Mainzer Doktorandin Jennifer Windt erhält Barbara-Wengeler-Preis 2012

Herausragende Doktorarbeit über philosophische Theorie des Traumbewusstseins findet internationale Anerkennung

19.06.2012

Jennifer Windt ist mit ihrer Doktorarbeit in der Philosophie nach Einschätzung internationaler Experten ein großer Wurf gelungen: Ihre Arbeit über die philosophische Theorie des Traumbewusstseins sei eine ganz außergewöhnlich gute Dissertation, heißt es in den Beurteilungen, die der Vergabe des Barbara-Wengeler-Preises 2012 zugrunde liegen. Die Barbara-Wengeler-Stiftung verleiht den mit 10.000 Euro dotierten Preis jährlich für eine herausragende wissenschaftliche Nachwuchsarbeit, die sich mit der Vernetzung und dem Austausch zwischen Philosophie und Neurowissenschaften beschäftigt. Im vergangenen Jahr hatte Adrian Alsmith, ebenfalls von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU), den Preis erhalten.

Ihre Doktorarbeit "Dreaming: A Conceptual Framework for Philosophy of Mind and Empirical Research" hat Jennifer Windt bei Prof. Dr. Thomas Metzinger am Philosophischen Seminar der Johannes Gutenberg-Universität Mainz verfasst und sich darin auf vielfältige Weise mit einer philosophischen Theorie des Traumbewusstseins beschäftigt. Dabei geht es zunächst um ein tieferes Verständnis des Traumzustandes und seine Bedeutung für eine Theorie des menschlichen Bewusstseins ganz allgemein. "Darüber hinaus bietet die Arbeit dem Leser eine annähernd vollständige Darstellung und kritische Evaluation der gesamten philosophischen sowie kognitionswissenschaftlichen Debatte, inklusive einer kompletten Interpretation aller relevanten neurowissenschaftlichen Daten, und hebt die Diskussion schließlich am Ende durch ein eigenes Modell auf eine neue Ebene", schreibt Metzinger in einer Beurteilung.

Der Traumzustand wird in der Philosophie des Geistes als wichtige Kontrastbedingung für eine generelle Theorie des Bewusstseins und des Selbstbewusstseins gesehen. Was unterscheidet den Wach- vom Traumzustand in erkenntnistheoretischer Hinsicht wirklich und sind Träume überhaupt subjektive Erlebnisse, gibt es im Traum ein echtes Selbst? - lauten einige der relevanten Fragestellungen.

"Dies ist die beste Betrachtung zum Thema Traum in der philosophischen Literatur überhaupt", beurteilt Evan Thompson, Professor für Philosophie und insbesondere Philosophie des Geistes an der Universität Toronto, Kanada, die Arbeit. "Wenn sie veröffentlicht ist, wird sie einen enormen Einfluss auf die Philosophie des Geistes und die Neurowissenschaft des Traums ausüben."

Daniel C. Dennett von der amerikanischen Tufts University, einer der bekanntesten Bewusstseinsphilosophen, schätzt an Windts Dissertation insbesondere auch, dass die Autorin selbst Erfahrungen im Traumlabor gesammelt hat. "Das kommt bei Philosophen, die auch für die empirische Forschung relevant sein möchten, zu selten vor, dass sie wirklich Zeit in Laboren verbringen", so Dennett. Er wertet die Arbeit als substanziellen Beitrag zu einer Wissenschaft und Philosophie der Träume. "Dies ist eine außergewöhnlich gute Dissertation, gut geschrieben, hervorragend recherchiert, einfallsreich und scharfsinnig durchdacht."

Jennifer Windt hat an der Universität Mainz Philosophie, Mittlere und Neuere Geschichte studiert und anschließend in verschiedenen Zusammenhängen über Traum und Bewusstsein gearbeitet. Seit 2009 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Philosophischen Seminar der JGU und Group Manager der von Metzinger gegründeten MIND Group am Frankfurt Institute for Advanced Studies (FIAS). Obwohl das Promotionsverfahren noch nicht abgeschlossen ist, konnte Jennifer Windt bereits einen Buchvertrag mit MIT Press abschließen, wo ihre Arbeit voraussichtlich im Frühjahr 2014 erscheinen wird.