Kooperation mit Partnern aus dem Mittleren Osten bei der Bereitstellung von Trinkwasser für Siedlungen am Persischen Golf
01.06.2021
Die Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) ist an einem international ausgerichteten Projekt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) beteiligt, das zur Erhöhung der Wassersicherheit im Nahen und Mittleren Osten beitragen will. Dabei sollen über Ländergrenzen hinweg Forschungs- und Entwicklungsprojekte zu innovativen Wassertechnologien oder effizienten Managementansätzen im Wassersektor erfolgen. Die Mainzer Gruppen um Prof. Dr. Sebastian Seiffert von der JGU und Prof. Dr. Michael Maskos, ebenfalls an der JGU tätig und zugleich Institutsleiter des Fraunhofer-Instituts für Mikrotechnik und Mikrosysteme IMM, kooperieren bei dem BMBF-Projekt "HydroDeSal" mit drei Partnern aus dem Iran und dem Irak. "Unser Ziel ist es, mit temperatursensitiven Polymergelen Meerwasser des Persischen Golfs in Trinkwasser umzuwandeln, um damit energieunabhängig, einfach getrieben durch den Tag-Nacht-Wechsel, kleine Siedlungen am Persischen Golf mit Wasser zu versorgen", erklärt Prof. Dr. Sebastian Seiffert, Professor für Physikalische Chemie der Polymere an der JGU. Das BMBF fördert das Vorhaben bis Ende 2024 mit 600.000 Euro.
Mainzer Expertise auf dem Gebiet der Polymergele stellt einen Grundpfeiler des Projekts dar
Vorgesehen ist dazu die Entwicklung von Entsalzungsprozessen auf Basis der membranbasierten und der membranfreien Vorwärtsosmose, einem Verfahren zur Aufbereitung von Flüssigkeiten. Zwei wesentliche Entwicklungsschritte sind zum Erreichen der Projektziele geplant: In der ersten Projektphase werden optimierte Hydrogele und neuartige Membranen entwickelt. In der zweiten Projektphase wird ein Labordemonstrator einer Entsalzungsanlage auf Basis der entwickelten Komponenten realisiert und durch einen Projektpartner im Einsatz vor Ort getestet. "Wir hoffen, dass wir damit eine Grundlage für die Entwicklung von Entsalzungsanlagen schaffen, die kleine Siedlungen unkompliziert mit Süßwasser versorgen können", so Seiffert. Das Projekt will damit nicht zuletzt einen regionalen Beitrag zur Lösung des globalen Problems der Wasserknappheit leisten, unter dem die Bevölkerung in den Ländern des Nahen und Mittleren Ostens besonders leidet. "Die Region ist ja ohnehin von Konflikten geprägt und um hier einem etwaigen Ressourcenkonflikt um Trinkwasser vorzubeugen, der infolge des Klimawandels entstehen könnte, ist diese internationale Zusammenarbeit mit Partnern aus vormals verfeindeten Golf-Staaten sicherlich ein guter Ansatz", so der Wissenschaftler. Seiffert ist auch Sprecher der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Forschungsgruppe "Adaptive Polymergele mit kontrollierter Netzwerkstruktur".
Ein Vorteil des Projekts wird in der multilateralen Zusammenarbeit gesehen. Während der Iran und der Irak über gute akademische und industrielle Kapazitäten auf dem Gebiet der Entsalzung verfügen, tragen die beiden Länder bislang nur zu einem geringen Anteil zur Entsalzungsleistung im Nahen und Mittleren Osten bei – und dies, obwohl der Persische Golf eine große Wasserressource in der Region darstellt. Die deutschen Partner dieses Projekts verfügen über umfangreiche Kenntnisse in der physikalischen Chemie von polymeren Netzwerken und von thermoresponsiven Hydrogelen, in der Nanotechnologie und im Bereich der Entwicklung von kontinuierlichen Herstellungsverfahren. "Mit der Kombination unserer unterschiedlichen Kapazitäten und Kenntnisse werden wir in der Lage sein, das Projekt zielführend voranzutreiben", erwartet Seiffert. Er rechnet außerdem damit, dass auch nach Abschluss des Projekts die Zusammenarbeit zwischen den Partnern aus Deutschland und der Region fortgesetzt und weiter intensiviert wird, um neue Kooperationen auf dem Gebiet der Wasserentsalzung zu etablieren.