

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universitätsmedizin Mainz sind an der klinischen Langzeitstudie PREVENT-it (Proteomics, Genomics and Vascular Endothelial Dysfunction) beteiligt. Ziel ist die Erforschung neuer Ansätze in der Prävention und Therapie von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Das Risiko für das Entstehen dieser Erkrankungen könnte so besser vorhersagbar und die klinische Entwicklung neuer Medikamente optimiert werden. An der Studie werden etwa 15.000 Personen teilnehmen, was sie zu einer der weltweit größten Studien dieser Art macht.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die häufigste Todesursache in der westlichen Welt. In Deutschland sterben allein am Herzinfarkt jedes Jahr rund 150.000 Menschen. Daher zielen zahlreiche Forschungsanstrengungen darauf ab, frühzeitig vorhersagen zu können, ob ein Patient beispielsweise herzinfarktgefährdet ist oder nicht. Im August 2005 hatten Klinikum und Fachbereich Medizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz mit Boehringer Ingelheim eine Zusammenarbeit im Rahmen dieser Studie vereinbart.

Inzwischen ist ein weiteres Zwischenziel erreicht: Eine eigene Station für die Durchführung der Studie ist fertiggestellt. Die Station ist eine der größten klinischen Forschungsstationen an deutschen Universitäten und umfasst mehr als 20 Räume, in denen Laboratorien, Untersuchungszimmer und Räumlichkeiten für Informatik und die Studienauswertung untergebracht sind. Sieben modernste Ultraschallgeräte stehen zur Verfügung, ebenso eine Vielzahl weiterer Geräte zur Untersuchung von Herz- und Kreislauferkrankungen. Gemeinsam mit den inzwischen über ein Jahr ausgebildeten Studienassistenten ermöglicht dies, dass bis zu 20 Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer pro Tag intensiv untersucht und befragt werden können.

"Die PREVENT-it-Studie vereinigt die Expertise verschiedener Fachrichtungen wie Kardiologie, Epidemiologie, Laboratoriumsmedizin, Neurologie, Arbeitsmedizin und Psychosomatik und bildet die Grundlage für wichtige Erkenntnisse in vielen verschiedenen Fachgebieten", erklärt Studienleiter Prof. Dr. Stefan Blankenberg von der II. Medizinischen Klinik. "Eine Pilotstudie läuft bereits, die Hauptstudie soll Anfang September 2006 starten", ergänzt Prof. Dr. Thomas Münzel, Direktor der II. Medizinischen Klinik, die weiteren Schritte und betont, dass die PREVENT-it-Studie ein herausragendes Projekt der Spitzenmedizin in Rheinland-Pfalz im Rahmen einer gemeinsam durch Industrie und Akademia geförderten Wissenschaft darstellt.

"Dieses Vorhaben steht beispielhaft dafür, was universitäre Medizin in Forschung, Lehre und Krankenversorgung zu leisten imstande ist. Hier zeigt sich auch, dass dieses Klinikum mit seinen Ideen, seinen Kompetenzen und seinen Möglichkeiten für Partner hoch attraktiv ist“, betont Dorothee Dzwonnek, Staatssekretärin im Ministerium für Wissenschaft, Weiterbildung, Forschung und Kultur. Im Mainzer Universitätsklinikum sei die Kompetenz für eine derartig große Studie vorhanden. Dort bestehe die Möglichkeit, mit anderen medizinischen Einrichtungen des Klinikums in einer Weise zusammenzuarbeiten und voneinander zu profitieren, wie dies in normalen Häusern der Maximalversorgung kaum möglich wäre. Studierende kämen auf diesem Wege frühzeitig mit klinischer Forschung in Kontakt und würden an einem Vorhaben teilnehmen, das weltweit Aufsehen erregen kann. Zudem leistet die Studie einen spürbaren Beitrag für die Gesundheit der Bevölkerung.

"Die PREVENT-it-Studie ist ein wichtiger Beitrag zu der seit fünf Jahren bestehenden erfolgreichen Profil- und Schwerpunktbildung sowohl in der Wissenschaft als auch in der Patientenversorgung", unterstreicht Prof. Dr. Fred Zepp, Prodekan des Fachbereichs Medizin und Koordinator des Schwerpunkts Präventive Medizin. "Mit der Etablierung des Schwerpunkts Präventive Medizin wird nicht nur eines der zentralen Zukunftsthemen erfolgreich am Universitätsklinikum Mainz umgesetzt, sondern auch die Forschungsaktivität in diesem hochinnovativen Bereich gebündelt und die Expertise weiterentwickelt."

Die PREVENT-it-Studie

In der PREVENT-it-Studie, einer Primär-Präventionsuntersuchung gesunder Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer, werden 15.000 Personen teilnehmen, die im Universitätsklinikum Mainz und im Fachbereich Medizin über viereinhalb Jahre begleitet werden. Erhoben und verglichen werden neben Daten zum allgemeinen körperlichen Zustand Laborparameter, etwa Lipid- und Glukosewerte, sowie DNA- und Eiweißmuster. Eine herausragende Rolle spielt die Bestimmung der Gefäß- oder Endothelfunktion mittels Ultraschall, mit der sich Frühschäden in Blutgefäßen erkennen lassen. Ein wichtiges Ziel ist die Prüfung, ob sich diese Funktion als klinischer Routineparameter für die Bestimmung des kardiovaskulären Risikos eignet.