Nachwuchswissenschaftler sollen alternative Blickweisen auf menschliche Grenzerfahrungen an der Schnittstelle von Medizin, Individuum und Gesellschaft entwickeln
17.06.2014
Mit einem außergewöhnlichen Abend mit Lesungen, Vorträgen und Gesprächen von und mit der amerikanischen Bestseller-Autorin Siri Hustvedt und Carl Djerassi, Literat, Biochemiker und Erfinder der Antibabypille, ist das Graduiertenkolleg "Life Sciences, Life Writing: Grenzerfahrungen menschlichen Lebens zwischen biomedizinischer Erklärung und lebensweltlicher Erfahrung" der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) und der Universitätsmedizin Mainz feierlich eröffnet worden. Das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte interdisziplinäre Graduiertenkolleg schlägt die Brücke zwischen der naturwissenschaftlich-medizinischen und der geisteswissenschaftlichen Sphäre. Ziel der beteiligten wissenschaftlichen Disziplinen ist es, alternative Blickweisen auf den Menschen zu gewinnen und gemeinsame methodische Zugänge zu menschlichen Grenzerfahrungen an den Schnittstellen von Medizin, Individuum und Gesellschaft zu entwickeln. Die DFG hat für dieses außergewöhnliche Verbundprojekt der JGU und der Universitätsmedizin Mainz knapp zwei Millionen Euro für eine Förderdauer von zunächst viereinhalb Jahren bewilligt. Schwerpunkte des Kollegs sind Grenzerfahrungen auf den Ebenen Körperlichkeit, Fähigkeiten und Zeitlichkeit. Forschungsquellen für die Teilnehmer des Graduiertenkollegs sind beispielsweise Erlebnisberichte Essgestörter, Traumaexpositionen und Analysen autobiografischer Zeugnisse zu Krankheitswahrnehmung und Krisenbewältigung.
Siri Hustvedt ist Mainz als Kooperationspartnerin des Forschungs- und Lehrbereichs Amerikanistik und dem dortigen Schwerpunkt "Life Writing" wie auch als assoziiertes Mitglied des neuen Graduiertenkollegs "Life Sciences, Life Writing" verbunden. Als Autorin von Weltrang ist sie insbesondere am engen Austausch mit Wissenschaftlern und dem wissenschaftlichen Nachwuchs interessiert, für die sie neue Zugänge zu Narrationen als Wissensform eröffnet.
Carl Djerassi ist ein international renommierter Biochemiker, der maßgeblich an der Entwicklung der Pille beteiligt war und damit einen Meilenstein der Medizingeschichte geschaffen hat. Seit mehreren Jahrzehnten bearbeitet er literarisch mit dem von ihm geprägten Genre "Science in Fiction" zudem die Projektionsfläche, auf der sich Individuum, Lebenswissenschaften und Biomedizin begegnen. Damit erschließt er einen neuen Zugang zum wechselseitigen Verhältnis zwischen dem Leben und den Lebenswissenschaften.